Rheinland-Pfalz NS-Kunst „rechtmäßig erworben“

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Die Berliner Ermittler sprechen von Hehlerei: Ein Bad Dürkheimer und seine Komplizen hätten verschollene Nazi-Kunstwerke heimlich gehortet und nun weiterverkaufen wollen, hat die Polizei am Mittwoch erklärt. Jetzt geht der 74-Jährige in die Offensive. Sein Anwalt erklärt: Der Pfälzer habe alles legal gekauft – und einige Stücke sogar schon in einer Ausstellung gezeigt.

BAD DÜRKHEIM/BERLIN. Das Arno-Breker-Museum in Nörvenich bei Köln ist umstritten. Schließlich widmet es sich vor allem einem Künstler, der zu Hitlers besonderen Günstlingen zählte. 2006 hat ein Redakteur der „Welt“ seine Ausstellung trotzdem beschrieben. Und dabei ein monumentales Wandrelief namens „Kameraden“ aus dem Jahr 1940 erwähnt. Einen gleichnamiges Relief Brekers gehört auch zu den NS-Kunstwerken, die das Berliner Landeskriminalamt am Mittwoch in Bad Dürkheim beschlagnahmt hat. Die Fahnder aus der Hauptstadt ermitteln nach eigenen Angaben mittlerweile gegen neun Personen – darunter ein 74-jähriger Bad Dürkheimer, den sie für einen der Haupttäter halten. Nach RHEINPFALZ-Informationen gehört sein Sohn nun ebenfalls zu den Verdächtigen. Denn ihm gehört eine Halle, in der einige Werke entdeckt wurden. Andere lagerten in einem Gebäude, das sein Vater angemietet hatte. Aufmerksam geworden sind die Ermittler einem Sprecher zufolge, weil vermeintlich verschollenen Stücke Sammlern von NS-Kunst zum Kauf angeboten wurden. Der Anwalt des 74-Jährigen allerdings hat sich gestern erstmals zu Wort gemeldet – und Verkaufsabsichten entschieden bestritten. Vor allem aber behauptet Andreas Hiemsch, dass sein Mandant tatsächlich der Eigentümer der Stücke sei: „Die Kunstgegenstände wurden vor mehr als 25 Jahren von der russischen Armee und den früheren Herstellern rechtmäßig erworben.“ Trotzdem haben die Berliner Behörden am Donnerstagabend schon zwei lebensgroße Pferdestatuen abtransportieren lassen, die einst Hitlers Reichskanzlei zierten. Sie stehen jetzt auf dem Bundespolizeigelände in Bad Bergzabern. Ob dort noch mehr Kunstgegenstände hingebracht werden, war gestern nach Angaben einer Sprecherin noch offen. Anwalt Hiemsch beklagt derweil, dass es für diese Eingriffe der Behörden gar keine Grundlage gebe. Und die Privatsphäre seines Mandanten sowie seiner Familie „empfindlich verletzt worden“ sei. Kritik am Vorgehen der Berliner wird derweil auch in Mainz laut. Der hinter vorgehaltener Hand verbreitete Vorwurf: Die Ermittler aus der Hauptstadt hätten die rheinland-pfälzischen Behörden übergangen. Ein Berliner Polizeisprecher kontert: Dass sie anrücken wollen, hätten sie der Inspektion in Bad Dürkheim schon Tage vorher gesagt, den genauen Einsatzort hätten sie „eine Stunde vor Einsatzbeginn“ durchgegeben. Und gleichzeitig ein Fax an die zuständige Staatsanwaltschaft geschickt. Auch auf die Vorwürfe des Anwalts reagiert er gelassen: „Wir werden das jetzt in Ruhe prüfen.“ Gegen den 74-Jährigen lässt sich beispielsweise anführen, dass ein Teil der bei ihm aufgetauchten Werke zur Wende-Zeit unter mysteriösen Umständen verschwunden war. Doch umgekehrt liefert Anwalt Hiemsch Belege dafür, dass der Bad Dürkheimer ein gutes Gewissen hatte. Der Jurist behauptet: Die beiden Bronzepferde habe sein Mandant schon ganz offiziell „einer musealen Einrichtung des Bundes“ als Leihgabe angeboten, die sei nur nicht darauf eingegangen. Andere Werke aus dem Bad Dürkheimer Fund seien sogar schon jahrelang öffentlich gezeigt worden – im Arno-Breker-Museum bei Köln. Belege wie Ausstellungskataloge bleibt er einstweilen schuldig, und auch im Museum selbst war gestern niemand erreichbar. Bleibt fürs Erste der Bericht der „Welt“ aus dem Jahr 2006. Und damit ein Hinweis darauf, dass ein Breker-Relief namens „Kameraden“ dort tatsächlich an einer Wand hing.

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