Kreis Südliche Weinstraße Klingenmünster: Erste Ideen für barrierefreie Burg gesammelt

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Auf der Landeck will man versuchen, „Komfort für alle“ zu schaffen. Die Teilnehmer eines „barrierefreien Spaziergangs“ sammelten Ideen.

Der Reiz uriger Pfälzer Burgen besteht für viele Besucher in langen Steintreppen, hohen Türmen und buckligem Sandsteinpflaster, das vielleicht schon die Fußstapfen der alten Ritter ertragen hat. Für Menschen mit eingeschränkter Mobilität sind das kaum zu bewältigende Hürden. Deswegen hatten sich die Bürgerstiftung Pfalz und der Landeckverein zum „Tag der Inklusion“ am Freitag etwas Besonderes einfallen lassen. Sie luden zur barrierefreien Erkundungstour auf die Burg oberhalb von Klingenmünster ein. Burgtaugliches Schuhwerk geschnürt hatten aber nicht nur die Vertreter dieser beiden Institutionen. Aus Koblenz von der Generaldirektion Kulturelles Erbe kamen Angela Kaiser-Lahme, Direktorin von „Burgen, Schlösser, Altertümer“, und Armin Kraft, Chef der Abteilung Liegenschaften. Jutta Fery, Leiterin der Kontaktstelle Körperbehinderter Bad Bergzabern, konnte eigene Erfahrungen beisteuern. Und Christian Bohr, Projektleiter barrierefreier Tourismus beim Verein Südliche Weinstraße, machte das Interesse der Modellregion an dem Vorhaben deutlich. Natürlich wird die Landeck – wie andere Burgen auch – nie komplett behindertengerecht gestaltet werden können. Die Aussichtsplattform des 23 Meter hohen Bergfrieds wird dauerhaft für gehbehinderte Menschen unerreichbar bleiben. Auch beim Zugang und Rundgang durch den Burghof entdeckten die Teilnehmer jede Menge Stolperfallen und Hindernisse, die mit mehr oder weniger Aufwand beseitigt werden könnten. Da sind etwa die Spalten zwischen den schweren Holzbohlen der Burgbrücke: Sie sind so breit, dass jeder Stock dazwischen steckenbleiben kann. Der Aufgang von der Brücke zum Burghof besteht aus großen holprigen Steinen – nur mühsam oder gar nicht zu bewältigen für Leute, die Probleme beim Gehen haben. Im Burghof selbst gibt es tückische Kanten, die Besucher ohne Handicap kaum wahrnehmen, und von Steinen umrahmte Bodenscheinwerfer, die sich als typische Stolperfallen erweisen. Die Treppe zur Toilette hat hohe Stufen und ist, wie Jutta Fery eindrucksvoll demonstrierte, trotz eines Handlaufs nur mit großer Mühe zu begehen. Es gebe Vorgaben des Landes, bei allen Bauvorhaben den Aspekt der Barrierefreiheit – besser: Komfort für alle – zu beachten und die Generaldirektion habe das schon in einigen Objekten umgesetzt, sagte Angela Kaiser-Lahme. Die Festung Ehrenbreitstein und die Hardenburg seien Beispiele dafür, bei der Villa Ludwigshöhe sei man „gerade dran“. Die Landeck biete gute Voraussetzungen, für Menschen mit Handicap attraktiv zu werden, da sie per Auto erreichbar sei. Es sei aber nötig, den weiteren Weg durch die Burg zu erleichtern. Insbesondere der Innenhof biete sich dafür an. Man müsse sehen, was mit kleinem Budget zu machen sei, ergänzte Armin Kraft. Klaus Frey, der Vorsitzende des Landeckvereins, ist voller Tatendrang. „Nach Fertigstellung der Bauarbeiten auf der Burg geht’s los“, sagte er beim Abschlussgespräch. „Dann gibt’s hier einen Großeinsatz.“ In Absprache mit dem Denkmalschutz werde man den holprigen Zugang zum Innenhof – „eine echte Zumutung für Leute mit Handicap“ – so gestalten, dass er mit Rollstuhl und Rollator besser zu befahren ist. Weitere geplante Schritte seien die Ausbesserung der Brückenbalken und die Ausweisung eines Behindertenparkplatzes. Der Landeckverein und die Burg-Landeck-Stiftung seien bereit, sich hier mit Arbeitskraft und Geld zu engagieren. Zur Finanzierung weiterer und kostspieligerer Vorhaben, zum Beispiel den Bau einer Behindertentoilette, wollte sich beim Burgspaziergang niemand konkret äußern. Es soll geprüft werden, welche Töpfe infrage kommen, hieß es.

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