Speyer Mit Beffchen und Rosenkranz

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Auf dem Ökumenischen Kirchentag in Speyer will „Gottes Bodenpersonal in Ausbildung“ in Erfahrung bringen, was die Menschen von evangelischen und katholischen Seelsorgern erwarten – und von der Ökumene. Eine Beobachtung.

Mareike Jauß, katholisch, angehende Pastoralreferentin, schnappt sich den schwarzen Stoffsack mit katholischen, evangelischen und ökumenischen Gegenständen wie Rosenkranz, Beffchen und Kreuz. Ihre protestantische Kollegin Frauke Fischer, angehende Pfarrerin, nimmt die „Fisch“-Karten und die Tasche mit Süßem. Dann zieht „Gottes Bodenpersonal in Ausbildung“ los, während vor dem Speyerer Altpörtel der Ökumenische Kirchentag eröffnet wird. „Mit diesem Glaubensfest wollen wir etwas tun, um die unseligen Spaltungen unter uns Christen weiter zu überwinden“, sagt der Speyerer Bischof Karl-Heinz Wiesemann. Der Pfälzer Kirchenpräsident Christian Schad ruft die Teilnehmer auf, von den Gaben und Charismen der jeweils anderen Glaubensgemeinschaft zu lernen und sich bereichern zu lassen. Derweil schlendern die angehenden Seelsorgerinnen in T-Shirts mit dem Aufdruck „Gottes Bodenpersonal“ die Maximilianstraße entlang und warten darauf, angesprochen zu werden. Das Experiment misslingt. Also ergreifen die beiden jungen Frauen die Initiative. Denn auch die Kirche kann längst nicht mehr nur darauf warten, dass die Menschen zu ihr kommen. Sie muss zu ihnen hingehen. Darauf wollen die angehenden evangelischen und katholischen Seelsorger mit ihrer Aktion hinweisen. „Wollen Sie etwas gewinnen?“, geht Frauke auf eine Frau zu und öffnet den schwarzen Beutel. Die zögert, lässt sich überreden, greift hinein und zieht ein silbernes „Ding“ heraus. „Ein Weihwassersprengel“, kommt es sofort. „Ich war mal katholisch“ fügt sie hinzu. Für die richtige Antwort gibt es ein rotes Gummiherz. Und ihre Wünsche an Gottes Bodenpersonal und die Ökumene? Da zuckt sie die Schultern. Sie nimmt aber die „Fisch“-Karte und will sich etwas überlegen. Dem Trierer, der auf Besuch in Speyer weilt, fällt da gleich etwas ein: „Ich wünsche mir, dass Ihr Frauen in der Kirche mehr zu sagen habt.“ Aber sie könne ja Pfarrerin werden, wirft die 30-jährige Frauke ein. „Na dann meine ich die in Rom. Es muss möglich sein, dass eine Frau Päpstin wird.“ Und auch der Katholik aus St. Ingbert, der sofort weiß, dass das Neue Testament Grundlage beider Konfessionen ist, hält mit seiner Meinung nicht hinterm Berg: „Diejenigen, die oben entscheiden, müssten viel mehr auf die Basis hören.“ Solche Forderungen werden am ökumenischen Kaffee-Mobil nicht gestellt. Hier lautet die Bestellung: einfacher oder doppelter Espresso mit oder ohne Milch – natürlich alles aus Fairtrade-Produkten. Hinter der Initiative der evangelischen und katholischen Kirche steht die Idee „Kirche kommt zu den Menschen“, und zwar mit einem Espresso-Mobil als Sinnbild modernen Lebensgefühls. Und bei einer guten Tasse Kaffee ist es leichter ins Gespräch zu kommen über Gott, Kirche, Politik, glaubt Florian Gärtner, Referent beim Missionarisch Ökumenischen Dienst in Landau, wo das Mobil für ökumenische Aktionen gemietet werden kann. Ideen für mögliche Standorte gibt es schon: vor den Werkstoren der BASF, auf der Kirmes, dem Wochenmarkt oder in der Fußgängerzone ... In Bewegung sind auch die Evangelische Jugend der Pfalz und der Bund der Deutschen Katholischen Jugend. Mit einem Traktor samt Anhänger bringen sie ihre Litfaßsäule, ihren Stehtisch und die Stellwand von Ort zu Ort. Dort wollen sie in Erfahrung bringen, was sich junge Leute von der Politik wünschen. „Wir haben uns bewusst dafür entschieden, als kirchliche Jugend unterwegs zu sein“, sagt Simon Bastian und beginnt die ersten Utensilien wieder zu verstauen. Weiter geht’s. Ja, kein Stillstand. Inzwischen haben Mareike und Frauke ihren Bodengang beendet und beginnen, die eingesammelten „Fisch“-Karten in das Netz am ökumenischen Stand der angehenden Seelsorger zu heften. Auf einer Karte steht mit dickem Filzstift geschrieben der Wunsch: „dass Ihr mehr Zeit habt für die Menschen und ihre Probleme ...“ Auch Anregungen für die Ökumene im Bistum Speyer und der Evangelischen Kirche der Pfalz gibt es viele wie „miteinander leben, lieben, lachen, gemeinsam Brot und Wein teilen als Brüder und Schwestern...“ Heute, 10 Uhr, finden in Speyer sieben konfessionelle Gottesdienste statt. Gemeinsamer Abschluss ist am Altpörtel. Ökumenischer Abschlussgottesdienst: 16 Uhr am Dom. Infos: www.oekt-pfalz.de.  

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