Kusel Quote fällt, Arbeit bleibt

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Ab heute können die Bauern in der EU so viel Milch produzieren, wie sie wollen – sie müssen sich nicht mehr an die staatlich vorgeschriebenen Mengen halten, denn die Milchquote fällt. Trotzdem haben Landwirte, die Kühe halten, kein leichtes Leben, wie eine Umfrage im Landkreis Kusel ergab.

Eine Unterkunft, frisches Wasser, Futter und gute Landluft. Mehr brauchen die 400 Kühe auf dem Straubengrunderhof bei Kurt Christoffel nicht. Sie haben einen offenen Stall, genug Platz, um herumzuspazieren und zu faulenzen. Der Komfort für die muhenden Mieter im Matzenbacher Stall ist hoch. Den Kühen ist der Wegfall der Milchquote sicher egal. Doch vielen Bauern im Kreis macht der Strukturwandel in der Landwirtschaft Sorgen. Für die Milchproduzenten hat sich die wirtschaftliche Lage schon seit Jahren zugespitzt. Die Preise, zurzeit rund 28,5 Cent für den Liter Milch, verlangen nach einer hohen Wirtschaftlichkeit. Ohne Investitionen, ohne Wachstum können die Landwirte heute nicht konkurrieren. Mit 150 bis 200 Milchkühen könne man heute noch wirtschaften, erklärt Kurt Christoffel. Ähnlich sehen dies Robert Letscher aus Albessen und Alex Schneider aus Wiesweiler. Über fünf Jahre habe man die Quote jeweils um ein Prozent erhöht, erläutert Kurt Christoffel. Die Erhöhung sollte die Landwirte zum Investieren motivieren. Außerdem konnten die Bauern seit Einführung der Milchquote Kontingente hinzukaufen. Auch die Mehrproduktion und somit Investitionen seien auf diese Weise nicht sinnlos gewesen, erklärt Kurt Christoffel, aber mit hohen Kosten verbunden. Weil die so erworbenen Quoten begehrt gewesen seien, sei über die Jahre ein lukrativer Zweitmarkt entstanden, erklären die Landwirte. Es habe nämlich Milchbauern gegeben, die ihre Kühe verkauft, aber ihre Quoten behalten hätten. Indem sie die Quoten verpachteten, hätten sie verdient, ohne viel dafür tun zu müssen. Mit solchen Geschäften ist es jetzt vorbei. Und für Landwirte mit Milchbetrieb war die Quote vor allem eins: teuer. Hinzu kam noch eine Strafzahlung für zu viel produzierte Milch, die sogenannte Superabgabe. Auch Kurt Christoffel war davon betroffen, möchte aber keine Zahlen nennen. Obwohl die Milchquote ausläuft, muss für dieses Wirtschaftsjahr die Superabgabe noch gezahlt werden. Dass sich keine Mehrheit für die Stornierung dieser Abgabe findet, liege wohl an den enormen Einnahmen, meint Christoffel. Um wirtschaftlich arbeiten zu können, hat der Landwirt investiert: in drei Melkroboter und moderne Silotechnik. Der Hof ist konkurrenzfähig. Auch Robert Letscher erklärt: Ob mit oder ohne Milchquote, ohne hohe Investitionen in industrielles Gerät komme man nicht mehr aus. Die Kosten von Melkrobotern und modernen, umweltschonenden Silos kann sich der Bauer mit 30 Milchkühen nicht leisten. Auch zusätzliches Personal für die arbeitsintensive Arbeit rund um die Milchkühe sei für den kleinen Familienbetrieb nicht rentabel. Der Bauer aus Albessen wird deswegen in den kommenden Jahren den Milchviehbetrieb einstellen und sich auf den Ackerbau konzentrieren. „Mit dem Wegfall der Quote hat das nichts zu tun“, erklärt er. Seien mehrere Generationen auf dem Hof – zum Beispiel der unersetzliche, „geländegängige Opa in Rente, der arbeitet, wie kein Zweiter“ – und wollten die Kinder ihn weiterführen, würden sich Investitionen lohnen, meint Letscher. Axel Schneider aus Wiesweiler geht es ähnlich. Mit etwa 70 Milchkühen, 70 Jungtieren und einem sehr niedrigen Milchpreis könne der Betrieb kaum kostendeckend wirtschaften, sagt er. An den Arbeitskosten sparen und möglichst viel Arbeit selbst erledigen, würde helfen, meint der Bauer. Urlaub und ein moderner Lebensstandard seien da aber nicht drin. (rma) STICHWORT: Milchquote Die  Quote wurde 1984 von der Europäischen Gemeinschaft (EG) eingeführt, um auf die Überproduktion, die sogenannten Milchseen und Butterberge, zu reagieren. Indem die EG den Landwirten vorschrieb, wie viel Milch sie verkaufen durften, wollten die Politiker Preise stabilisieren und Sicherheiten schaffen. Gleichzeitig hofften sie, damit dem Strukturwandel in der Landwirtschaft  begegnen zu können. (rma)

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