Rheinpfalz Klima für Firmengründer

KAISERSLAUTERN. Kaiserslautern ist eine Gründerstadt. Gemessen an der Einwohnerzahl steht die Westpfalz-Metropole mit Abstand auf Platz eins aller kreisfreien Städte in Rheinland-Pfalz, was Firmengründungen anbelangt. Diese neuen, jungen und oft innovativen Unternehmen seien für die Region von existenzieller Bedeutung, betonte Matthias Vogelgesang, der seit zwölf Jahren bei der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Kaiserslautern (WFK) Existenzgründer berät und betreut. Um die Gründerbewegung in verschiedenen Städten und Kreisen vergleichen zu können, haben die Statistiker eine sogenannte Existenzgründungsquote festgelegt. Sie besagt, wie viele Betriebe in einem Jahr pro 10.000 Einwohner gegründet wurden. In Kaiserslautern betrug diese Quote im vergangenen Jahr laut dem Statistischen Landesamt Bad Ems 26,9 – der Landesdurchschnitt lag bei 14. In der Landeshauptstadt Mainz lag die Gründerquote bei 22,6, Schlusslicht war Trier mit einer Quote von 11,8. Die Wirtschaft ist in stetigem Wandel. Vogelgesang zog im Gespräch mit der RHEINPFALZ den Vergleich zur Natur, sprach von stetem Aufblühen und Vergehen. „Wir brauchen immer wieder neues Leben“, wies er auf die existenzielle Bedeutung der Firmenneugründungen hin. Das lasse sich in Kaiserslautern auch mit Zahlen belegen. So hätten in den vergangenen 20 Jahren alleine jene 85 jungen Unternehmen aus den zukunftsweisenden Bereichen Hightech und Informationstechnologie gut 2300 Arbeitsplätze geschaffen. Auch im Handel, besonders im Internethandel hätten sich einige Neugründungen hervorragend entwickelt, betonte Vogelgesang und nennt als Beispiel Tyre24. Weniger erfolgreich war seiner Einschätzung nach die vor etwa zehn Jahren ins Leben gerufene und inzwischen wieder eingestellte „Ich-AG-Kampagne“. Sie habe zu vielen Gründungen aus der Not heraus geführt und unter einer „großen Fantasielosigkeit“ gelitten. Ein beachtliches Potenzial für künftige Firmengründungen sieht Vogelgesang bei Amerikanern, die bei den US-Streitkräften in Kaiserslautern stationiert waren und nach dem Ausscheiden aus dem Militärdienst eine neue Karriere in der Westpfalz beginnen wollen. Gemeinsam mit der Atlantischen Akademie und dem deutsch-amerikanischen Business Club sollten spezielle Programme für gründungsfreudige Zivilamerikaner aufgestellt werden. Gregory S. Evans, Professor der Wirtschaftswissenschaften an der Universität von Maryland und Vizepräsident des deutsch-amerikanischen Business Clubs, sprach gegenüber der RHEINPFALZ von einer großen Nachfrage. Vogelgesang wiederum sieht in der amerikanischen Militärgemeinde mit etwa 57.000 Mitgliedern auch ein „Alleinstellungsmerkmal“ der Region Kaiserslautern, das bei Firmengründungen stärker berücksichtigt werden könne. Dass Kaiserslautern bei der Gründerquote landesweit an der Spitze steht und auch bundesweit im oberen Mittelfeld mitspielt, komme nicht von ungefähr, betonte Vogelgesang. Mit der Technischen Universität, der Hochschule Kaiserslautern (früher FH) und mehreren wissenschaftlichen Instituten verfüge die Stadt über hervorragende Ideenschmieden und Geburtsstätten für Erfindungen auf dem naturwissenschaftlichen und technischen Sektor. Darüber hinaus bestehe in Kaiserslautern ein hervorragendes Klima für Existenzgründer, verwies Vogelgesang auf eine gründerfreundliche Politik – auch der Sparkassen und Volksbanken – und ein dichtes Netz an Beratern und Unterstützern. Für viele, die sich selbstständig machen, einen Betrieb auf die Beine stellen wollen, sei die WFK die erste Anlaufstelle. Bis zu 100 Leute berate er jährlich – in Vogelgesangs Augen „die schönste Arbeit, die man im Wirtschaftsbereich machen kann“. Er verstehe sich dabei als eine Art Trainer, unterstütze die Gründer bei den grundlegenden Fragen auf dem Weg zum eigenen Unternehmen. So helfe er ihnen, einen Business-Plan zu erstellen, berate sie bei der Finanzierung ihres Vorhabens oder wäge die Chancen und Risiken ihres geplanten Unternehmens ab. „Es kommt vor, dass ich von einer Gründung abrate“, betont Vogelgesang. Oft verweise er die Ratsuchenden an andere Institutionen, die spezielle Programme für Existenzgründer bieten. Etwa an die Starterzentren der Industrie- und Handelskammer oder der Handwerkskammer, die auch kostenlosen Rat in Rechts- oder Steuerfragen anböten. Für Existenzgründer aus dem wissenschaftlichen Bereich sei das Gründungsbüro der Technischen Universität und der Hochschule die erste Adresse. Es sensibilisiere Studierende und Mitarbeiter aus Wissenschaft und Forschung für eine Unternehmertätigkeit und begleite sie auf dem Weg zur Firmengründung. Eine besondere Rolle nehme das BIC – Business and Innovation Center – in der Trippstadter Straße ein. Es unterstütze Gründer von der Geschäftsidee bis zur Marktreife, biete Seminare, Workshops und spezielle Programme wie etwa „Unternehmensgründungen im Bereich Gesundheit“.

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