Kreis Bad Duerkheim Mehr als guter Wille gefragt

Nein, mit gutem Willen allein lässt sich keine Willkommenskultur aus dem Ärmel schütteln, liebe Leserinnen und Leser. Wir haben in der Mittwochausgabe über die Vorstellungen und guten Absichten des Runden Tisches Asyl in Bad Dürkheim berichtet. Gute Ansätze, wie anderswo auch, Überlegungen in die richtige Richtung. Doch die Realität hat die Planspiele teilweise ein- und überholt. Zu verschieden sind die Flüchtlinge aus aller Herren Länder, ihre Mentalitäten, Charaktere, zu unterschiedlich ihre Herkunft, ihre Kultur, ihre Bildung, ihre Lebensumstände, ihre Traumata und Träume, ihre Ängste und Hoffnungen, ihre Erwartungen und, ja, Ansprüche. Dies ist bereits erkannt, revidiert, verändert, neu überlegt und angegangen. Es ist großartig, welche Hilfe diesen Menschen bei uns zuteil wird, welche Anstrengungen unternommen werden. Wir werden weiterhin berichten, wie die Willkommenskultur auch in anderen Gemeinden ausgeprägt ist, mit Leben erfüllt wird, in Wachenheim, Ellerstadt, Freinsheim zum Beispiel. Es gab Zeiten, da war dies viel problematischer, stand für mehr Deutsche der Begriff Asylant fast gleichbedeutend mit Aussätziger. Die unsäglichen Neiddebatten von damals, die unerträglichen Übergriffe, die beschämenden Haltungen, die menschenverachtenden Gesinnungen nicht nur der Ultrarechten treten nicht mehr in dem Ausmaß wie damals zutage. Das ist genauso großartig wie eigentlich selbstverständlich. Niemand aus unseren Nachkriegsgenerationen hat Krieg, Elend, Vertreibung erlebt, geschweige denn am eigenen Leib verspürt. Niemand kann real nachvollziehen, was es bedeutet, (oftmals seiner Kinder, seiner Familie wegen) alles hinter sich zu lassen und nur mit dem irgendwo in der Fremde anzukommen, was man an und bei sich tragen kann. Und hier verlassen wir die einleitenden philosophischen Aspekte des Asylantentums und sind mittendrin in den pragmatischen. Die Flüchtlinge brauchen als erstes ein Dach über dem Kopf. Eine Wohnung – keine bloße Unterkunft, keine Behausung, schon gar kein „Loch“. Die Wohnung, ein neues Heim, ist die allererste Grundlage für ein neues Leben, danach kommt erst, aber gleich die neue Sprache als Basis für Verständigung wie Verständnis, für Bildung und Arbeit. Wer Wohnraum hat, vermiete ihn also. Die öffentliche Hand zahlt und bürgt, keine so schlechte Vertrags- und Vertrauensbasis. Eine Wohnung will aber auch ausgestattet sein, braucht Möbel, Hausrat, Wohnlichkeit. In Bad Dürkheim kümmern sich Stadt und protestantische Kirchengemeinde nach Kräften. Hier macht sich die Zusammenarbeit, das Zusammenwirken in Zusammenhang mit dem Gemeinschaftsprojekt Soziale Stadt und vor allem das Netzwerk rund um das Mehrgenerationenhaus bemerkbar. Da stecken vielleicht noch weitere Möglichkeiten und Synergien drin, das wird sich finden. Jeder, der dazu beitragen kann, ist zunächst willkommen. Man wird versuchen, einen Platz für ihn zu finden, an dem er helfen kann. Dass nicht jeder Helfer pauschal und überall helfen kann, ist ebenfalls schon so eine Erfahrung. Bei Hausrat und Kleidung greift man derzeit primär auf die Krempelstube der Kirchengemeinde zurück. Eine Win-win-Situation. Wie lange deren Bestände und Ressourcen reichen, ist offen. Eine Anlaufstelle für Menschen, die auch dazu etwas beisteuern möchten und könnten, wäre hilfreich. Was man noch nicht geregelt bekommt, ist die Mobiliarfrage. „Möbel stellt uns vor große Herausforderungen“, räumt Sozialdezernent Gerd Ester ein. Nicht alle Wohnungen, die für Asylbewerber gefunden werden, sind möbliert. Zum Teil wird auch spezielle Ausstattung wie etwa Kinder- oder demnächst Säuglingsbetten nötig, denn einige Frauen unter den Flüchtlingen sind schwanger. „Wir können kein Möbellager einrichten“, sagt Ester. Mit städtischem Personal sei das nicht zu schultern, wie ein Versuch mit dem Baubetriebshof in der Valentin-Ostertag-Schule gezeigt habe. Darunter leiden andere Aufgaben des BBH zu sehr. Im Moment, macht Ester daher deutlich, sei es oft einfacher und hilfreicher, neues Möbel zu kaufen. Mehr als das Nötigste kann es dann aber nicht sein.Was vielleicht schade ist. Womöglich schlummern da manche Ressourcen im stillen Kämmerlein, die anderen, die es gerade nötig hätten, zugutekommen könnten. Und: Auch hier wären Paten denkbar. Ehrenamtliche, womöglich handwerklich begabt, schließen sich zum Möbeltrupp zusammen. Schauen sich Möbel, die Spender zum Abholen angemeldet habe, vor Ort an. Ob sie noch brauchbar, eventuell reparabel und in einem einigermaßen vernünftigen Zustand sind. Denn „das soll nicht Asbach-uralt sein“, sagt der Erste Beigeordnete klar. Sperrmüllentsorgung ist anders geregelt. Eine Räumlichkeit als improvisiertes Möbellager – und vielleicht auch für weiteren Hausrat – würde sich wohl finden lassen, denkt er. Wer also guten Willens ist, sich an dieser hilfreichen Stelle ganz pragmatisch einzubringen, kann sich jederzeit bei der Stadt melden. Auf Dauer müsste das gar nicht Sache der Stadt bleiben. Und neben Asylbewerbern könnten vielleicht auch andere Menschen und Familien davon profitieren – siehe Tafel.Schöne Ostern wünscht Ihnen

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