Kreis Südliche Weinstraße Mountainbikes und Wanderer: „Das Miteinander funktioniert“

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Steffen Kirsch betreut eine Mountainbike-Route im Pfälzwerwald. Er findet, der Konflikt zwischen Radlern und anderen Waldbesuchern werde aufgebauscht.

Mit der Süderweiterung des Mountainbikeparks Pfälzerwald können Radfahrer seit Herbst auf einem 900 Kilometer langen ausgeschilderten Streckennetz durch den Naturpark Pfälzerwald fahren. Schmale Pfade, steile Anstiege, anspruchsvolle Abfahrten, eindrucksvolle Aussichten und interessante Sehenswürdigkeiten warten auf die Zweirad-Liebhaber. Ein touristisches Pfund, mit dem die Region punkten kann. Denn vier neue Routen liegen auch im Kreis SÜW im Bad Bergzaberner Land und im Trifelsland. Doch immer mal wieder werden auch kritische Töne laut, befürchten Wanderer und andere Waldnutzer Fahrmanöver rücksichtloser Mountainbiker. Aber dieses Spannungsfeld sei eher ein Privatkampf einzelner Personen, findet Steffen Kirsch aus Annweiler, der seit acht Jahren „Mountainbike Trifelsland“ betreibt, das Fahrtechnikseminar und Touren in der Pfalz, in den Vogesen und in der Toskana anbietet. „Ich fahre seit 1989 Mountainbike, und wir sind hier eine große Mountainbike-Gemeinde, aber mir sind so gut wie keine echten Konflikte im Wald bekannt.“ Sicherlich gebe es auch mal ein Prozent schwarze Schafe, aber die gebe es überall, so der 40-Jährige. „Das Miteinander funktioniert in der Pfalz sehr gut“, ist er überzeugt. Auch die Kletterer hätten am Anfang mit massivem Widerstand zu kämpfen gehabt, aber das habe sich über die Jahre gelegt. Zudem sei die Wegebeschädigung durch Radfahrer nachgewiesen nicht größer als bei Wanderern, sagt Steffen Kirsch. Der Forst, der mit großem Gerät im Wald unterwegs sei, mache dem Boden mehr zu schaffen. „Da könnten wir 100 Jahre Bremsspuren hinterlassen, das würde nicht so viel ausmachen.“ Er findet es schade, dass mit zweierlei Maß gemessen werde. Aus seiner eigenen Erfahrung bei Touren im Wald könne er nur von positiven Reaktionen sprechen. Radler und Wanderer begegneten sich freundlich, ließen sich gegenseitig vorbei, hielten manchmal ein kleines Schwätzchen, und dann gehe jeder wieder seiner Wege. Und es sei doch gut, wenn junge Leute ihre Zeit in der Natur verbrächten statt vor dem PC zu sitzen. „Ich bin im Wald unterwegs, seitdem ich ein kleines Kind war. Der Wald ist für mich Lebensqualität, ohne geht es nicht“, sagt Kirsch, der aus Wilgartswiesen stammt. Kirsch ist Streckenwart für die neue Route 7, die im Norden von Annweiler verläuft. Das bedeutet, dass er sie mindestens einmal pro Monat abfährt, kontrolliert, ob noch alle Schilder hängen, Bäume umgefallen sind und die Strecke durchgängig befahrbar ist. „Kleinigkeiten behebe ich direkt, den Rest gebe ich an den Forst weiter“, erklärt Kirsch. Das funktioniere bisher fast reibungslos. Nur ein kleiner Streckenabschnitt von etwa einem Kilometer mache ihm zu schaffen. Dort würden immer wieder die Schilder geklaut. „Aber ich habe immer welche in meinem Rucksack dabei und bringe sie wieder an.“ Wer dahinter steckt? „Das wüsste ich auch gerne.“ Ob die neuen Routen von Gästen angenommen werden, werde sich frühestens im Frühjahr zeigen. Er sei zwar ein Zwölf-Monate-Fahrer, aber die Hauptfahrradsaison sei nun mal in den wärmeren Monaten. Für wirklich versierte Mountainbiker seien die Strecken des Mountainbikeparks Pfälzerwald „uninteressant“, meint Kirsch. Dafür sei der Trail-Anteil zu gering. In der Planungsphase sei in Absprache mit Forst, Gemeinden und anderen Beteiligten leider „viel Schönes rausgestrichen worden“. Aber für Leute, die „eher auf einem gemütlichen Level unterwegs sind“, und für Biker von außerhalb, die die Gegend kennenlernen wollten, seien die Touren bestens geeignet. Sie könnten sehr gut den Schildern folgen, unabhängig im Wald unterwegs sein und die Landschaft genießen. Aus Freude, mit anderen unterwegs zu sein, rief Steffen Kirsch 2006 „Mountainbike Trifelsland“ ins Leben. Er habe mittlerweile fünf Mitstreiter im Team, berichtet der lizenzierte Mountainbike-Guide und -Trainer, der auch eine Fortbildung für Mentalcoaching und gehirnfreundliches Biken besucht hat. Jährlich nehmen etwa 350 bis 500 Biker an den Fahrseminaren, Touren und Camps teil, die aus allen Teilen Deutschlands kommen. Was Kirsch ihnen immer mit auf den Weg gibt: auf den Wegen bleiben, vorausschauend fahren, Geschwindigkeit anpassen, Rücksicht nehmen, aufeinander zugehen und sonntags Ballungsgebiete meiden. |höj

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