Ludwigshafen Keine Filetstücke für neue Kitas

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In fast allen Stadtteilen fehlen Kita-Plätze. Besonders brennt es im Ludwigshafener Zentrum. Eine provisorische Kita in der Ludwig-Bertram-Straße in Mitte soll daher Anfang April in Betrieb gehen. Ein Neubau in der Gneisenaustraße am Rheinufer Süd soll bis Ende 2017 fertig werden. Drei weitere neue Kitas sollen auf einer Grünfläche in Süd und direkt an der B 37 entstehen.

Der Stadtteil Süd entwickelt sich prächtig: Auf der Parkinsel sind etliche Einfamilienhäuser entstanden, am Rheinufer reiht sich eine Stadtvilla mit großzügigen Eigentumswohnungen an die nächste. Bald kommen noch ein Hochhaus namens „Metropol“ mit zwei Türmen und etlichen Wohneinheiten auf dem Berliner Platz sowie ein neues Quartier mit 164 Wohnungen in der ehemaligen Christian-Weiß-Siedlung an der Saarlandstraße dazu. Die Bevölkerung im Zentrum wächst, aber mit dem Bau von Kindertagesstätten kommt die Verwaltung nicht nach. In den genannten Baugebieten sind sie auch gar nicht vorgesehen. Stattdessen sollen bis Ende 2018 drei neue Kitas auf dem Gelände Ecke Berliner-/Wörthstraße in Mitte, Ecke Westend-/Dörrhorststraße ebenfalls in Mitte und auf dem Koschatplatz in Süd entstehen. Zudem sollen die Kindertagesstätte Süd in der Orff- und die Kita Nord in der Schanzstraße erweitert werden, wie die Verwaltung in der jüngsten Sitzung des Jugendhilfeausschusses über ihre Pläne berichtet hat. Die Information der Ortsbeiräte darüber steht noch aus, soll aber demnächst erfolgen. Auf die Reaktionen darf man gespannt sein. Der Koschatplatz in Süd ist derzeit noch eine kleine parkähnliche Grünanlage in einem dicht bebauten Wohngebiet mit vier- bis fünfgeschossigen Gebäuden. Die beiden anderen Standorte für neue Kitas in Mitte sind alles andere als sogenannte Filetstücke. Vielmehr handelt es sich um Randgrünflächen direkt neben der Hochstraße Süd (B 37). Um die angespannte Situation für viele Eltern auf den langen Wartelisten zu entschärfen, soll Anfang April eine provisorische Kita mit vier Gruppen für 36 Monate auf dem ehemaligen Bolzplatz in der Ludwig-Bertram-Straße in Mietcontainern in Betrieb gehen. Mit knapp 700.000 Euro sind die Containermieten veranschlagt. Ein Spielplatz in der Nähe soll der Kita für die Dauer des Provisoriums zur Verfügung gestellt werden, damit die Kinder auch draußen spielen können. 11,5 zusätzliche Erzieherstellen muss die Stadt besetzen, damit diese neue Kita starten kann. Keine leichte Aufgabe, denn wegen des bundesweiten Erziehermangels sind in den städtischen Kitas in Mitte, Süd und Nord bereits jetzt mehr als 20 Stellen nicht besetzt. In der Gneisenaustraße am Rheinufer Süd soll bis Ende 2017 für rund 3,8 Millionen Euro eine weitere Kita mit 120 Plätzen entstehen – davon 20 Krippenplätze und 24 Plätze für Zweijährige. Ebenfalls geplant: eine Erweiterung der Kita am Ebertpark in Friesenheim um drei Gruppen mit 75 Plätzen. Stadtweit will die Verwaltung bis Ende 2017 zusätzliche 30 Kita- sowie acht Krippengruppen einrichten. Das entspricht 830 Betreuungsplätzen. Rund 25 Millionen Euro soll der weitere Kita-Ausbau kosten. Hintergrund ist der individuelle Rechtsanspruch in Rheinland-Pfalz auf einen elternbeitragsfreien Kita-Platz für Kinder ab zwei Jahren. Darüber hinaus hat der Bund einen Betreuungsanspruch für Ein- und Zweijährige in einer Einrichtung oder in der Kindertagespflege geschaffen. Als Reaktion darauf hat die Verwaltung bereits zwei Maßnahmenpakete zum Kita-Ausbau auf den Weg gebracht, die der Stadtrat 2009 beschlossen hat und die gerade fertig werden. Für ihre Planung ging die Verwaltung vor sieben Jahren noch von Jahrgangsstärken von 1500 Kindern aus. Seit 2010 sind die Geburtenzahlen in Ludwigshafen jedoch auf etwa 1600 Kinder pro Jahr angestiegen. Im Jahr 2014 wurden sogar 1724 Geburten gezählt. Verstärkt wird diese Entwicklung laut Verwaltung seit 2013 dadurch, dass Ludwigshafen als Wohnort immer attraktiver wird. Trotz des bisherigen Ausbaus fehlen daher weiterhin sehr viele Betreuungsplätze. Für die vollständige Umsetzung des Rechtsanspruchs war daher das dritte Ausbaupaket, das Mitte des vergangenen Jahres vorgestellt wurde, dringend erforderlich. Neu zugrunde gelegt werden dabei durchschnittliche Jahrgangsstärken von 1600 Kindern. Mit dieser Planungsgröße kann der aktuelle Bedarf zwar auch nicht vollständig aufgefangen werden. Die Verwaltung geht aber nicht davon aus, dass Jahrgänge mit über 1700 Geburten in Ludwigshafen von Dauer sein werden. Für die Betreuung der Kinder in den neuen Gruppen braucht die Stadt etwa 114 zusätzliche Erzieher. Das ist mit zusätzlichen jährlichen Personalkosten von 5,5 Millionen Euro verbunden.

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