Politik Leitartikel: Großer Wurf

Mit der Landesgartenschau ist Landau der große Wurf gelungen. Keine andere Kommune in der Pfalz hat in nur fünf Jahren eine derart positive Entwicklung genommen. Überzeugender hätte die Antwort der Südpfalzmetropole auf die auch ihr über kurz oder lang drohende demografische Entwicklung nicht ausfallen können. Die Landesgartenschau war und ist für Landau ein Konjunkturpaket erster Güte. Gerade einmal ein halbes Jahrzehnt ist vergangen, seit mit einem überzeugenden Konversionskonzept das Buhlen um die Gunst der Landesregierung Erfolg hatte. Dabei ahnte damals keiner, welche Schwierigkeiten in dieses Millionengeschenk eingewickelt wurden. Wer hätte schon angenommen, Bomben aus dem Zweiten Weltkrieg könnten die ganze Chose um ein Jahr verzögern? Hätte einer geglaubt, dass die Geothermie die Erde aufbrechen würde und aktuelle Vermarktungschancen in die Tiefe zu reißen drohte? Auch hatte keiner erwartet, dass der Landesrechnungshof einen derart schweren Bremsklotz auffahren würde, um den Motor, der die städtischen Immobilienverkäufe in Gang setzte, ins Stottern zu bringen. Dabei werden Jahre ins Land gehen, ehe feststeht, ob der Rechnungshof zu Recht den Hochgeschwindigkeitszug Landesgartenschau drosselte. Erst wenn der „Wohnpark am Ebenberg“ seiner Vollendung entgegengeht, weiß man, was die Grundstücksbewertungen eines Gutachterausschusses tatsächlich wert waren. Auch wird sich erst noch herausstellen, ob die Speyerer Behörde richtig lag, als sie die großen Verkaufseinheiten auf dem Konversionsareal in deutlich kleinere Tranchen zerschlug, ehe diese wieder in die Vermarktung durften. Dafür weiß Landau heute schon, dass der Rechnungshof nicht eines Tages wegen Geldverschwendung die Stadt an den Pranger stellt. Ist doch in der Abwicklung dieses 35-Millionen-Euro-Projekts ohne die Herren aus der Domstadt nichts gelaufen. Die Landesgartenschau-Gesellschaft wurde gemeinsam mit der Stadt auf eine Transparenz bei ihren Geldgeschäften eingeschworen, die man sich beim Nürburgring-Ausbau auch gewünscht hätte. Wie auch immer: Landau hat mit seiner Landesgartenschau auf ein Pferd gesetzt, das, unterstützt von hervorragenden Rahmenbedingungen auf dem Finanzmarkt, eingebettet in eine florierende Wirtschaft, in jedem Rennen den Champion stellte. Die enorme Schubkraft dieser Landesgartenschau bewirkte Stadtentwicklung im Zeitraffer. Mit der Schaffung des Quartiers im Landauer Süden, in das auf 27 Hektar bereits 200 Millionen Euro investiert wurden, untermauert die Stadt eindrucksvoll, welche katalysatorischen Kräfte gerade Landesgartenschauen entwickeln können. Gut, dass den „Blümchenschauen“ keiner mehr nachweint. Dann behalten solche Landesprojekte auch über den Tag hinaus ihre Existenzberechtigung. Nach wie vor. Nur braucht es für die Umsetzung Ansprechpartner mit Kompetenz, die letztlich beiden Seiten dieses leidige Gerangel um ministerielle Zuständigkeiten ersparen. Und es braucht komplett neue Finanzstrukturen. Strukturen, die Kommunen natürlich zum sorgsamen Umgang mit Geld verpflichten, ihnen dabei aber eine gewisse Eigenständigkeit erlauben. Vor allem, wenn sie eine so überzeugende Konzeption vorlegen und dafür auch den Zuschlag erhalten haben. Auf Dauer funktionieren Landesgartenschauen nur, wenn sich Kommunen nicht in dieses so erniedrigende Korsett des notorischen Bettlers schnüren lassen müssen.

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