Sport Neuer Minimalismus

Der 1. FC Kaiserslautern bleibt mit dem 0:0 bei Zweitliga-Schlusslicht St. Pauli zum sechsten Mal in Serie unbesiegt. Dank der starken Defensive hat der FCK mit nur zehn Toren 18 Punkte geholt – eine Kunst.

Ein bisschen neidisch ist Ewald Lienen im Moment schon auf Tayfun Korkut. Der 63 Jahre alte Kultcoach des Kultvereins FC St. Pauli gab dies nach dem 0:0 seiner Mannschaft gegen Korkuts 1. FC Kaiserslautern am Freitagabend am Hamburger Millerntor unumwunden zu. Als der FCK-Trainer nach der fußballerisch eher mäßigen, dafür aber sehr kampfbetonten und spannenden Partie des 15. Zweitliga-Spieltags von seinem „20 Punkte plus“-Ziel für die Hinrunde sprach, meinte Lienen: „20 Punkte, die hätten wir auch gerne.“ Auch die Miene, die der Trainerfuchs dabei aufsetzte, sorgte für leises Gelächter im Pressekonferenzraum der mit 29.037 Zuschauern einmal mehr so gut wie ausverkauften Arena. Die Stimmung ist deutlich besser als die Lage beim unverdrossenen Kiezklub. Um 20 Punkte zu erreichen – 40 Zähler nach allen 34 Spieltagen sind die gerne genannte Messlatte für den Klassenverbleib –, muss St. Pauli noch sehr viel tun. Viermal gewinnen und einmal ein Unentschieden erreichen zum Beispiel. Das kann frühestens bis Februar 2017 klappen, 2016 stehen nur noch zwei Spieltage an. Mit nunmehr sieben Zählern und überhaupt erst einem Saisonsieg sind die Hamburger weiterhin abgeschlagenes Schlusslicht. Die auf Platz zwölf rangierenden Lauterer dagegen sind seit jetzt sechs Partien unbezwungen, auf ihre drei Siege in Serie sind nun drei Unentschieden hintereinander gefolgt. 18 Punkte stehen zu Buche, ein Heimsieg am Samstag (13 Uhr) gegen den momentanen Tabellenvorletzten Aue ist das erklärte Ziel aller Roten Teufel, bevor es am Montag vor Weihnachten dann zum Hinrundenabschluss beim 1. FC Nürnberg geht. Auf die Torausbeute der Lauterer muss Lienen nicht neidisch sein – der FCK (10:13) hat nur zwei Treffer mehr erzielt als die Hamburger (8:23), die miesesten Werte der gesamten Liga. Statistisch gesehen war das 0:0 der Tor-Geizhälse im direkten Duell folgerichtig. Mit zehn Treffern aber 18 Zähler zu holen, ist eine Kunst. Der neue Minimalismus am Betzenberg, wo zurzeit auch an vielen kleinen Dingen eisern gespart wird, ist auch am Torverhältnis ersichtlich. So passt es ins Bild, dass am Freitagabend auch die allerdickste Chance nicht verwandelt wurde. Zoltan Stieber, auch im sonstigen Spielverlauf extrem viel schlechter als in seinen starken vergangenen Wochen, setzte einen Foulelfmeter doch recht deutlich neben das Tor (32.). „Da hat Philipp Heerwagen seine ganzen Kräfte aufgeboten, um auf den Schützen einzuwirken“, sagte Lienen später verschmitzt grinsend. Stieber jedenfalls verlor die Nervenprobe. Das Spiel war zuvor wegen der Verletzung von St. Paulis Torwart Robin Himmelmann (Oberschenkelzerrung ohne Fremdeinwirkung), für den Heerwagen dann kam, für fünf Minuten unterbrochen. Stieber, der Ex-Spieler des Stadtrivalen Hamburger SV, wartete ausgerechnet vor der St.-Pauli-Fantribüne auf seinen Strafstoß, den Sören Gonther mit einem klaren Foul am ansonsten enttäuschenden Marcel Gaus verursacht hatte (27.). „Kein Vorwurf an ,Stiebi’, aber bitter war es schon, das wäre der Dosenöffner für uns gewesen“, sagte FCK-Mittelfeldmann Patrick Ziegler, „spielerisch war das alles von uns nicht besonders gut, aber kämpferisch haben wir gut dagegengehalten.“ Trainer Korkut sagte: „Es war das erwartet schwierige Spiel, eines der schwersten in dieser Saison. St. Pauli hat mit einer sehr hohen Intensität und viel Willenskraft gespielt.“ Glück hatten die Lauterer bei den zwei Aluminiumtreffern des Schlusslichts; Lasse Sobiech köpfte einen Ball an die Latte (11.), Aziz Bouhaddouz traf kurz nach der Halbzeitpause den Pfosten (47.). „Da hatten wir ein bisschen Dusel“, meinte der erneut souveräne FCK-Torwart Julian Pollersbeck. Es war das achte Spiel ohne Gegentreffer für die Lauterer. Darauf wiederum ist Lienen neidisch. Für sein St. Pauli war es die erste Partie ohne Gegentor – der feine Unterschied zwischen dem Tabellenzwölften und dem Liga-Schlusslicht. Mit Schmerzen am ganzen Körper von vielen kernigen Zweikämpfen mit leidenschaftlich arbeitenden, aber letzthin kärglich belohnten Kellerkindern resümierte der enorm fleißige FCK-Offensivmann Lukas Görtler nach der Partie: „Wie die Stimmung hier war durch die fast 30.000 Fans, wie St. Pauli draufgegangen ist und uns attackiert hat – da können wir mit dem Punkt ganz gut leben.“ Besser jedenfalls als St. Pauli und Trainer Ewald Lienen.

An dieser Stelle finden Sie ein Video via GlomexSport.

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