Rheinpfalz Nach Unesco-Kritik: Mehr Schutz für den Pfälzerwald

Kaiserslautern. Ein Jahr lang wurde mit Kommunen, Naturschützern und dem Pfälzerwald-Verein diskutiert: Jetzt liegt ein überarbeitetes Konzept für die Kernzonenerweiterung im Biosphärenreservat Pfälzerwald vor: 1543 Hektar sollen neu unter diesen besonderen Schutz gestellt werden – das ist etwas mehr, als anfangs angedacht war. Derzeit noch geprüft werden neue Kernzonen bei Ruppertsweiler (Kreis Südwestpfalz) und vor zwei Grünbrücken an A 6 und B 10.

Die Unesco kritisiert schon seit längerem, dass im Naturpark Pfälzerwald als dem deutschen Teil des grenzüberschreitenden Biosphärenreservats nur 2,1 Prozent der Fläche von 179.000 Hektar als Kernzonen ausgewiesen sind. Gefordert werden drei Prozent, um die Unesco-Anerkennung als Biosphärenreservat dauerhaft zu sichern. Für die Zonen-Ausweisung ist das Land zuständig; der Bezirksverband Pfalz, der Träger des Naturparks ist, hatte aber jetzt den Diskussionsprozess moderiert. Die Kernzone stellt die strengste Schutzkategorie eines Biosphärenreservates dar. Mit ihr soll gewährleistet werden, dass dort die natürlichen Prozesse weitestgehend unbeeinflusst vom Menschen ablaufen. Das bedeutet unter anderem, dass in einem solchen Wildnisgebiet nach einer gewissen Übergangszeit kein Baum mehr gefällt werden darf, dass es in der Regel nur auf entsprechend gekennzeichneten Wegen betreten und die Jagd dort nur noch zum Schutz vor Tierseuchen ausgeübt werden darf. Die Kernzone darf man sich nicht als eine zusammenhängende Fläche vorstellen. Vielmehr umfasst sie verschiedene als schützenswert geltende Gebiete, die sich momentan auf 16 Standorte quer durch den Pfälzerwald verteilen. Die kleinste Kernzone („Haidbrunnen“ bei Waldleiningen) umfasst gerade mal vier Hektar, die größte („Quellgebiet der Wieslauter“ nördlich von Hinterweidenthal) rund 2400 Hektar. Insgesamt sind bisher 3866 Hektar als Kernzone ausgewiesen. Eine fachübergreifende Arbeitsgruppe aus Vertretern des Umweltministeriums, der Forstverwaltung, des Landesamtes für Umwelt, der SGD Süd und der örtlichen Forstämter hatte seit Oktober 2015 Zonen für die Erweiterung gesucht, die Vorschläge mit den Betroffnen diskutiert und weiterentwickelt. Derzeit stellt sich der Stand der aktuellen Flächenplanung gegenüber dem Entwurf so dar: Als völlig neue Zonen sind vorgesehen Zusätzlich sollen mehrere bestehende Kernzonen erweitert werden: Damit würde die Unesco-Vorgabe von drei Prozent erreicht. Bei allen Flächen handelt es sich um Staatswald. Mit Ausnahme der Stadt Kaiserslautern, die sechs Hektar Stadtwald beisteuert, konnte die Arbeitsgruppe keine Kommunen für das Projekt gewinnen. Bei der geplanten neuen Zone „Neidenfels“ war an die Einbeziehung eines Teils des Limburg-Dürkheimer Walds gedacht, der zu gleichen Teilen der Stadt Bad Dürkheim und dem Land gehört. Die Stadt habe diese Ausweitung abgelehnt, sagt Bernhard Frauenberger, Referatsleiter für Waldentwicklung im Mainzer Umweltministerium. Der Naturparkausschuss des Bezirksverbandes hat dem Konzept in der jetzigen Form vergangene Woche zugestimmt. Jetzt ist das Land am Zug, es muss das förmliche Verfahren zur Änderung der Landesverordnung für den Naturpark Pfälzerwald einleiten. Dies solle 2017 geschehen, sagte gestern eine Ministeriumssprecherin; sie machte aber keine Angaben dazu, bis wann das Verfahren abgeschlossen sein soll. Ohnehin sind zwei Punkte noch offen: So könnte bei Ruppertsweiler am Schnepfenberg eine neue Kernzone in einem uralten Baumbestand entstehen, der ebenfalls Staatswald ist. Der Ortsgemeinderat soll am 5. Dezember über die Pläne informiert werden. Vor allem die Naturschutzverbände dringen auf Kernzonen im Umfeld der Grünbrücken, die bei Wattenheim über die A 6 und bei Hinderweidenthal über die B 10 führen. Damit sollen die Wildtierkorridore im Biosphärenreservat, die auf einer Nord-Süd-Achse verlaufen, besser verbunden werden. „Wir sind intensiv dabei, dafür eine Lösung zu finden“, sagt Frauenberger. Allerdings macht der Referatsleiter auch klar: Wenn jetzt noch neue Kernzonenflächen dazukommen, würden andere angedachte Teilbereiche wieder aus dem Konzept gestrichen. Mehr als drei Prozent der Gesamtfläche sollen nicht unter Schutz gestellt werden. Das sei die Vorgabe des Umweltministeriums. Bezirkstagsvorsitzender Theo Wieder (CDU) trägt diese Linie mit: „Am Anfang des Prozesses haben wir gemeinsam festgelegt, über diesen Wert nicht hinauszugehen, weil die Waldbewirtschaftung auch im Staatswald ein Wirtschaftsgut ist, so dass ein Ausfall zusätzlicher Flächen aus dieser Bewirtschaftung eigentlich nicht recht vertretbar ist.“ Dies seien wirtschaftliche Gründe, die er respektiere. |ros/jüm

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