Sport Norwegische Babyschaukel

Kaiserslautern. Man konnte es ahnen. Als Ruben Jenssen den 1. FC Kaiserslautern gegen Union Berlin mit 1:0 in Führung gebracht hatte, bejubelte er sein Tor mit der Babyschaukel. So was macht ja keiner ohne Grund. Gestern bestätigte der Norweger anlässlich der Pressekonferenz vor dem Zweitliga-Auswärtsspiel beim SC Paderborn (morgen, 18.30 Uhr), dass er zum zweiten Mal Vaterfreuden entgegenschaut.

Seine Frau ist im vierten Monat schwanger. „Wir freuen uns auf ein weiteres deutsches Kind“, unkte Jenssen. Die Frage ist, ob es auch ein Kaiserslauterer Kind wird. Der Vertrag des 27-Jährigen endet am 30. Juni. Die Zukunft ist offen. Die Verhandlungspartner befinden sich in Gesprächen, beide Seiten seien „positiv“, sagt Jenssen. Geht es nach Trainer Konrad Fünfstück, muss der Mittelfeldspieler unbedingt in Kaiserslautern bleiben. Fünfstück rühmt Jenssen als Vollprofi, als laufstarke, auf vielen Positionen einsetzbare Fleißbiene, als einen verlängerten Arm. „Ich muss ein bisschen aufpassen, dass ich es nicht übertreibe, sonst steigt sein Marktwert ja immer weiter und er wird für andere Vereine noch interessanter“, sagte Fünfstück zu Beginn seines Lobliedes mit einem Augenzwinkern, „aber ja: Es ist mein Wunsch, dass Ruben weiter unsere Farben trägt.“ Offenbar hat Jenssen nun auch das Toreschießen (wieder) für sich entdeckt. Das 1:0 gegen Union war sein dritter Saisontreffer. Die Freude überdauerte die 90 Minuten jedoch nicht. 2:2 nach einer 2:0-Führung – das stellte auch Jenssen nicht zufrieden. „Direkt nach dem Spiel war ich sehr enttäuscht“, sagt er, „aber wir müssen nach vorne schauen“. Auch Fünfstück rät zur Zuversicht und zu einer raschen Vergangenheitsbewältigung: „Wir wären schlecht beraten, würden wir trauern.“ Immerhin ist der FCK seit drei Spielen ungeschlagen. Der nächste Gastgeber wäre über solch einen statistischen Wert höchst erfreut. Der SC Paderborn hat sich den Status des schlechtesten Bundesliga-Absteigers seit 14 Jahren erarbeitet. Acht Spiele warten die Ostwestfalen schon auf einen Sieg, drei Begegnungen auf ein eigenes Tor. Für Trainer Stefan Effenberg wird das Duell mit dem FCK zum Endspiel stilisiert. Konrad Fünfstück ist verwundert, wie eine vor Rundenbeginn zum Kreis der Aufstiegsanwärter gezählte Mannschaft bis auf Rang 16 durchgereicht wurde. Er verlangt von seiner Elf Mut und Entschlossenheit, Wachsamkeit und Erfolgshunger von Beginn an. Und er warnt Mannschaft und Umfeld davor, den Widersacher einzig an der Tabelle zu bemessen. „Der SC Paderborn ist definitiv besser“, sagt er. Die individuelle Qualität sei in der zweiten Transferperiode weiter gestiegen, etwa durch den Zukauf des einstigen Zweitliga-Torschützenkönigs Jakub Sylvestr. Bester Paderborner war bisher Lukas Kruse. In der Torhüter-Rangliste des Fachmagazins „Kicker“ belegt er Platz fünf. Marius Müller ist Zehnter. Beim Remis gegen Union patzte der 22-jährige Lauterer vor dem Ausgleich schwer. Konrad Fünfstück sieht dennoch keinen Grund, an seiner Nummer 1 zu zweifeln oder den Stab über ihn zu brechen. „Er ist so stabil, hat eine so gute Saison gespielt – das wird er meistern.“