Kusel Massage auf Wunsch

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„Eine Kuh macht muh, viele Kühe machen Mühe.“ Dieser Kalenderspruch hängt am Kühlschrank von Axel und Heidi Schneider und trifft den Nagel auf den Kopf. Die Mühe, die das Ehepaar in ihren Milchviehbetrieb investiert, wurde jüngst gewürdigt: Die Milchwirtschaftliche Arbeitsgemeinschaft (Milag) Rheinland-Pfalz hat den Betrieb mit dem Erzeugerpreis für hervorragende Milchqualität ausgezeichnet.

„Das ehrt uns natürlich, aber wir sind immer bestrebt, gute Qualität zu erzielen“, sagt Heidi Schneider. Durch die Auszeichnung gehört der Wiesweilerer Betrieb zu den zehn besten Milcherzeugern des rheinland-pfälzischen und saarländischen Einzugsgebiet der Hochwald Food GmbH. Die Landwirtschaft wurde Axel Schneider in die Wiege gelegt. Der 52-Jährige übernahm den Hof seiner Eltern und ist seit 1986 als selbstständiger Landwirt tätig. Spezialisiert hat sich das Ehepaar auf die Milchwirtschaft. Derzeit sind im Stall 75 Kühe untergebracht. Hinzu kommen weitere 75 Tiere der weiblichen Nachzucht – die Jungbullen werden verkauft. „Alle Kühe in unserem Stall sind auch hier geboren. Wir haben seit 15 Jahren keine Tiere mehr zugekauft“, sagt Axel Schneider – die Kühe sind sozusagen waschechte Wiesweilerer. Das Erfolgsrezept des Ehepaares ist relativ simpel: Fühlen sich die Tiere wohl, hat die Milch auch eine gute Qualität. „Das ist wie beim Menschen: Geht es uns nicht gut, können wir auch keine Leistung bringen“, verdeutlicht der 52-Jährige. Ähnlich wie im Wellness-Hotel spielen mehrere Faktoren beim Schneider’schen Wohlfühlprogramm für die Kühe eine Rolle: Stress vermeiden, saubere Umgebung, frisches Wasser, gutes Futter und die Möglichkeit einer Massage. Für die müssen die Tiere aber selbst sorgen: Im Stall ist eine Bürste installiert, die zu rotieren beginnt, wenn die Kühe sie berühren. „Eine gewisse Bindung zu den Tieren besteht schon“, unterstreichen Axel und Heidi Schneider. Das fällt auch beim Besuch im Kuhstall auf. Kaum ist die Stalltür offen, strecken die Tiere neugierig den Kopf durch die Eisenstangen, die die Box begrenzen. Die eine oder andere Kuh holt sich alsbald ihre Streicheleinheiten ab. „Das wollen aber nicht alle“, sagt Heidi Schneider, die nach eigener Aussage die meisten ihrer Tiere beim Namen kennt. „Um die Namen kümmere ich mich nicht“, ergänzt Axel Schneider lachend – eher um die Nummern der Ohrmarken, die im Pass der Tiere eingetragen sind. Doch zurück zur Qualität der Milch, die von Amelie, Nele, Tweety und Co. produziert wird. Im Durchschnitt gibt jede Kuh in Schneiders Stall 34 Liter pro Tag. Und die wird streng überprüft. Einmal pro Woche werden mittels Probe Fett- und Eiweißgehalt, Laktose, Harnstoff sowie der Gefrierpunkt überprüft. Ebenfalls getestet wird, ob in der Milch Antibiotika enthalten sind. Zudem nimmt Schneiders Milchviehbetrieb elfmal im Jahr an der freiwilligen Milchleistungs- und Qualitätsprüfung teil. „Da wird jedes Tier untersucht“, schildert der 52-Jährige und ergänzt: „Das ist auch gut für die eigene Kontrolle.“ Zu guter Letzt wird der Betrieb auch durch das Molkereiunternehmen überprüft. Die Arbeit – zweimal täglich werden die Tiere gemolken – hat auch ihren Preis. An Urlaub sei nicht zu denken und der Arbeitstag dauert von 5.30 Uhr am Morgen bis zum späten Abend. „Man muss mit dem Herz dabei sein, sonst bringt es nichts“, sagt Heidi Schneider. Den Milchproduzenten mache zudem der Milchpreis zu schaffen. Im Vergleich zum Vorjahr habe Schneider 40 Prozent Einbußen zu verzeichnen. „Das Angebot auf dem Weltmarkt ist zu groß. Der Einzelhandel nutzt das aus und senkt die Preise, obwohl der Verbrauch unverändert ist“, ergänzt Schneider. Da hilft auch die beste Milchqualität nichts, wenn der Landwirt unterm Strich nichts daran verdient. (hlr)

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