Grünstadt Medizinerinnen übernehmen Dirmsteiner Hausarztpraxis

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Dirmstein. Sarah Knödel und Daniela Walther führen ab 2. Januar in Dirmstein die Arztpraxis von Ingeborg Miller weiter, die sich zur Ruhe setzt. Zu zweit könnte es für sie sogar machbar sein, auch Patienten des verstorbenen Thomas Miller zu betreuen. Dessen Praxis ist seit einem Monat geschlossen.

Wer will denn heute noch Landarzt werden? Frustriert stellen sich diese Frage landauf, landab Gemeinden, in denen der niedergelassene Arzt in den Ruhestand geht, ohne einen Nachfolger gefunden zu haben. Der Ortsgemeinde Dirmstein hätte es sogar passieren können, fast gleichzeitig alle beiden hausärztlichen Praxen zu verlieren: Ingeborg Miller möchte aus Altersgründen aufhören, ihr Bruder Thomas Miller ist im September unerwartet gestorben. Doch die Dirmsteiner Bürger haben Glück. Denn zwei promovierte Medizinerinnen wollen gemeinsame Sache machen und sich in der Neuöttinger Straße 1 niederlassen. „Die Arbeit als Hausarzt macht mir unglaublich viel Spaß“, sagt Sarah Knödel (37) aus Bad Dürkheim auf die Frage, warum sie sich selbstständig macht. Zuvor war sie als Allgemeinmedizinerin bei verschiedenen niedergelassenen Ärzten angestellt – zuletzt in der Grünstadter Praxis Bischoff, Lehnert und Schneider – und davor fünf Jahre lang im Bad Dürkheimer Krankenhaus in der Abteilung Innere Medizin. Hausarzt zu sein sei zwar sehr anstrengend, „aber der enge Kontakt zu den Patienten gibt einem sehr viel zurück“, hat die verheiratete Mutter von zwei Kindern im Grundschulalter erfahren. In eine Klinik mit nur kurzfristigen Bindungen an die Patienten will sie ungern zurückkehren. Weit gefächert sei die Allgemeinmedizin, „umfassend und lebenslang“ seien die Bindungen im Landarztberuf, schwärmt auch Daniela Walther (46). Sie hat ab 1999 als Gynäkologin gearbeitet: in Krankenhäusern und einer Mannheimer Praxis. 2009 wechselte sie in die Sparte Verwaltung und war bis 2012 Leiterin des Medizin-Controlling im Kreiskrankenhaus Grünstadt. Ein Jahr später schwenkte die verheiratete Mutter eines Teenagers auf Allgemeinmedizin um. „Thomas Miller war ein Freund der Familie“, erklärt Walther, warum es sich anbot, die zweite Facharztausbildung in seiner Praxis in der Marktstraße zu machen und dort auf halber Stelle zu arbeiten. „Nach seinem Tod war aber klar, dass ich die Praxis nicht in vollem Umfang übernehmen kann“, berichtet die Dirmsteinerin. Auch in der Neuöttinger Straße will sie – im Gegensatz zu Sarah Knödel, bei der sie angestellt sein wird – nur in Teilzeit arbeiten. Als glückliche Fügung sehen es die beiden Frauen, die sich vorher nicht kannten, dass sie durch die Doppelvakanz in Dirmstein zueinander gefunden haben und sich nun sinnvoll ergänzen können. „Es gibt nur noch ganz wenige Ärzte, die ganz alleine mit einer eigenen Praxis beginnen“, berichtet Knödel und zählt mit ihrer Kollegin die Vorteile als Duo auf: Austausch und gegenseitige Beratung, unkomplizierte Urlaubs-, Krankheits- oder Fortbildungsvertretung sowie die Möglichkeit, deutlich mehr Patienten anzunehmen, als wenn man Einzelkämpfer ist. Letzteres dürfte für die bisherigen Patienten von Thomas Miller interessant sein. Ihre Karteien werden derzeit in der Praxis Ingeborg Miller aufbewahrt. Wer möchte, kann sie abholen und seinem neuen Hausarzt übergeben oder dort belassen und sich künftig von Sarah Knödel und Daniela Walther behandeln lassen. In den renovierten und mit neuem Mobiliar bestückten Praxisräumen werden sie fünf Arzthelferinnen und eine Auszubildende beschäftigen. Es sollen eine Homepage und ein Rezepttelefon eingerichtet werden, für Berufstätige wird laut Knödel je einmal die Woche ab 7 beziehungsweise bis 19 Uhr geöffnet sein. Wenn sie an ihre neue, ganzheitliche Aufgabe denken, strahlen die beiden Frauen. Anders als für viele ihrer Kollegen sind für Sarah Knödel und Daniela Walther langanhaltende Bindungen zu ihren Patienten und deren Familien eine schöne Vorstellung.

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