Ludwigshafen Projekt "Polizei im Dialog" wird eingestellt

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Mit großem Aufwand hat das Polizeipräsidium im April 2015 die Internet-Plattform „Polizei im Dialog“ ins Leben gerufen. Nach gut einem Jahr ist klar: Das bundesweit einmalige Projekt wird eingestellt. Der Grund: zu geringe Nutzerzahlen. Das Präsidium setzt künftig auf Twitter und Facebook.

14. April 2015. Gegen 18 Uhr bricht im Besprechungsraum des Polizeipräsidiums in der Wittelsbachstraße Jubel aus. Gefeiert werden die ersten neun Nutzer, die sich auf der wenige Minuten vorher freigeschalteten Internetplattform registriert haben und nun den gewünschten Dialog mit der Polizei beginnen. Ini-tiator des bundesweit einmaligen Projekts war der damalige Polizeipräsident Jürgen Schmitt, der seit Sommer 2015 als Inspekteur der Polizei in Mainz arbeitet. Er setzte aufs Internet, um die Polizei „erlebbarer und offener zu machen“. Daher sollte „Polizei im Dialog“ (PiD) etwas ganz Neues bieten: Informationen zu einigen Sachthemen wurden hier von den Experten aufbereitet und den Nutzern als Lesestoff zur Verfügung gestellt, es gab die Möglichkeit zu Rückfragen und – ganz wichtig – regelmäßig wurden Live-Chats zwischen Bürgern und Polizei angeboten. „Das klingt alles genial und ist eine tolle Idee, von der wir alle überzeugt waren“, sagt nun der neue Ludwigshafener Polizeichef Thomas Ebling (56), der im Juni 2015 auf Schmitt gefolgt ist. Und doch muss er nach Auswertung aller Daten nach der schon von Schmitt vorgesehenen einjährigen Projektzeit eingestehen: „Es ist total schade, aber eine Fortführung von ,PiD’ ergibt keinen Sinn.“ Am Ende der Projektphase hätten sich lediglich 208 Nutzer registriert. „Davon muss man dann noch alle abziehen, die bei der Polizei arbeiten und sich aus Eigeninteresse angemeldet haben“, verdeutlicht Ebling. Wie gering die Resonanz gewesen sei, lasse sich an der Zahl der Bürgerbeiträge erkennen: nur 29 in einem ganzen Jahr. „In dem Projekt hängt so viel Herzblut, und die Kollegen haben hier so viel Zeit investiert. Daher fällt es schwer, eine solche Sache aufzugeben“, sagt Ebling. Aber die Zahlen sprächen eben eine eindeutige Sprache: Ziel sei ja gewesen, mit den Bürgern ins Gespräch zu kommen, und „jetzt müssen wir uns eingestehen: Es war der falsche Weg“. Viele Kollegen aus dem Präsidium hätten sich ehrenamtlich um die „PiD“-Arbeit gekümmert. Doch habe der Aufwand in keinem Verhältnis zum Ertrag gestanden. Sein Vorgänger Schmitt habe das Ende von „PiD“ wie alle Beteiligten enttäuscht zur Kenntnis genommen. „Aber alle akzeptieren es. Wir müssen ja der Realität ins Auge blicken. Das gehört bei einer Überprüfung eines Projekts auch dazu“, sagt Thomas Ebling. Man habe während der zwölf Monate an allen möglichen Schrauben gedreht, um das Projekt zum Erfolg zu führen. Man habe Chats – 14 gab es insgesamt – zu allen möglichen Uhrzeiten angeboten und die Hürden für die Registrierung verkleinert. Auch die Themen habe man bewusst breit gestreut: Fahrradfahrer, Legal Highs, Einbruchschutz, Fasnacht. Einmal ist mit „Ludwigshafen-Nord/Hemshof“ auch gezielt ein Sonderthema einer Stadt ausgewählt worden. „Auch hier hatten wir nur eine Handvoll Teilnehmer“, so Ebling. Dass der Grundgedanke, als Polizei mit den Bürgern in Kontakt zu kommen, nicht falsch sei, „können wir an unseren Erfahrungen bei Twitter und Facebook sehen, die stehen in krassem Gegensatz zu ,PiD’“, sagt Ebling. Sein Referent Thomas Weishaar, der auch die ,PiD’-Arbeitsgruppe geleitet hat, verdeutlicht dies: „Das Präsidium hat bei Facebook 40.000 Fans und bei Twitter über 3000 Follower.“ Alleine die Inspektion Frankenthal habe seit ihrem Twitter-Start im Februar 850 Follower und 440.000 Tweet-Impressions (so oft wurde ein Eintrag bei Twitter gesehen). „Das zeigt, über die Kanäle klappt der Dialog super.“ Daher wolle die Polizei künftig über Facebook und Twitter Informationen zu Themen aufbereiten und den Austausch mit Bürgern suchen. Weishaar ergänzt, dass für viele Bürger die Polizei ohnehin oft präsent sei und über Twitter und Facebook stets erreichbar. Deshalb hätten viele einfach kein Interesse an einer „PiD“-Registrierung gehabt. „Es ist schade, wir dachten, es wird ein Selbstläufer“, bekennt Ebling. Aber auch für die extra programmierte Software hat er schon eine Alternative. „Wir werden sie als interne Plattform für Beteiligungsprozesse nutzen.“

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