Kusel Kusel: Klassische Büttenredner sind selten geworden

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Ab dem kommenden Wochenende finden vielerorts die traditionellen Prunksitzungen statt. Doch klassische Büttenredner findet man nur noch selten.

„Wir haben bei uns im Verein nur noch einen Büttenredner. Dass es ansonsten kaum noch Redner gibt, ist aber nicht nur bei uns im Landkreis so, das merken wir aktuell fast überall, wo wir als Kuseler Abordnung zu Gast sind“, bestätigt Peter Schmid, Vorsitzender des Kuseler Karnevalvereins (KVK). Insgesamt gebe es, alle 45 Mitgliedsvereine im Bezirk Westpfalz der Vereinigung Badisch-Pfälzischer Karnevalvereine zusammengenommen, vielleicht noch fünf bis sechs richtig gute Büttenredner, schätzt Schmid. In Altenglan sieht es auch nicht besser aus: „Wir haben in diesem Jahr nur eine junge Dame in der Bütt. Die macht das sonst mit meiner Enkeltochter zusammen, weil die aber in dieser Session keine Zeit hat, wird es die junge Büttenrednerin dieses Mal ganz alleine versuchen“, informiert Erika Lang, Vorsitzende des Altenglaner Carnevalvereins (ACV). Von außerhalb bekomme man zwar immer jemanden, der in die Bütt gehe, aber einheimische Redner gebe es im Kreis Kusel leider kaum noch. Zumindest etwas besser sieht es in Breitenbach aus: „Wir haben noch fünf Büttenredner bei unserer Sitzung – davon sind vier einheimische“, berichtet Uwe Staab, Vorsitzender des Breitenbacher Carnelvalvereins (BCV). Allerdings räumt auch Staab ein, dass die Zahl der Büttenredner seit Jahren rückläufig ist. In einer ähnlichen Situation sind auch die Rammelsbacher Wackepicker: „Wir hatten eigentlich immer gute Redner im Verein, das ist aber in den letzten Jahren doch stark zurückgegangen. Momentan haben wir noch zwei eigene Redner: Markus und Ägidius Arnold“, informiert Thomas Danneck, erster Vorsitzender der Wackepicker. Doch auch einen externen Redner zu verpflichten, sei nicht immer einfach, wie der Kuseler Schmid berichtet: „Das scheitert oft schon am Dialekt oder regionalen Bezügen in der Rede. Wenn jemand seine Witze beispielsweise in einem ,fremden’ Dialekt und dazu noch in schneller Folge abschießt, dann bekommt man doch ab und an Probleme, den Redner zu verstehen.“ Woran diese Entwicklung liegen mag, darüber hat sich Schmid auch schon so seine Gedanken gemacht: „Neben der Tatsache, dass viele heute einfach nicht mehr so gut mit der deutschen Sprache umgehen können, sind die veränderten Ansprüche des Publikums ein großes Problem“, vermutet Schmid. „Man bekommt heute das ganze Jahr über so viel Comedy im Fernsehen geboten – und auch Prunksitzungen werden zahlreich übertragen – dass die Erwartungen an eine Büttenrede fast schon unerfüllbar hoch geworden sind“, bedauert der passionierte Karnevalist. Das Fernsehen will der Breitenbacher Karnevalist Staab aber nicht uneingeschränkt als Grund für das Aussterben der Büttenredner gelten lassen: „Ich denke, es liegt nicht ausschließlich am Fernsehen. Auch die Tatsache, dass es heute so viele Prunksitzungen im Landkreis gibt, hat, denke ich, dazu geführt, dass die Leute in puncto Büttenrede vielleicht etwas übersättigt sind“, vermutet Staab. Und Danneck fügt hinzu: „Klassische Büttenredner werden auch bei großen Sitzungen immer seltener. Der Trend geht mehr in Richtung Showact oder Sketch.“ Hilfsangebote stehen angehenden Büttenrednern aber in jedem befragten Vereine zur Verfügung: „Wir unterstützen jedes Jahr Vereinsmitglieder, damit sie beispielsweise Trainerscheine machen können – natürlich würden wir auch Redner fördern“, verdeutlicht Schmid. Er selbst helfe jederzeit auch gerne, wenn sein Rat gefragt sei. „Das ist bei uns natürlich ebenso der Fall“, versichert Staab. „Außerdem sind wir in der glücklichen Lage, in Jürgen Fleck einen erfahrenen Karnevalisten an Bord zu haben, der sich dem Nachwuchs angenommen hat und so hoffentlich dafür sorgt, dass wir auch in den kommenden Jahren noch Büttenredner aus den eigenen Reihen haben werden.“ Und auch in Altenglan und Rammelsbach ist man jederzeit bereit, angehende Redner zu unterstützen und sie zum Beispiel auf Lehrgänge zu schicken. |dbu

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