Pirmasens Pirmasens: Apotheke in Schlossstraße schließt

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Martin Gerst zieht in der Schlossstraße die Reißleine. Am 28. Februar schließt er seine Apotheke, die er im Jahr 2010 übernommen hatte. Die Schlossstraße gleiche teilweise einer Geisterstadt, moniert er.

Apotheker Martin Gerst will nicht jammern. „Man kann auch von einer Apotheke gut leben“, sagt der Mann, der seine Apotheke am Sommerwald weiterführen wird. „Dort haben wir gut zu tun.“ Deshalb übernehme er auch die vier Mitarbeiter aus der Schlossstraße. Die Stadtrandlage habe zuletzt zunehmend an Bedeutung gewonnen. „Die Leute schätzen es, am Sommerwald vor der Tür parken zu können.“ Ganz anders sieht Gerst die Entwicklung in der Pirmasenser Innenstadt. Die Schlossstraße sei quasi tot. „Das ist furchtbar“, sagt er. Da fehle einfach die Frequenz. Mit einer Filial-Apotheke, wie er sie geführt habe, seien da keine Gewinne mehr zu erzielen. Deshalb habe er beschlossen, mit dem Ablauf des Mietvertrags Ende Februar die Tür abzuschließen. Ein Grund für die Aufgabe des Standorts sei auch, dass einer seiner Hauptverordner in der Schlossstraße, der Hautarzt Jürgen Knauber, vor einem Jahr seine Praxis schließen musste. „Bis heute wurde kein Nachfolger gefunden, das ist auch bezeichnend für den Zustand an der Ecke.“ Auf die Frage, ob die neue Apotheke im Medi-Center ihn Kunden gekostet habe, sagt Gerst nur: „Ich weiß es nicht.“ Der 50-Jährige vertritt die Auffassung, die schlimme Situation in der Schlossstraße sei auch dem zu langen Festhalten an dem „Phantom Stadtgalerie“ geschuldet. „In der Kaufhalle könnte längst wieder Leben sein.“ Das Abwarten habe andere Entwicklungen gelähmt. Wobei der Apotheker, der früher in der ganzen Republik Urlaubsvertretungen in Apotheken gemacht hat, keiner ist, der generell auf die Stadt schimpft. Er sehe nur für die Innenstadt im Moment kein Licht. „Pirmasens und die Umgebung liebe ich, ich schätze die Menschen hier.“ „Nicht falsch verstehen“, sagt Gerst immer wieder im Gespräch mit der RHEINPFALZ. Für ihn persönlich sei das Aus der Apotheke am Exe kein Dilemma. „Ich hatte bei der Übernahme der Schloss-Apotheke im Jahr 2010 auf Synergieeffekte gesetzt, jetzt wird das Einkaufsvolumen eben wieder geringer.“ Dafür bleibe ihm mehr Zeit für anderes. „Mit 50 macht man sich schon mal Gedanken, ob die Work-Life-Balance stimmt. In der Vergangenheit war das Leben schon zu viel Apotheke.“ Er habe viele Ideen für die Zukunft. „Auf jeden Fall möchte ich mehr lesen, mehr im Pfälzerwald sein.“ Bereits vor einem Jahr hatte Gerst die Marienapotheke in Rodalben verkauft. „Das war aber eine ganz andere Ausgangslage. Das war eine Win-win-Situation. Meine ehemalige Mitarbeiterin Silvia Röder hatte Interesse – und ich konnte mich von einem Stück Beanspruchung befreien.“ Um die Apotheken in Pirmasens ist Gerst generell nicht bange. Er sehe nach „schwierigen Zeiten“ für die verbleibenden Kollegen und sich eine gesicherte Zukunft – trotz des Internets. „Die Leute schätzen die Beratung vor Ort.“ Aber es werde mehr Service erwartet, etwa die Zustellung der Medikamente ins Haus.

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