Rheinland-Pfalz Noch mehr Nazi-Kunst entdeckt

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BAD DÜRKHEIM. Das Technische Hilfswerk hat gestern in Bad Dürkheim die beiden lebensgroßen Bronzepferde abtransportiert, die einst Hitlers Reichskanzlei in Berlin zierten. Gleichzeitig haben Ermittler in der Kurstadt weitere verschollene Nazi-Kunstwerke identifiziert. Darunter sind nun auch Statuen des Bildhauers, für den der „Führer“ besonders schwärmte.

Hitler war begeistert: Die Plastiken für den Ehrenhof der Reichskanzlei gehörten „wohl zum Schönsten, was in Deutschland je geschaffen wurde“, jubelte er. Also bekam ihr Schöpfer Arno Breker (1900-1991) jede Menge Aufträge – zum Beispiel für tonnenschweren Friese, die Aufmarsch-Achsen und einen riesigen Triumphbogen schmücken sollten. Eines dieser Reliefs hatte die Polizei schon am Mittwoch in Bad Dürkheim entdeckt (wir berichteten). Gestern haben Ermittler weitere Fundstücke Breker zugeordnet: zwei zusätzliche Monumentalreliefs („Rächer“ und „Kameraden“) sowie zwei Statuen. Der „Künder“ war den Recherchen von Kunstgeschichtlern zufolge für das Nürnberger Reichsparteitagsgelände bestimmt, die „Berufung“ sollte einen nie gebauten Komplex aus „Führerpalast“, gigantischem Kuppelbau und Wehrmachtszentrale in Berlin zieren. Friedlicher wirken zwei Frauenstatuen von Fritz Klimsch (1870-1960). Während der Original-Standort der „Galathea“ unbekannt ist, schmückte die „Olympia“ den Garten der Reichskanzlei. Nun hat die Polizei die beiden nackten Damen nach eigenen Angaben bei einem Verwandten eines 74-jährigen Bad Dürkheimers sichergestellt. Letzteren halten die Beamten derzeit für einen von drei Haupttätern, insgesamt wird nach wie vor gegen acht Personen ermittelt. Schließlich gehen die Behörden davon aus, dass die Kunstwerke eigentlich der Bundesrepublik gehören. Verschwunden waren sie zur Wende-Zeit – nachdem bundesdeutsche Medien darüber berichtet hatten, dass die Werke berühmter Nazi-Künstler schon seit Jahren auf einem Kasernengelände der Sowjetarmee im brandenburgischen Eberswalde standen. Den Sportplatz der Soldaten hatten auch zwei Bronze-Pferde des Bildhauers Josef Thorak (1898-1952) geziert, die einst für die Reichskanzlei entstanden waren. Auch sie lagerten in einer Bad Dürkheimer Halle und waren bereits am Mittwoch von der Polizei identifiziert worden. Das Gebäude hatte der Bad Dürkheimer vor einigen Jahren angemietet. Augenzeugen haben dort auch schon diverse Oldtimer gesehen. Gestern standen in der Halle nurmehr ein altes Feuerwehr-Fahrzeug. Und, in einer Ecke, die Bronzepferde – unter schwarzen Planen, aber von den Konturen der Köpfe her klar erkennbar. Kurz nach 19 Uhr rückte das Technische Hilfswerk (THW) aus Neustadt mit Autokran und Tieflader an, um zunächst diese beiden Figuren abzutransportieren. Es war schon nach 21.45 Uhr, als sich der Konvoi in Bewegung setzte, die wuchtigen Figuren „angeschnallt“, aber nicht abgedeckt, auf der Pritsche. Zwischengelagert werden sollen sie auf einem Polizeigelände, das die Behörden einstweilen geheim hielten.

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