Rheinpfalz PC-Tafel aufgelöst

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Maikammer. Den gemeinnützigen Verein PC-Tafel aus Maikammer, der pfalzweit ausgediente Computer einsammelte und an Bedürftige weitergeben wollte, gibt es nicht mehr. Er steht bereits seit April unter Insolvenzverwaltung und ist inzwischen per Gerichtsbeschluss aufgelöst. Unterschlagung oder Untreue weist der Vereinsgründer Michael Kunz zurück.

Nach Angaben von Insolvenzverwalter Olaf Spiekermann vom Mannheimer Büro der bundesweit tätigen Kanzlei Brinkmann & Partner hat eine Krankenkasse den Insolvenzantrag gestellt, weil Sozialabgaben nicht abgeführt wurden. Die PC-Tafel hatte nur fünf Mitarbeiter, aber eine Vielzahl von ehrenamtlichen Helfern. Zuletzt gab es Standorte in Neustadt, Ludwigshafen und Mannheim. In Kaiserslautern, Pirmasens und Neustadt arbeitete der Verein seit Juli mit den Fairness-Kaufhäusern der Lebenswerk-Genossenschaft zusammen. Lebenswerk-Vorstand Joachim Geimer erklärt auf Anfrage, erst vor zwei Wochen von der Insolvenz erfahren und die Zusammenarbeit sofort beendet zu haben. Insolvenzverwalter Spiekermann spricht von einem sehr ungewöhnlichen Verfahren, weil der Vereinsvorsitzende seiner Auskunfts- und Mitwirkungspflicht bislang nie nachgekommen sei. „Es waren deshalb unter anderem Sicherungs- und Zwangsmaßnahmen erforderlich, die teilweise über den Gerichtsvollzieher und die Polizei durchgeführt werden mussten“, berichtet er. Kunz habe zu einem Zeitpunkt, als der Verein bereits unter Insolvenzverwaltung gestanden habe, einen Umzug von Neustadt nach Mannheim in die Wege geleitet und sei im Namen des Vereins weiter tätig gewesen. Der Verein sei zahlungsunfähig und überschuldet. Es gebe aber eine Insolvenzmasse, aus der die Kosten des Verfahrens getragen werden könnten. Details darüber wollte er nicht nennen. Ob strafrechtlich relevante Aspekte zum Vorschein kämen, könne er nicht sagen. „Das zu prüfen, ist nicht meine Aufgabe. Dafür gibt es Staatsanwaltschaften“, so Spiekermann. Dies gelte auch für ein Angebot, das der Verein für Kleinanleger gemacht habe, denen er zwei bis drei Prozent Zinsen für ihr Geld bot, bei Laufzeiten bis zwölf Monaten. Spiekermann erklärt, dass es zur Vereinsauflösung keine Alternative gegeben habe: „Das ist ja eigentlich eine gute Idee gewesen, Computer einzusammeln, zu reparieren und weiterzugeben. Das hätte man vielleicht fortführen können, aber nicht unter diesen Umständen.“ Die Antwort von Michael Kunz: „Herr Spiekermann ist ein Betrüger, der Forderungen von uns vereinnahmt hat, damit er seine Kosten deckt.“ Er habe Strafanzeige gegen Spiekermann wegen Betrugs gestellt und gehe auch gegen das Insolvenzgericht in Landau vor. Sein Eindruck sei aber, dass die Juristen sich untereinander decken würden. Er finde nicht einmal einen Anwalt, der seine Interessen wahrnehme. Deutschland sei leider kein Rechtsstaat. Im Mannheimer Lager seien noch 500 Rechner, die Spiekermann nun zu Geld mache wolle. Den Umzug nach Mannheim habe er nur in die Wege geleitet, um eine bevorstehende Spende von IBM über 5000 Computer logistisch bewältigen zu können. Der Insolvenzantrag der Krankenkasse sei inhaltlich unbegründet gewesen. Kunz betont, sich nicht bereichert zu haben: „Ich habe für alles, was ich privat genutzt habe, Belege, die jeder einsehen kann.“ Er habe in seinem Leben sicher Fehler gemacht und sei auch mit dem Gesetz in Konflikt geraten, „aber meistens nur wegen Beleidigung, weil ich sage, was ich denke“. Der gelernte Koch, der aus dem Raum Karlsruhe stammt, Jahrgang 1962, hatte die PC-Tafel 2012 an seinem Wohnort Maikammer gegründet. Sein Konzept wurde im Herbst 2015 von der Deutschen Bank beim Wettbewerb „Deutschland – Land der Ideen“ in Berlin ausgezeichnet. Dieser publikumswirksame Preis soll die Spendenbereitschaft deutlich erhöht haben. Auch Prominente setzten sich für die PC-Tafel ein, unter anderem der Moderator Gunther Emmerlich. Im Februar hatte Kunz von 140 Vereinsmitgliedern gesprochen und große Pläne angekündigt. Er suchte Geldgeber, um für 100.000 Euro einen Auftritt auf der Computermesse Cebit finanzieren zu können. Sein damaliger Kommentar: „Perspektivisch ist der ADAC ein kleiner Verein im Vergleich zu uns.“

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