Ludwigshafen Mit Tempo 55 zum Einsatz auf dem Rhein

„Die Ludwigshafener Berufsfeuerwehr ist verantwortlich für den Wasserschutz im gesamten Stadtgebiet. Mit insgesamt 24 Weihern, vier Häfen und dem Rhein als deutschlandweit größter Wasserstraße ist das nicht wenig“, macht der stellvertretende Feuerwehrchef Stefan Bruck deutlich. Wie der Leiter für Gefahrenabwehr erklärt, sind die Anforderungen dabei recht vielfältig. Zum Aufgabengebiet zählen das auf dem Rhein gekenterte Anglerboot oder Paddler-Kajak ebenso wie havarierte und manövrierunfähige Schiffe. Angefordert werden die Wehrleute zudem bei auf dem Wasser auftretenden Ölteppichen oder bei Brückenspringern, die im Wasser den Freitod suchen. Erst kürzlich sei das wieder der Fall gewesen, so Bruck, als eine Person mit Suizid-Absicht von der Konrad-Adenauer-Brücke zu springen drohte. Oben sei die Polizei gekommen. „Wir machen die Absicherung im Wasser, falls die Person springt“, erläutert Brück die Aufgabenteilung. Zum Glück musste das Feuerwehrboot nicht eingreifen. Im Notfall sind die Retter richtig schnell vor Ort. „Wir brauchen sechs Minuten von der Alarmierung in der Wache bis zur Ankunft an der Brücke“, sagt Bruck nicht ohne Stolz. Möglich macht dies auch das vor einem Jahr in Dienst gestellte neue Mehrzweckboot. Geparkt in der Bootsgarage im nahen Luitpoldhafen, wartet es Tag und Nacht auf seinen Einsatz. Zwei 90 PS starke Außenbordmotoren treiben das 100.000 Euro teure Boot mit bis zu 55 Kilometern pro Stunde voran. Neben der technischen Ausstattung, die durch zwei kleinere Rettungsboote komplettiert wird, kommt es vor allem auf die Einsatzbereitschaft der Wehrleute an. Rund 70 von ihnen bilden eine spezielle Truppe von „Bootsmännern“, etwa die Hälfte besitzt die Zusatzausbildung als Bootsführer und ist mit der Steuerung der Boote vertraut. „Wir bilden gerade zwölf neue Bootsführer aus“, berichtet Brandinspektor Thomas Dölger von reger Nachfrage nach der anspruchsvollen Ausbildung. Über die üblichen Anforderungen eines Sportbootführerscheins hinaus müssen die Bootsführer auch den „Rheinfunk“, also die Kommunikation der Rheinschiffe, beherrschen. Neben Schiffer-Wissen zu Knoten, Motoren und dem Umgang mit dem Boot selbst unter schwierigen Verhältnissen sind Ortskenntnisse übers eigene Revier das A und O. „Schließlich müssen wir im Notfall jederzeit aufs Wasser, egal ob Sommer oder Winter, Tag oder Nacht, Hoch- oder Flachwasser“, macht Dölger klar. Während trockener Wochen im Sommer bereitet das Flachwasser mit der Verengung der Fahrrinne den Schiffern Probleme. „Pro Jahr haben wir rund 50 Notfalleinsätze, zu denen das Boot ausrückt“, sagt Bruck. Zu leisten waren 2015 schon drei Öleinsätze, zuletzt, als eine Sportyacht im Altrhein am Kief’schen Weiher sank. Bei größeren Vorfällen wie einem Schiffsbrand oder der Havarie von Großschiffen wird das Feuerlöschboot „Metropolregion Rhein-Neckar“ angefordert, das mit Mannheim betrieben wird. „Zur Brandbekämpfung sind seine beiden Wasserwerfer in der Lage, rund 15.000 Liter Wasser pro Minute zu liefern“, erklärt Bruck. Nötig wurde dies bei seinem bisher größten Einsatz, dem Brand der Lagerhalle auf der Parkinsel 2013. Zur Sache Die Ludwigshafener Feuerwehr ist für circa 14 Rhein-Kilometer, vier Häfen und 24 Weiher zuständig. Für ihre Arbeit verfügt sie über ein Mehrzweck- und zwei Rettungsboote. Hinzu kommt das Löschboot „Metropolregion“ (zusammen mit Mannheim). Außerdem gibt es eine Ölfilm-Schwimmsperre. Zum Team gehören 35 Bootsführer, 60 Rettungsschwimmer und 21 Taucher.

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