Zweibrücken Probleme für Schwangere und Hebammen nach Krankenhausschließung

91-86055649.jpg

Die Geburtsabteilung des Evangelischen Krankenhauses schließt am Freitag nächster Woche (wir berichteten). Schwangere aus Zweibrücken werden zwar an umliegenden Krankenhäusern aufgenommen, ihre Hebamme können sie aber nur mitnehmen, wenn diese einen Vertrag als Beleghebamme mit dem jeweiligen Krankenhaus abschließt. Sigrid Sebald sprach mit der Zweibrücker Hebamme Sigrid Bäcker über die Probleme, die das werdenden Müttern und ihren Hebammen bereitet.

Frau Bäcker, ist die Versorgung der Schwangeren in Zweibrücken und Umgebung gewährleistet, wie der Träger des Evangelischen Krankenhauses versichert, der Landesverein für Innere Mission?

Nein, ist sie nicht. Zumindest nicht ohne zusätzliche extreme Einschränkungen und Belastungen für die werdenden Eltern. Frauen, die kurz vor der Geburt stehen, müssen sich jetzt kurzfristig ein anderes Krankenhaus suchen, mit anderen Ärzten, die sie gar nicht kennen. In Neunkirchen und Homburg wurden bereits Frauen abgewiesen, wie mir erzählt wurde. Das alles ist sehr belastend. Und wenn sie dann ein Krankenhaus gefunden haben, können sie mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht mal ihre Hebamme, die sie kennen und der sie vertrauen, mitnehmen. Wieso nicht? Weil einige der umliegenden Krankenhäuser ihre eigenen, festangestellten Hebammen haben und nicht wollen, dass freiberufliche von außen dazukommen. An anderen Kliniken ist es zwar prinzipiell möglich, dass freiberufliche Hebammen mitkommen, aber dann muss natürlich erst ein Vertrag geschlossen werden, und die Hebamme muss eingearbeitet werden. Man muss das Geburtsteam dort kennenlernen, wissen, wo was ist, wie das Krisenmanagement aussieht, und und und. Das geht nicht von heute auf morgen, das sagt einem ja schon der gesunde Menschenverstand. Werden Sie Schwangere, die Sie gerade betreuen, abgeben müssen? Ja, das wird so sein. Momentan bin ich in Verhandlung mit dem Pirmasenser Hebammenteam, um mit dem Krankenhaus in Pirmasens zusammenzuarbeiten. Prinzipiell haben alle werdenden Eltern die Möglichkeit, frei zu wählen, ob sie weiter von mir betreut werden wollen, auch an einem anderen Krankenhaus, oder ob sie sich für ein anderes Krankenhaus entscheiden. Es ist ihre freie Entscheidung. Schließlich gibt es zum Beispiel auch Schwangere aus dem Bliestal, denen wird es unter Umständen zu weit bis nach Pirmasens sein. Und mit allen vier Krankenhäusern in der Umgebung kann keiner gleichzeitig einen Vertrag abschließen. Werden überhaupt freiberufliche Hebammen gesucht an den umliegenden Häusern? In Neunkirchen ja. Aber die wollen keine, die Schwangere mitbringen, weil sie eh schon so viele Geburten haben und sich vor lauter Arbeit nicht mehr retten können. In Landstuhl arbeiten ausschließlich festangestellte Hebammen. Und in Homburg sind nur angestellte Hebammen gesucht. Die freiberufliche Hebamme, die die Schwangeren individuell betreut, zusammen mit den Frauen ins Krankenhaus kommt, ist nicht mehr gewollt. So wie es in Zweibrücken praktiziert wurde, wird es wohl nirgendwo in der Umgebung mehr angeboten und möglich sein. Finden Sie, dass die derzeitige Situation der Schwangeren und Hebammen in Zweibrücken verharmlost wird? Absolut. Es wird so dargestellt, als sei es gar kein Problem, an eines der umliegenden Krankenhäuser zu gehen. Das ist es aber. Es ist vor allem für die betroffenen Frauen ein Riesenstress, und das kurz vor der Geburt. Es ist unfassbar, wie unmenschlich und rücksichtslos hier gehandelt wurde. Warum schließt die Geburtsabteilung am Evangelischen schon am 15. Juli? Es wurde gesagt, weil das Personal auf der Wochenbettstation nicht mehr komplett zur Verfügung stehe. Das stimmt aber nicht, wir sind alle noch da und würden gern weitermachen. Was stimmt, ist, dass zwei Anästhesisten fehlen sowie ein Teil des OP-Teams. Um sichere Geburtshilfe leisten zu können, muss eine Rund-um-die-Uhr-Bereitschaft vor Ort, im Krankenhaus, besonders auch von diesen Abteilungen gewährleistet sein. Das ist der Grund. (Foto: Steinmetz) |sig

91-86058861.jpg
x