Ludwigshafen Niedriger Rheinwasserstand: Frachtschiffe fahren sich fest

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Wegen des niedrigen Rheinwasserstands haben sich zwei Schiffsunfälle in Ludwigshafen und Mannheim ereignet. Nahe der Rhein-Galerie ist ein Container-Schubverband auf Grund gelaufen. Auf der gegenüberliegenden Seite hat sich ein mit 900 Tonnen Kunstdünger beladener Frachter festgefahren. Die Bergungsarbeiten gestalten sich schwierig.

Das Containerschiff „Grindelwald“ und der Leichter „Mürren“ haben sich am Mittwochmorgen festgefahren. Der 180 Meter lange Schubverband war vom belgischen Nordseehafen Antwerpen nach Basel in der Schweiz unterwegs. Eigentlich wollte der Kapitän gestern gegen 9 Uhr in Ludwigshafen in Höhe des Getreidespeichers unweit der Rhein-Galerie nur kurz anlegen. Die Besatzung sollte von Bord gehen und eine neue Crew das Schiff übernehmen, damit es rund um die Uhr Fracht transportieren kann. Deshalb verließ das Gütermotorschiff mit seinem angekoppelten Leichter die sichere Fahrrinne und nahm Kurs auf die Uferkante. Doch dann lief der Verband mit seiner Steuerbordseite auf Grund. „Die Besatzung hat den Wechsel an dieser Stelle schön öfter gemacht – auch bei Niedrigwasser. Doch diesmal hat es nicht gereicht“, bilanziert Marc Hannig, stellvertretender Leiter des Wasser- und Schifffahrtamts Mannheim. Bei der Havarie wurde niemand verletzt, und auch der Schiffsrumpf hat kein Leck abbekommen. Doch wie soll das mit zahlreichen je 30 Tonnen schweren Containern beladene Schiff wieder freikommen? „Es liegt nicht komplett auf, daher gibt es die Möglichkeit, den Schubverband zu trennen und dann freizuschleppen“, meint Hannig. Den Einsatz eines Krans von Land aus hält der Schifffahrtsexperte für kaum möglich. Gestern Nachmittag machten sich die Verantwortlichen an Bord ein Bild von der Lage. Heute Mittag soll ein weiterer Schubverband mit einem Abschleppmanöver versuchen, dass die „Grindelwald“ und die „Mürren“ wieder genug Wasser unter den Kiel bekommen. Verantwortlich für die Bergung ist ein sogenannter Havariekommissar im Auftrag der Versicherung der holländischen Reederei. Das Schifffahrtsamt sorgt für Sicherheit bei dem Manöver. Das Containerschiff ist nicht das einzige Wassergefährt, dem der niedrige Rheinpegel zum Verhängnis wurde. Am Dienstagabend fuhr sich auch das mit 900 Tonnen Dünger beladene Güterschiff „Sirene“ auf der Mannheimer Seite nördlich der Kurt-Schumacher-Brücke fest. Der Schiffsführer aus Frankreich soll nach Polizeiangaben die deutschsprachigen Warnungen vor Untiefen im Funk nicht verstanden haben. Als die „Sirene“ auf Grund lief, versuchte der Schiffsführer erfolglos, den Havaristen freizubekommen. Dadurch wurde die Kiessohle am Flussboden hochgewirbelt und hat sich an anderen Stellen abgelagert und so neue Untiefen geschaffen. Die Mannheimer Hafenbehörde hat deshalb gestern Nachmittag erst einmal den Bereich um die „Sirene“ freigebaggert. Den Kapitän erwartet nun eine Anzeige, denn er hätte sich das Manöver vom Schifffahrtsamt genehmigen lassen müssen. Die Behörde hat gestern erlaubt, dass heute ein Teil der Ladung mit einem Kranschiff auf einen anderen Frachter umgeladen werden kann, damit die „Sirene“ leichter wird und wieder freikommt. Das etwa zehn Meter von Fahrrinne festliegende Schiff ist gestern Abend mit Signalen gesichert worden, damit es in der Nacht für die Binnenschiffer sichtbar war. Der Container-Schubverband auf der Ludwigshafener Seite liegt etwa 40 Meter von der Fahrrinne entfernt. Daher sind von den Behörden bis zur Bergung keine besonderen Sicherheitsmaßnahmen wie Signaltonnen oder Lichter vorgesehen. Der Verband ist wegen des niedrigen Wasserstands nicht voll beladen und hatte nach Angaben des Schifffahrtsamts zum Unfallzeitpunkt einen Tiefgang von 1,30 Meter. Der Rheinpegel Mannheim lag gestern bei 1,47 Meter. Die Fahrrinne ist ausgebaggert und etwa 1,95 Meter tief. Doch im Ludwigshafener Uferbereich wird vom Fluss vermehrt Kies und Geröll abgelagert. Die Folge: Schiffe haben dort weniger Wasser unter dem Kiel.

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