Grünstadt Kunden beschweren sich über kostenpflichtige Plastiktüten

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Seit Oktober müssen die Kunden des Modehauses Jost nun auch zahlen, wenn sie für ihren Einkauf eine Tüte haben wollen. Das schmeckt nicht jedem. Nicht aus Überzeugung sei auf die kostenlose Abgabe der Plastiktüten verzichtet worden, sondern weil „der Druck der Verbände enorm war“, informierte auf Nachfrage Steffen Jost, Geschäftsführender Gesellschafter des Unternehmens.

Jost ist Präsident des Bundesverbandes Textileinzelhandel (BTE) und in dieser Funktion automatisch Mitglied im Präsidium des Handelsverbands Deutschland (HDE), der im Frühjahr eine Vereinbarung mit dem Umweltministerium zum Thema Plastiktüten unterzeichnet hat. Sie enthält die Selbstverpflichtung, dass ab 1. Juli dieses Jahres zumindest 60 Prozent der deutschen Handelsunternehmen die Tüten nicht mehr kostenlos abgeben. Damit soll freiwillig eine EU-Richtlinie umgesetzt werden, die das Ziel hat, den Verbrauch dieser Produkte bis 2019 zu halbieren und bis 2025 auf ein Fünftel zu reduzieren. „Eigentlich ist es nicht Aufgabe des Handels, die Verbraucher zu erziehen“, meint Jost. „Ich will doch keinen Streit mit meinen Kunden.“ Zudem zweifelt er, ob im Bekleidungshandel durch die Gebühr wirklich die Tütenabgabe auf Dauer reduziert wird: „Wenn sich die Kunden daran gewöhnt haben, dass sie zahlen müssen, wird der Verbrauch nach einem kurzfristigen Rückgang wieder steigen.“ Lediglich einen „Symbolpreis“ von zehn Cent hätten die Kunden für eine Tüte, gleich wie groß sie sei, bei den fünf Modehäusern des Unternehmens in Grünstadt, Bruchsal, Frankenthal, Landau und Worms zu zahlen, doch der Ärger sei trotzdem erheblich, berichtet der Geschäftsführer. „Mindestens eine E-Mail erreicht uns pro Tag, in der sich Kunden beschweren. Und nicht alle, die sich ärgern, schreiben auch.“ Die Mails würden alle beantwortet, Informationen gegeben. So auch die, dass Papiertüten keine Alternative seien, da deren Ökobilanz als schlechter gelte. Und es werde auch klar gestellt, dass es nicht Ziel der Maßnahme sei, Einnahmen zu erzielen, sagt Jost. Mit der Gebühr würden nur die Kosten für einen kleinen Kunststoffbeutel abgedeckt, die anderen seien teurer, die ganz großen hätten einen Stückpreis von gut einem Euro. Zudem sei vorgesehen, die Einnahmen aus dem Tütenverkauf einem lokalen Umweltprojekt zu spenden. Jost schätzt, nachdem in den fünf Häusern jährlich rund drei Millionen Teile über die Ladentische gehen, dass dafür bislang zwischen 500.000 und 600.000 Tüten ausgegeben wurden. In einem Jahr werde man sehen, ob sich die Zahl deutlich verringert habe. Nachdem sich in den üblichen Stoffbeuteln, die zum Einkaufen empfohlen werden, zwar Socken, Hosen und Shirts verstauen lassen, aber wohl kaum Kleider, Mäntel oder Anzüge, soll es ab Januar eine „Jost-Fashion-Bag“, eine große Tasche aus gewebtem Kunststoffmaterial mit Trageriemen und Reißverschluss zu kaufen geben, informierte der Geschäftsführer weiter. Solch eine Tasche verhindere auch, dass Kunden mit Kleidung über dem Arm durch die Abteilungen oder zum Haus hinaus gingen. „Wenn wir so etwas sehen, läuten bei uns noch die Alarmglocken, wird an Diebstahl gedacht ...“ |us

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