Fußball-Zweitligist Karlsruher SC unterliegt dem 1. FC Heidenheim 0:1 und kann den Abstieg bei zehn Punkten Rückstand auf den Relegationsplatz nur noch rechnerisch abwenden. KSC-Niederlage: Der Hoffnungsfunke erlischt

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Karlsruhe. Strohhalm, der – laut Duden ein trockener Getreidehalm ohne Körner. Im Sport Sinnbild für das letzte Fünkchen Hoffnung auf das Erreichen eines in weite Ferne gerückten Zieles. Dieser Strohhalm ist für den Fußball-Zweitligisten Karlsruher SC wohl endgültig geknickt. Das 0:1 (0:0) gegen den 1. FC Heidenheim ist ein weiterer riesiger Schritt in Richtung der Dritten Liga. Gleichwohl, die Elf von Trainer Marc-Patrick Meister zeigte sich fußballerisch verbessert, die Moral war intakt. „Wir waren heute nicht leblos oder blutleer, wir waren nur nicht effektiv“, bilanzierte Meister die 90 Minuten im Wildparkstadion, die für ihn und seine Mannschaft ernüchternd geendet hatten.

Der Gast von der Ostalb war mit der „Empfehlung“ von acht sieglosen Spielen in Serie nach Karlsruhe gekommen, die Badener hatten nur eine der vergangenen sieben Partien gewonnen. Bilanzen, die den 11.203 Zuschauern nicht gerade einen Augenschmaus versprachen. Schon nach vier Spielminuten aber bot sich dem KSC die erste Gelegenheit zur Führung. Fabian Reese gab den Ball von der linken Außenbahn herein, Enrico Valentini stand in der Strafraummitte frei, schussbereit, doch der Ball rutschte ihm vom Fuß und strich deutlich am Heidenheimer Tor vorbei. Eine ebenso gute Chance bot sich dem agilen Yann Rolim. Der 22-Jährige setzte inmitten der gegnerischen Hälfte zu einem Solo an und dribbelte sich an etlichen Gegenspielern vorbei in den gegnerischen Strafraum. Statt abzuschließen, hoffte er jedoch auf eine noch bessere Schussposition. Marc Schnatterer trennte ihn in höchster Not vom Spielgerät (23.). Der KSC gefiel durch Engagement, die Durchschlagskraft fehlte. Die letzte Entscheidung war oft die falsche. Und in der Defensive stimmte die Zuordnung nicht immer. Nach 22 Minuten drohte der Gastgeber dafür büßen zu müssen. Arne Feick brachte einen Freistoß von der linken Seite hoch in den Strafraum, über Umwege kam der Ball zu Patrick Kleindienst. Unbedrängt stieg der Stürmer in die Luft, köpfte jedoch deutlich neben den Pfosten. Ebenso hochkarätig die Chance in der 37. Minute: Die Karlsruher Verteidigung ließ Norman Theuerkauf nach einer Flanke von Hauke Wahl am zweiten Pfosten allein, Theuerkauf köpfte dem Lehrbuch entsprechend gegen die Flugrichtung der Hereingabe, KSC-Keeper Dirk Orlishausen wäre geschlagen gewesen – Zentimeter fehlten zur Heidenheimer Führung, die nach der Hälfte der Spielzeit nicht verdient gewesen wäre. Das Remis entsprach dem Geschehen. 21 Treffer hatte der Tabellenletzte aus Karlsruhe an den ersten 28 Spieltagen erzielt. Der schlechteste Wert aller Zweitligisten. Warum das so ist, offenbarte sich einmal mehr kurz nach dem Seitenwechsel. Fabian Reese setzte sich auf der rechten Seite durch und passte den Ball wunderbar nach innen. Der eingetauschte Stefan Mugosa hatte nur mehr Torhüter Kevin Müller vor sich – und traf den Pfosten. Den Nachschuss von Dennis Kempe parierte Müller. Welch eine Möglichkeit. Marc-Patrick Meister, der sein Heimdebüt als Karlsruher Cheftrainer gab, konnte das Unvermögen an der Außenlinie nicht fassen. Später sagte er: „Ich kann sehr viel anfangen mit dem Auftritt heute, aber klar: Wir dürfen das Spiel nicht verlieren. Wir hatten zwei Bälle, die du machen musst.“ In einer bekannten deutschen Fußball-Talkshow wird das Phrasendreschen mit dem Berappen von drei Euro bestraft. Diese wären für folgenden Satz sicher fällig geworden: Wer vorne seine Chancen nicht nutzt, wird hinten bestraft! Indes, es stimmt ja. Einen Beweis dafür lieferte John Verhoek, der in der 67. Minute die erste Heidenheimer Chance der zweiten Hälfte zum 0:1 abschloss. Stefan Mugosa und Fabian Reese hatten danach noch einige Male den Ausgleich auf dem Fuß, ein Tor war ihnen nicht vergönnt, auch wegen des starken Keepers Kevin Müller. Die 15. Saisonniederlage wurde Gewissheit. Heidenheims Trainer Frank Schmidt durfte durchatmen, die Sieglosserie seiner nun auf Platz sieben postierten Elf hatte ein Ende gefunden. „Man hat uns deutlich angemerkt, dass wir einen Rucksack aufhatten“, sagte Schmidt, „da hat der Gegner viel befreiter gewirkt. Heute hatten wir das Glück, das wir zuletzt nicht hatten.“ Der Abstieg des Karlsruher SC ist bei nun zehn Punkten Rückstand auf Relegationsplatz 16 und fünf verbleibenden Spielen allein in der Theorie noch abzuwenden. „Wir müssen jetzt alle erst mal durchschnaufen“, sagte Trainer Meister. So spielten sie: Karlsruher SC: Orlishausen - Kinsombi, Figueras, Gimber - Bader, Valentini (33. Kempe) - Krebs, Kom (76. Thoelke), Rolim - Kamberi (46. Mugosa), Reese 1. FC Heidenheim: Kevin Müller - Becker, Wittek, Wahl, Feick - Griesbeck, Theuerkauf (68. Lankford,) Titsch-Rivero - Schnatterer (50. Halloran) - Kleindienst, Verhoek (80. Rasner) Tor: 0:1 Verhoek (67.) - Gelbe Karten: Kom (5/1), Rolim (2) - Titsch-Rivero (5/2), Kleindienst (5) - Beste Spieler: Rolim, Reese - Kevin Müller, Feick - Zuschauer: 11.203 - Schiedsrichter: Willenborg (Osnabrück).

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