Ludwigshafen Ortsvorsteher Christoph Heller zieht positive Filmfestivalbilanz

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Meinung am Montag: Das zwölfte Festival des deutschen Films auf der Parkinsel ist seit gestern Geschichte. Mit Süd-Ortsvorsteher Christoph Heller (52) haben wir eine Bilanz abseits der dreiwöchigen Kinokultur gezogen. Er hofft auf einen raschen Zeltabbau und wünscht sich, dass die Anwohner im nächsten Jahr besser informiert werden.

Herr Heller, wie viele der rund 60 Filme haben Sie sich angeschaut?

Genau einen. (schmunzelt) Welchen denn? Den Auftaktfilm „Sag mir nichts“. Da geht’s um verwirrte Gefühle in Mannheim. Hat er Ihnen gefallen? Sagen wir es mal so: Filme, die hier gezeigt werden, sieht man nicht allzu oft. Genau das macht sie spannend. Ich bedauere es sehr, dass ich keine weiteren sehen konnte. Aber mein Terminkalender ist prallvoll. Dafür dürften Sie heilfroh sein, dass der Rheinpegel nicht weiter gestiegen ist. Das Festival ist knapp an einer Verlegung vorbeigeschrammt. Ja, das Wetter spielt verrückt. Aber der liebe Gott und Petrus sind wohl Freunde des Festivals. Oder dessen Direktor Michael Kötz hat einen guten Draht nach oben. Ich habe mehrfach die Luft angehalten mit Blick auf den bedrohlichen Wasserstand. Selten zuvor wurde dermaßen penibel darauf geachtet, dass der Autoverkehr von der Parkinsel verbannt und mit einer Flut von Schildern darauf hingewiesen wird. Haben die Festivalbesucher das beherzigt? Die Shuttle-Busse und das Walzmühl-Parkhaus sind extrem gut genutzt worden. Viele Gäste sind zu Fuß oder mit dem Rad gekommen – denen sind alle Anwohner sehr dankbar, weil sie den großen Andrang maßgeblich entzerrt haben. Es hat sich also gelohnt, diesen Schilderwald aufzustellen? Auf jeden Fall. Ebenso hat es sich gelohnt, die Verkehrsführung für den Zeitraum des Festivals neu zu regeln. Insgesamt waren die Rückmeldungen positiv. Ich wünsche mir jetzt schon fürs nächste Jahr, dass man die Anwohner früher und besser über die Details der Verkehrsführung informiert, weil es da große Aufregung und Irritationen gab. Inwiefern? Manche Anwohner haben ihr Auto vor der Haustür versehentlich entgegen der Fahrtrichtung abgestellt, weil sie überrascht waren, dass ihre Straße mit Beginn des Festivals nicht mehr von beiden Seiten einfahrbar ist – die haben dann ein Knöllchen kassiert. Deshalb gab’s an den ersten Tagen furchtbare Irritationen. Ich musste mit dem zuständigen Dezernenten und dem Straßenverkehrsamt Kontakt aufnehmen, um die Anwohner zu beruhigen und damit nicht jeder einen Strafzettel bekommt. Gleichzeitig wurden sie gebeten, die Veränderungen zu beachten. Nach dem Motto: Tut uns den Gefallen, denn wir machen das ja, um euch zu helfen. Einige Strafzettel sind also im Papierkorb gelandet? Ja, so kann man das sagen. (lacht) Wie viele Knöllchen wurden denn insgesamt verhängt? Das kann ich Ihnen nicht sagen. Die Politessen waren jedenfalls regelmäßig vor Ort. Und es gab viele Leute, die darauf hingewirkt haben, den Festivalbesuchern bewusst zu machen, dass sie Rücksicht auf die Parkinsulaner nehmen sollen. Deswegen ist die Anzahl der Knöllchen auch gar nicht so wichtig. Wichtig ist, dass sich der ganze Aufwand gelohnt hat. Und dass die Anwohner nächstes Jahr früher mit ins Boot genommen werden. Wenn ich eine Veranstaltung in dieser Größenordnung durchziehe, wird es jedes Jahr notwendig sein, an gewissen Stellschrauben zu drehen. Aber das ist es wert. Das weiß jeder, der dieses Ambiente und das Flair vor Ort erlebt und genossen hat. Das ist einfach eine traumhaft schöne Kulisse, die von der Strahlkraft her die wirksamste der Stadt ist – national wie international. Ich gönne dem Festival jeglichen Erfolg. Der Ortsbeirat Süd ist da etwas reservierter. Er fordert einen schnelleren Auf- und Abbau der Kinozelte, möglichst binnen zwei Wochen, um das ein Hektar große Gelände zu schonen. Ist das bei den Verantwortlichen angekommen? Dass der Wunsch im Raum steht, ist angekommen. Das weiß ich aus Gesprächen mit der Stadtspitze. Ich gehe davon aus, dass die Zelte schnellstmöglich verschwinden. Aber ich weiß auch, und das habe ich im Ortsbeirat stets betont, dass sowohl Auf- und Abbau eine gewisse Zeit in Anspruch nehmen. Das Ganze hängt ja auch von der Witterung ab. Außerdem braucht man dafür Profis – Leute, die Ahnung haben. Sonst werden Geräte zerstört oder Helfer verletzt. Mein Credo lautet deshalb: Auf- und Abbau so zügig wie möglich, aber so, dass weder Menschen noch Material zu Schaden kommen. Dass Ganze soll nicht an einen Abriss erinnern. Ich glaube, in zwei Wochen ist das nicht vernünftig zu bewerkstelligen. Das ist jedenfalls meine Meinung. Ziel ist es ja, dass vor Ort mal wieder so etwas wie eine Grünfläche entsteht und die jährlichen Kosten von 20.000 Euro für das Einsäen eines neuen Rasens eingespart werden. Ja, es soll grün werden und auf Dauer kein Acker sein. Für eine natürliche Wiese ist alles im Boden, was man braucht. Wir reden über einen Naturpark und nichts Angelegtes. Es geht nicht um einen Golfrasen. Wenn darauf Löwenzahn wächst, dann gehört er da auch hin. Das heißt: abbauen, Boden auflockern, anwachsen lassen – fertig. Sieht das auch Festivalchef Kötz so? Er ist zumindest nicht dagegen. Über 100.000 Besucher in diesem Jahr: Sprengt diese Zahl nicht langsam den Rahmen des Festivals? Es geht nicht darum, ob 90.000 oder 100.000 Gäste kommen, sondern um das Festivalgelände. Die jetzige Größe sollte nicht überschritten werden. Das Fassungsvermögen der Zelte setzt dem Zustrom Grenzen. Das heißt: Auch im nächsten Jahr wird auf dem Bolzplatz kein Zelt stehen, Hochwasser hin oder her.

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