Grünstadt „Man sollte verstärkt die Kurden unterstützen“

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Hettenleidelheim. „Islamischer Staat: Bedrohung für Deutschland?“ Unter diesem Titel steht eine Vortragsveranstaltung der Volkshochschule Hettenleidelheim am 27. September. Referent ist der kurdische Politikwissenschaftler Dr. Kenan Engin, Lehrer an der Hochschule Mainz. Die Terrororganisation IS hat große Gebiete in Irak und Syrien mit Ölvorkommen unter ihre Herrschaft gebracht und rekrutiert ihre Kämpfer auch in der Bundesrepublik. Wir fragten Engin, wie er die Gefahr einschätzt.

Herr Engin, ist die Bedrohung hierzulande durch den IS vergleichbar mit der der Rote Armee Fraktion (RAF) in den 1970er Jahren?

Nein, die Bedrohung durch die IS ist mit der durch die RAF nicht vergleichbar. Zum einen, weil die Organisation deutlich größer ist und ideologisch ganz andere Züge aufweist, zum anderen, weil sie auch international tätig ist. Der IS rekrutiert seine Terroristen nicht nur aus islamisch-arabischen Ländern, sondern auch aus Deutschland. In welchem Ausmaß? Es werden verschiedene Zahlen genannt. Ich vermute, dass in der Terrormiliz 700 bis 800 Deutsche kämpfen. Laut Verfassungsschutz sind etwa 100 schon zurückgekehrt. Es ist aber davon auszugehen, dass darüber hinaus nicht wenige – „getarnt“ als Flüchtlinge – wieder in die Bundesrepublik eingereist sind. Die USA bombardiert IS-Stützpunkte. Halten Sie das für die richtige Maßnahme? Es ist weder der einzige noch der klügste Weg, aber es gibt keine optimalen Lösungen und es ist wichtig, dass etwas getan wird. Die Terrormiliz ist sehr schwer zu bekämpfen. Meines Erachtens sollte man sich nicht auf Angriffe aus der Luft beschränken, sondern auch am Boden einschreiten, vor allem die Kurden unterstützen. Was sagen Sie dazu, dass Ihr Heimatland, die Türkei, den IS-Terroristen nun auch den Krieg erklärt hat? Grundsätzlich finde ich das richtig. Die Türkei hat sich lange Zeit geweigert, an der Allianz gegen den IS teilzunehmen. Ministerpräsident Ahmet Davutoglu hat stets bestritten, dass es sich um eine terroristische Vereinigung handelt und immer nur von einer Gruppe Benachteiligter gesprochen. Aber: Die Türkei hat nur einen Schlag gegen den IS unternommen und zu 99 Prozent die Kurden bekämpft. So lange es den IS gibt, haben es die Kurden schwer, ihr autonomes Gebiet weiter aufzubauen, und das ist den Machthabern in Ankara sehr recht. Was erwartet die Besucher Ihrer Veranstaltung in Hettenleidelheim? Untermalt von Bildern und Videoclips werde ich die Hintergründe des IS erörtern und die Entwicklung der Organisation beschreiben. Zudem werde ich auf die Reaktionen der Nachbarländer eingehen und vor allem die Terrorgefahr für die Bundesrepublik, auch im Kontext mit dem Flüchtlingsproblem, beleuchten. INFO „Islamischer Staat: Bedrohung für Deutschland?“, Vortrag am Sonntag, 27. September, um 10.30 Uhr im Ratssaal der Verbandsgemeinde Hettenleidelheim. Teilnehmerbeitrag: 10 Euro. Eine Anmeldung ist erforderlich: Anette Kaiser, Telefon 06351/405-126, Irma Schabacker, Telefon, 06356/9626911.

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