Rheinpfalz Manchmal jagt er anderen die Beute ab

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Nur wenige Greifvögel kann man im Flug so schnell und eindeutig erkennen wie den Milan. Neben dem Roten Milan (lateinischer Name: Milvus milvus) lebt bei uns vereinzelt auch noch sein etwas kleinerer Verwandter, der Schwarze Milan (Milvus migrans). Leider gehören diese eleganten Beutegreifer zu den seltensten Greifvögeln in Deutschland. Schuld daran ist zum großen Teil der Mensch.

Sieht man am Himmel einen Vogel kreisen, dessen Schwanzgefieder fast wie ein „V“ aussieht, dann handelt es sich dabei um einen Milan. „Weil er einen so unverkennbaren, eingekerbten, sprich gegabelten Schwanz hat, nennt man ihn manchmal auch Gabelweihe“, erklärt Harald Schauß, Falkner im Wildpark Potzberg. Wie sein Name verrät, ist das Federkleid des Rotmilans rötlich-braun gefärbt. Neben dem typischen eingekerbten Schwanz kann man ihn auch am Gefieder seiner langen, relativ schmalen Flügel erkennen, die im vorderen Teil eine helle Färbung aufweisen, während die Flügelspitzen aber fast schwarz sind. Der Kopf des Rotmilans ist ebenfalls hell gefärbt. Der Greifvogel ist mehr als 70 Zentimeter lang. Auch bei dieser Art werden die weiblichen Vögel etwas größer als die Männchen, was sich aber mehr beim Körpergewicht als bei der Größe bemerkbar macht. Während ausgewachsene Weibchen ein Gewicht zwischen 900 Gramm und 1,2 Kilogramm erreichen können, wiegen männliche Tiere maximal ein Kilo. Die Spannweite seiner Flügel ist mit circa 1,75 Meter deutlich größer als beispielsweise die des Mäusebussards oder des Habichts. Für den Bau ihrer Horste bevorzugen Rotmilane Mischwälder. Der Horst wird dabei eher am Waldrand angelegt, tief im Waldesinneren findet man Milanhorste nur äußerst selten. Erkennen kann man den Horst eines Milans oft daran, dass er mit Abfällen wie Lappen, Papier oder Plastiktüten ausgekleidet ist. Anders als viele andere Greifvögel, die hauptsächlich kleinere Vögel jagen, ist der Speiseplan des Milans deutlich abwechslungsreicher. Außer kleinen Säugetieren, Würmern und Käfern frisst er ab und an auch Aas oder bedient sich an menschlichen Abfällen. Deshalb kann man sie auch manchmal auf Mülldeponien entdecken. Natürlich gehören aber auch Vögel wie Amseln, Drosseln, Tauben und kleine Singvögel zu seiner Nahrung. Und weil er auch mal einem anderen Greif- oder Rabenvogel die Beute abjagt, wird der Rotmilan auch als „Beuteschmarotzer“ bezeichnet. So einfallsreich der Milan auch bei der Nahrungsbeschaffung sein mag, gegen menschliche Einflüsse ist er oft chancenlos. „Leider sind diese schönen und intelligenten Tiere stark gefährdet“, erklärt Schauß. „Ein Grund sind die vielen Windräder, die aufgestellt wurden. Selbst wenn die Vögel diesen Windrädern nur etwas zu nahe kommen, kann es passieren, dass ihre Flügel brechen und die Tiere verenden.“ Dabei wäre es möglich, die Zahl der durch Windräder getöteten Tiere zu reduzieren. „Es gibt Experten, die empfehlen, den Boden rund um Windräder mit Schotter aufzufüllen, statt Wiesen dort zu lassen. Normalerweise sind Milane schlau genug, sich von den Windrädern fernzuhalten. Aber gerade wenn die Wiesen um die Windräder frisch gemäht wurden, kommt es häufig zu Zwischenfällen, weil es dort dann für den Milan besonders einfach ist, Beutetiere zu entdecken. Dieser Verlockung können viele Tiere nicht widerstehen“, weiß der Falkner. (dbu/Foto: M. Hoffmann)

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