Rheinpfalz Pfälzer zimmern Prachtwerk

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BUSENBERG/DRESDEN (rö). Die neueste Attraktion auf dem Weihnachtsmarkt „Dresdner Winterlichter“, der gestern in der sächsischen Landeshauptstadt eröffnet wurde, ist ein wahrhaft riesiger Hingucker und wurde aus der Pfalz geliefert: eine fast 27 Meter hohe Weihnachtspyramide mit Glühweinausschank. Handwerklich maßgeblich an ihrer Erschaffung beteiligt war der Busenberger Schreinermeister Günther Hartmann. Er hofft nun, dass es das spektakuläre Werk ins Guinness-Buch der Rekorde schafft.

Etwa zwei Monate lang haben Hartmann und sein neunköpfiges Mitarbeiterteam in seinem Betrieb in Busenberg (Kreis Südwestpfalz) im Auftrag der badischen Firma Kerstin Renz an der Pyramide geschafft. Sieben Stockwerke hoch ragt sie nun auf, misst 26,50 Meter bis zur Spitze des Sterns, der sie über einem Flügelrad mit stolzen acht Metern Durchmesser bekrönt. Verwendet habe man Kiefern- und Fichtenholz aus dem Ramsteiner Sägewerk Rettenmeier, so der Schreinermeister, der die Holzkonstruktion auch selbst entworfen hat. Die Arbeiten seien ihm wohl übertragen worden wegen seiner Erfahrungen im Bau von Weihnachtsbuden. Den stählernen Unterbau fertigte die Firma Hartmut Strempel im hessischen Weilburg. Für die Grundelektroinstallationen – mit Ausnahme der Beleuchtung – sorgte wiederum ein pfälzischer Fachbetrieb: die Firma Edwin Burkhart aus Bruchweiler-Bärenbach. Viel Schweiß dürfte nicht nur bei der Errichtung der – nach Hartmanns Schätzung etwa um die 45 Tonnen schweren – Pyramide geflossen sein, sondern auch bei deren Wiederzerlegung in beförderbare Einzelteile und dem Abtransport Mitte November sowie beim erneuten Aufbau vergangene Woche in Dresden. Das Unterfangen hat darüber hinaus wohl einige Beteiligte auch einiges an Geduld und Anspannung gekostet. Bevor das mutmaßliche Rekordobjekt, auf mehrere Lastwagen verteilt, vom südwestpfälzischen Busenberg auf Reise in Deutschlands Osten gehen konnte, stellte der TÜV bei einer Vorbesichtigung Nachforderungen, wie Jürgen Schröder vom mit der Statik befassten Ingenieurbüro in Jena auf Anfrage erklärte. Es habe jedoch alles bereinigt werden können. Und wie Kerstin Renz’ Rechtsanwalt Klaus-Peter Hornung mit Verweis darauf, dass „lediglich eine Änderung der Zeichnungen notwendig“ gewesen sei, betonte, sei alles „vollständig unproblematisch“ gewesen. Fakt ist: Gestern wurde die imposante „Glühwein-Pryramide“ in Dresden in Betrieb genommen. Wie Frank Schröder von der für die Organisation des Marktes „Dresdner Winterlichter“ zuständigen Agentur mitteilte, erfolgte am Donnerstag die baubehördliche Freigabe. Gleich bei der Markteröffnung am Vormittag habe das Bauwerk, das schon in den Tagen zuvor ein begehrtes Fotomotiv gewesen sei, viele Besucher angelockt. Die Kunden können es sogar ein Stück weit besteigen: bis in die erste Etage, wo über dem ebenerdigen Glühweinausschank ein Gastraum eingerichtet ist. Im Stockwerk darüber dreht sich eine Plattform mit Figuren. Das gewaltige, mit Sternen und Sternschnuppen gezierte Flügelrad oben über der Kuppel an der Spitze rotierte gestern noch nicht. Die Pyramide werde sicher zur „Attraktivitätssteigerung“ des bis 23. Dezember dauernden Weihnachtsmarktes beitragen, ist Schröder überzeugt. Mit einer ebenfalls bestaunenswerten, überaus stattlichen Weihnachtspyramide kann Dresden indes schon seit Jahren glänzen: Sie ist ein Anziehungspunkt auf dem am Donnerstag gestarteten traditionellen Striezelmarkt ganz in der Nähe, und zwar nur 14,62 Meter hoch – jedoch der Rekordhalter in ihrer „Gattung“. 1999 wurde sie als weltgrößte „erzgebirgische Stufenpyramide“ ins Guinness Buch der Rekorde aufgenommen. Anders als das aus der Pfalz herbeigebrachte Bauwerk wird sie jedoch nicht zugleich auch gastronomisch genutzt, sondern soll einfach nur als überdimensionales Schmuckstück von heimischem kunstwerklichen Können zeugen. Eine Konkurrenz für sie sieht man daher bei der Stadt Dresden in der Neuschöpfung aus dem Westen nicht. Und im Übrigen auch nicht zwischen den elf Dresdner Weihnachtsmärkten untereinander. Diese sollen im Gegenteil, wie ein Sprecher der Stadt erklärte, in ihrer Gesamtheit als „Weihnachtsmeile“ für ein ganz besonderes adventliches Ambiente sorgen. Anderswo trumpft man derweil ebenfalls mit einer „XXL-Pyramide“ auf, die bereits im Guinness-Buch der Rekorde eingetragen ist: Die 2010 ursprünglich für den Magdeburger Weihnachtsmarkt entstandene Konstruktion mit rund 20 Metern Höhe wird bisher als größte begehbare Weihnachtspyramide der Welt beworben. Auch darin kann man sich mit Glühwein aufwärmen. Momentan steht sie auf dem Rostocker Weihnachtsmarkt. Ob sie in Bälde ihren Titel an das in der Pfalz fertiggestellte Prachtwerk abtreten muss, wird sich zeigen ...

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