Donnersbergkreis Kirche mal ganz anders
Abseilen vom Kirchturm, ein Dinner im Gotteshaus oder ein Lagerfeuer auf dem Marktplatz – gibt’s nicht? Doch. Die Aktion „Zeit für Kirche“ macht all das möglich. Nach 2011 und 2013 fällt morgen zum dritten Mal der Startschuss. Eine Woche lang stehen dann die Türen der evangelischen Kirche Rockenhausen von 7 Uhr früh bis 23 Uhr abends für Jedermann offen – egal, ob jung oder alt.
„Ah, das tut gut!“ Matthias Klein setzt die Füße auf den Boden vor der evangelischen Kirche. Eben noch baumelte der Jugendreferent der Evangelischen Jugend Rockenhausen mit Daniela Weidisch in luftiger Höhe am Turm des Gotteshauses. Nun wandert sein Blick nach oben, wo zwei lange Banner hängen. „Naja, etwas schief sind sie noch“, gibt er zu und lächelt. Da werde man noch nachbessern. Trotzdem: Ihren Zweck hat die Kletteraktion schon erfüllt. Einige Fußgänger betrachten neugierig die Banner, die auf „Zeit für Kirche“aufmerksam machen sollen. Zum dritten Mal findet die Aktion in Rockenhausen statt – und zwar nur in Rockenhausen. „Das hier ist einmalig“, betont Klein. Eine Woche lang öffnen der Jugendreferent und seine Helfer die Türen der evangelischen Kirche. Vor allem – aber nicht nur – junge Leute hoffen sie damit in die Kirche zu locken. „Mein Anliegen ist, dass Kirche einmal anders wahrgenommen wird“, sagt Klein. „2013 haben rund 3000 Leute die Kirche in dieser Woche besucht. Gut die Hälfte waren Kinder und Jugendliche“, erzählt der Jugendreferent. Für sie haben sich die Organisatoren am 4. Dezember wieder ein spezielles Angebot einfallen lassen: Ein Jugendgottesdienst und eine Disco. „Wer will, kann sich auch vom Kirchturm abseilen, und draußen gibt’s ein Lagerfeuer“, sagt Klein. Jeder Tag steht unter einem bestimmten Motto, auf das auch die Programmpunkte abgestimmt sind. Etwa „Kirche ist Heimat“ mit einem Podium zum Thema Flüchtlinge. Daneben gibt es tägliche Angebote wie die Frühandacht um 7 Uhr, den lebendigen Adventskalender (17 Uhr) oder die Abendandacht (22.30 Uhr). Für Montag bis Samstag haben Klein und seine Helfer für jeden Morgen ein spezielles Programm für Schulklassen und Kindergartengruppen vorbereitet. Ansonsten sieht das Programm von Montag bis Samstag eine Mittagsandacht (12 Uhr), Mittagessen (12.15 Uhr) sowie offene Angebote von 13 bis 17 Uhr als wiederkehrende Punkte vor. Grundsätzlich gilt: Jeder darf kommen, wann er möchte. Der Startschuss für die Aktionswoche fällt morgen. Dann werden erst einmal die Kirchenbänke aus dem Gotteshaus getragen, und der Kirchenraum wird neu gestaltet. Alleine dafür rechnet Klein mit 20 Helfern. „Die ganze Woche über werden es etwa 30 bis 40 sein“, sagt er. Seit 2013 sind neben der evangelischen Jugend und der evangelischen Kirchengemeinde auch der Bund der Deutschen Katholischen Jugend und die katholische Kirchengemeinde dabei. Fast alle Helfer packen ehrenamtlich mit an. „Zum Teil kommen sie direkt von der Arbeit, es sind aber auch viele Schüler und Rentner mit dabei“, erzählt Klein. Viele hatten sich vorab gemeldet. „Wenn die alle dabei sind, wird das der Hit“, ist er sich sicher. Vielleicht, mutmaßt er, habe sich die Idee erst herumsprechen müssen. Schließlich habe es auch Skeptiker gegeben. Mit dem Gedanken an eine Disco innerhalb der Kirchenmauern konnte sich beispielsweise nicht jeder anfreunden. „Teilweise haben wir auch böse Mail bekommen“, sagt Klein. Aber „die Mehrzahl findet das gut“. Das Presbyterium stehe voll hinter der Aktionswoche. „Viele Leute sehen ja, dass in den Gottesdiensten abgesehen von den Konfirmanden kaum junge Menschen sind.“ Als Programmhöhepunkt bezeichnet Klein das Himmelsdinner, zu dem insbesondere die Tafel eingeladen ist. Wer möchte, steuert Speisen bei, auch Rockenhausener Gaststätten spenden Essen. „Da kommen dann 150 bis 200 Leute“, schwärmt Klein, der die Gemeinschaftserfahrung schätzt. Er freut sich, wenn Jugendliche „begeistert wieder gehen“. Und: „wenn morgens die Kindergartengruppen und Schulklassen in die Kirche kommen. Sie sehen den Spielbereich, den Brunnen, die Technik – und sagen: ,Wow, ist das geil!’“ (kth)
