Wirtschaft Midea übernimmt Kuka im Sturm

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Augsburg. Der chinesische Hausgerätekonzern Midea hält nun 85,7 Prozent am Augsburger Roboterbauer Kuka. Der deutschen Politik ist es nicht gelungen, den Einfluss von Midea zu begrenzen.

Vier Tage nach Auslaufen des Kaufangebots für die deutsche Technologieperle hat Midea bekanntgegeben, dass über 72 Prozent der Kuka-Aktionäre ihre Anteile zu je 115 Euro verkauft haben. Midea kostet das 3,3 Milliarden Euro. Kuka wurde durch die Offerte, die auf das Missfallen vor allem von Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) gestoßen war, mit 4,6 Milliarden Euro bewertet. Das ist ein Drittel Aufschlag auf den Börsenwert vor der Midea-Offerte. Der Preis hat andere Käufer abgeschreckt. „Da war niemand“, sagte ein Insider. Gabriel und auch EU-Kommissar Günther Oettinger hatten zuvor für ein deutsches oder zumindest europäisches Gegenangebot geworben, weil Kuka als heimisches Vorzeigeunternehmen für die Digitalisierung der Wirtschaft unter dem Schlagwort Industrie 4.0 gilt. Als solches sammelt sich bei den Augsburgern viel Wissen über Produkte und Produktionsprozesse von Abnehmerfirmen aus der Automobilindustrie und anderer belieferter Branchen, die niemand nach China abfließen sehen will. Aber die Intervention von Gabriel und Oettinger blieb erfolglos, schon weil Kuka-Chef Till Reuter mit einem Mehrheitsaktionär Midea äußerst glücklich ist. Auch das Ansinnen, den Midea-Anteil auf 49 Prozent zu begrenzen, schlug fehl. Rechtlich müssen die Chinesen alle Anteile kaufen, die ihnen angeboten werden. Mit 86 Prozent haben sie sogar einen Anteil, der einen Beherrschungsvertrag erlauben würde. Ein solches Ausmaß an Kontrolle verbietet aber eine ungewöhnlich weitreichende Investorenvereinbarung, die Reuter Midea abgerungen hat. Sie umfasst neben einer Zusage, Kuka an der Börse sowie Patente und Kundendaten unangetastet zu lassen, auch eine Garantie für alle bestehenden Kuka-Standorte und alle 12.300 Stellen bis 2023. Falls Midea den mit ihm geschlossenen Investorenvertrag in irgendeinem Punkt brechen und beispielsweise Jobs in Deutschland kappen würde, hätte das rechtliche Konsequenzen, versichert Reuter. Eine Rückabwicklung der Übernahme werde es aber selbst dann nicht geben. „Es gibt kein Zurück“, stellt Reuter klar. Theoretisch denkbar wäre es, dass Midea Kuka-Anteile bei einer Bank parkt oder sie einem Treuhänder übergibt. Auch dafür gibt es aber keinerlei Anzeichen. Der Midea-Anteil könnte sogar noch weiter steigen. Denn noch bis 3. August läuft eine gesetzlich vorgeschriebene Nachfrist, innerhalb der Kuka-Aktionäre weiter zu 115 Euro je Aktie an die Chinesen verkaufen können. Die inzwischen mit anderen Brandherden beschäftigte Politik ist in Sachen Kuka mittlerweile recht kleinlaut geworden. Kommentar

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