Sport Norbert Meier im Interview: „Erfahrung gefragt“

Trainer Norbert Meier setzt beim Fußball-Zweitligisten 1. FC Kaiserslautern im Abstiegskampf auf seine Routiniers. Der Coach hofft auf die schnelle Genesung von Abwehr-Ass Ewerton und vertraut auf die Qualitäten von Kapitän Halfar. Meier lobt den Teamgeist. Herr Meier, der FCK hat fünf Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz. Können Sie verstehen, dass viele Menschen in der Region, dass viele Fans des FCK Angst um den Verein haben? Ich versuche immer, wenn Menschen Sorgen haben, nicht kalt darüber hinweg zu sehen, sondern die Sorgen der Menschen ernst zu nehmen. Wir im Trainerteam machen uns auch Gedanken, schauen, dass wir die Verletzungen unserer Spieler in den Griff bekommen. So gesehen tut uns die Länderspielpause gut. Man muss sehen, dass ein Ewerton sich in Bielefeld zur Verfügung stellte, obwohl die Nähte nach seiner Fleischwunde an der Achillessehne noch drin waren. Ewerton geht mit seiner Leistung sonst immer voran, da hat man aber gesehen, dass ihm zwei Wochen lang der Trainingsrhythmus fehlte. Jetzt sind die Nähte raus und er ist im Lauftraining. Wir hoffen auch, dass wir einen Przybylko bald wieder hinbekommen. Kann Kacper Przybylko, der sich jetzt fast ein Jahr mit den Folgen eines Mittelfußknochenbruchs plagt, im Abstiegskampf noch zu einer Option für den FCK werden? Das weiß ich noch nicht. Wir müssen sehen, dass er die Entzündung aus dem Fuß bekommt. Er weilt jetzt an einem anderen Ort, wo wir bei einem Spezialisten auf Lösungen hoffen. Wir haben ja auch die Probleme mit anderen Spielern, die langzeitverletzt waren, wie Daniel Halfar mit seiner Hüfte, den wir immer mal wieder aus dem Training nehmen müssen. Zoltan Stieber war lange krank, Sebastian Kerk, Jacques Zoua… Die Länderspielpause ist für uns nicht so verkehrt. Herr Meier, seit Sie FCK-Trainer sind, gab es drei Niederlagen, drei Unentschieden, zwei Siege – das 0:2 in Bielefeld, die Art und Weise wie die Mannschaft da aufgetreten ist, war ein brutaler Rückschlag … Das stört mich schon, wenn man jetzt von einem generellen Mentalitätsproblem spricht … Aber das Wort haben Sie doch selbst benutzt ... Ja, aber ich habe dann nur von einer Halbzeit, der zweiten Halbzeit von Bielefeld gesprochen. Die Mannschaft hat sich ja sonst auch anders gezeigt. In Hannover hat sie sich trotz großem Kampf nicht belohnt, in Dresden nach 2:3 noch ein 3:3 gemacht, gegen Heidenheim noch das 1:1 nach dem Rückstand erkämpft. Vergleichsweise stehen wir punktemäßig besser da als zum gleichen Zeitpunkt der Hinrunde – wobei ich das überhaupt nicht als Kritik an meinem Vorgänger verstanden wissen will. Der Unterschied ist nur, die anderen punkten auch … In der Hinrunde waren’s sechs Punkte aus den ersten acht Spielen, jetzt sind es neun. Wie haben Sie Bielefeld, wie haben Sie die desolate zweite Halbzeit aufgearbeitet? Das arbeiten wir sicherlich auf – mit Gesprächen, mit Videos. Es geht jetzt aber nicht, der Mannschaft den Garaus zu machen. Es sind die Spieler, die es auch schon besser gemacht haben. Es bringt jetzt nichts, den Stab über sie zu brechen. Das sind unsere Spieler – andere haben wir nicht! Und andere bekommen wir jetzt auch nicht! Neun Spiele bleiben. Ist es angesichts der sehr schwachen Auswärtsbilanz ein Vorteil, dass es fünf Heimspiele und nur vier Auswärtsspiele sind? Das weiß ich nicht. Wir müssen jedes Spiel für sich sehen. Wir bereiten uns immer akribisch vor. Und wir ärgern uns natürlich über Bielefeld, von denen wir uns mit einem Sieg hätten absetzen können. Wir hätten das 1:0 machen müssen. Es gab Situationen, die wir nicht sauber zu Ende gespielt haben. Stichwort Jacques Zoua. Hat er Bielefeld unterschätzt? Das war nicht der „Bulle“, der drauf geht. Das sah aus, als wollte er so ein bisschen kicken, die Bielefelder austricksen, alles spielerisch lösen. Nein, er hat das nicht unterschätzt. Man muss sehen: Der Spieler hatte keinen Urlaub, er war beim Afrika-Cup, hatte viele Spiele. Dass dann nach der Rückkehr auch mal eine Delle kommt, ist