Sport Kurzausflug nach Europa
1000 Fans reisen mit dem 1. FC Kaiserslautern nach London. Den Westen der britischen Hauptstadt ziert am Samstag ein rot-weißes Farbenmeer. Auch der Brentford FC läuft am liebsten in Rot und Weiß auf. Rein sportlich kann der nette Wochenend-Trip nach Europa mit den früheren Glanzzeiten des FCK nicht mithalten. Das Testspiel beim englischen Zweitligisten endet 1:1. Die Stimmung ist erstklassig.
Samstagnachmittag im Westen Londons: überall rot-weiße T-Shirts und rot-weiße Schals. Mit dem Premier-League-Zweiten FC Arsenal, dem Klub von Mesut Özil, Per Mertesacker und neuerdings Granit Xhaka, hatte das diesmal allerdings weniger zu tun. Zumal das noble Emirates Stadium der „Gunners“ etwa 15 Meilen (24 Kilometer) weiter nordöstlich Richtung City of London liegt. Nein, es sind einfach unglaublich viele Fans des 1. FC Kaiserslautern mit dem deutschen Fußball-Zweitligisten zum Freundschaftsspiel gestern beim englischen Zweitligisten Brentford FC gereist: Unter den 3500 Zuschauern waren rund 1000 FCK-Anhänger. Rot-Weiß überall: Die „Bees“, die Bienen, aus Brentford haben ebenfalls die Vereinsfarben Rot und Weiß, dazu noch ein bisschen Schwarz. Im Linienbus auf dem Weg zum Stadion ist Nick Weill sofort aufgestanden. Freundlich hat er zwei zugestiegene, natürlich mit FCK-Trikots ausgestattete Kaiserslautern-Fans aus Südbaden begrüßt und ihnen ein gutes Spiel gewünscht. Weill selbst, der aus Brentford stammt, trug ein Trikot seiner Bienen. Er hofft, wie alle Fans aller Klubs in diesen letzten Vorbereitungswochen, auf eine gute Saison mit seinem Verein. Gestern, an einem schönen sonnigen Nachmittag in London bei 27 und mehr Grad, wurde aus dem Sommerkick der ersten Hälfte nach der Pause eine bessere, spannende und offene Partie, die 1:1 (0:0) endete. Erst unterlief dem finnischen Nationalspieler Alexander Ring nach einer Ecke gleich nach der Pause ein Eigentor per Kopf (1:0, 47.). FCK-Kapitän Daniel Halfar leitete mit einem Klasse-Steilpass auf Marcel Gaus das verdiente 1:1 (53.) ein, Gaus spielte klug weiter auf den Torschützen Robert Pich. Die „Bees“ waren im vergangenen Jahr Tabellenneunter unter den 24 Teams der englischen zweiten Liga, der Football League Championship. Es war gestern ein Vergleich auf Augenhöhe mit dem deutschen Zweitliga-Zehnten. Chancen, die Partie für sich zu entscheiden, hatten beide Teams. „In England gegen diese körperlich fast immer robusten Mannschaften zu spielen, ist generell schwierig“, sagte FCK-Trainer Tayfun Korkut, „wir haben es aber gut gemacht. Und die Unterstützung durch unsere Fans war fantastisch. Wir sind einen Schritt weiter und haben jetzt noch knapp zwei Wochen Zeit.“ Für beide Mannschaften fängt die Punktrunde bald an. Der FCK empfängt am 5. August Bundesliga-Absteiger Hannover 96 im Fritz-Walter-Stadion, Brentford spielt einen Tag später bei Huddersfield Town, dem neuen Klub des Ex-Lauterers Chris Löwe. Im letzten Saisonspiel der vergangenen Runde hatte Brentford beim Tabellen-19. Huddersfield 5:1 gewonnen. Brentford hat sein Trainingslager in Harsewinkel in Ostwestfalen absolviert. Vor zehn Tagen gab es für die „Bees“ einen 1:0-Sieg im Test in Dülmen gegen den Zweitligisten VfL Bochum. Das Spiel gestern im Griffin Park, der 12.800 Zuschauer fasst, aber in der Nähe neu gebaut werden und dann knapp 30.000 Fans Platz bieten soll, hat der FCK mit dem Brentford FC schon im vorigen Sommer vereinbart. Der 1889 gegründete Traditionsklub aus Brentford, bei dem der britische Popstar Rod Stewart vor Beginn seiner großen Musikkarriere in der Jugend gekickt hat, aber zum Glück für ihn nicht weiter verpflichtet wurde, hat die Lauterer zu dieser Partie eingeladen, die Reisekosten übernommen. Das Spiel war Teil der Transfervereinbarung über den Wechsel von Angreifer Philipp Hofmann aus der Pfalz in den Londoner Westen vor einem Jahr für knapp zwei Millionen Euro Ablöse. Gestern wurde Hofmann bei den „Bees“ gegen die Roten Teufel in der 62. Minute eingewechselt. Obwohl er nicht in der Startelf stand, glaubt er an eine bessere Saison als 2015/16. Da war er verletzt, erzielte bei 21 zum Großteil kurzen Einsätzen vier Liga-Tore. „Jetzt habe ich mich gut eingewöhnt, konnte auch die ganze Vorbereitung mitmachen“, sagte der 23-Jährige, „hier wird härter und schneller gespielt, dafür ist taktisch alles nicht so ausgeprägt.“ Von den gut aufgelegten FCK-Fans wurde der Ex-Lauterer mit einigen Sprechgesängen bedacht. Zum Beispiel „Hofmann’s on fire“ in Anlehnung an die bei der EM berühmt gewordene Zeile der Nordiren, „Will Grigg is on fire“. Beim FCK freute sich Torschütze Robert Pich über seinen von Halfar und Gaus schön vorbereiteten Treffer und über seine neue Chance auf dem rechten Flügel. Über Pichs Tor und den Ausflug auf die Insel redeten viele FCK-Fans gestern noch lange in den Pubs der britischen Hauptstadt.