ganz normal. Das sieht man ja auch bei den Anderen, die lange fehlten. Sebastian Kerk war ja schon wichtig mit seinen Standards. In Bielefeld aber ging gar nichts, er spürte das, verriet das auch mit seiner Körpersprache. Ein Ausfall … „Kerko“ hat unbestritten seine Fähigkeiten. Es gibt eben Spieler, die trotz allem mit ein, zwei Situationen den Unterschied machen können. So wie er mit seiner Kopfballvorlage, als Robert Glatzel das 1:0 hätte schießen können, müssen? Ja. Aber wir können nicht erwarten, dass Robert alle rein macht, dass er immer trifft. Aber er war wieder da … Und normalerweise macht er ihn rein. Daniel Halfar rennt und kämpft – unterm Strich kam wieder nichts dabei heraus … In der ersten Halbzeit war er sehr aktiv. Nach der Pause hat er nicht mehr seinen Rhythmus gefunden. Mit dem schnellen Tor wurde Bielefeld stärker, auch wenn das zweite abseits war. Wir können besser spielen – das haben wir auch angesprochen. Was erwarten Sie von Daniel Halfar in seiner Rolle als Kapitän? Grundsätzlich muss bei uns auf dem Platz mehr gesprochen werden. Bei Ewerton, der das könnte, kommt das Sprachproblem dazu. Daniel muss als Kapitän weiter vorangehen. Er muss, was er ja auch tut, mit den Jungen sprechen. Daniel ist immer bemüht, seine Leistung abzurufen. Vielleicht braucht er auch nur ein Erfolgserlebnis, einen ganz besonderen Pass, der zum Tor führt. Sie haben mit Zoltan Stieber einen klasse Fußballer im Kader, der bei Ihnen noch keine Rolle spielte. Kommt er jetzt? Er ist ja leider immer wieder zurückgeworfen worden. Jetzt war er krank. Magen-Darm, ein Infekt. In der Summe muss es passen. Wir sind als Trainerteam verpflichtet, das große Ganze zu sehen: Du wirst die Liga nicht nur fußballerisch rocken! Wo ist Marcel Gaus für Sie wertvoller: als Linksaußen wie zuletzt oder als linker Verteidiger? Das muss man von Spiel zu Spiel entscheiden. Er ist ein hungriger Spieler, der auch eine starke physische Verfassung mitbringt. Er macht zwar auch mal seine Fehler, tut uns durch seine Robustheit aber sehr gut. Er ist ein gestandener und erfahrener Zweitligaspieler. Sie haben auch ganz junge Profis im Kader – beispielsweise Nicklas Shipnoski. Kann einer dieser Jungs, die den Kopf frei haben, als Joker helfen? Das wollen wir nicht grundsätzlich ausschließen. Aber in dieser Situation wird viel durch Erfahrung gemeistert! Wir haben ja schon die jüngste Mannschaft, wir haben gute, talentierte Jungs. Die Mannschaft ist absolut intakt, die Stimmung ist gut. Wir brauchen dieses vernünftige Miteinander, geprägt von der Gier nach Siegen, um unser Ziel zu erreichen. Die FCK-Fans waren zuletzt daheim gegen Heidenheim der zwölfte Mann. Wie wichtig sind die Fans im Abstiegskampf? Ganz wichtig! Wir sollten aber nicht die Zuschauer in die Pflicht nehmen. Es ist klasse, wenn sie uns so unterstützen. Der Funke aber muss  von uns auf die Fans überspringen. Das war auch in besseren Zeiten auf dem Betzenberg so. Der Fan weiß, dass ihn die Mannschaft braucht. Verträge laufen aus, es wird gepokert, die Zukunft der Leihspieler ist offen, ist das ein Handicap im Abstiegskampf? Ich habe schon als Jugendtrainer in Gladbach und bei Bayer Leverkusen gesehen, das erste halbe Jahr ist immer schön. Dann geht es darum, wird der Spieler übernommen, wird er Profi, geht er in die U23 oder weg. Da muss man immer wieder höllisch aufpassen. Das ist meine Aufgabe. Ich habe die Einstellung und erwarte das auch von meinen Spielern: So lange ich einen Vertrag habe, werde ich alles für meinen Verein tun. Die Leihspieler müssen sich ja auch empfehlen, die Spieler mit auslaufenden Verträgen auch, um neue Verträge zu bekommen. Nächsten Sonntag kommt Eintracht Braunschweig. Die Mannschaft von Torsten Lieberknecht steht nach zwei späten Siegen wieder auf einem Aufstiegsplatz ... Es spricht für diese Mannschaft, dass sie nicht aufsteckt und auch spät Spiele entscheidet. Für uns als Mannschaft aber ist immer etwas drin.

An dieser Stelle finden Sie ein Video via GlomexSport.

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