Grünstadt Kein schöner Zug der Bahn

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Ebertsheim: „Das ist ein starkes Stück der Bahn“ ärgert sich Landwirt Joachim Schindler. Was ihn und den Ebertsheimer Ortsbürgermeister Bernd Findt auf die Palme bringt, ist eine Maßnahme der DB Netz AG: Sie hat jetzt die Brücke über die Bahnlinie mittels Pfosten für Fahrzeuge aller Art gesperrt, „aus Sicherheitsgründen“. Zwar verspricht der Konzern eine Erneuerung für 2018. Findt hat daran jedoch starke Zweifel.

Findts Skepsis ist wohl berechtigt: Denn seit mindestens zehn Jahren schreibe die Verwaltung der Verbandsgemeinde Grünstadt-Land regelmäßig der DB Netz AG, dass diese „ihre Hausaufgaben machen und die Brücke wieder in einen verkehrstüchtigen Zustand versetzen soll“. In der Antwort heiße es dann immer, dass die Arbeiten für das nächste Jahr geplant seien - ohne dass sich das bisher bewahrheitet habe, ärgert sich der Ortsbürgermeister, der sich deswegen an die RHEINPFALZ gewandt hat. Die Brücke, die gut 80 Jahre alt sein dürfte, befindet sich in der Verlängerung der Neugasse am alten Ebertsheimer Bahnhof. Seit vielen Jahren schon durfte sie nur von Fahrzeugen überquert werden, die ein zulässiges Gesamtgewicht von unter sechs Tonnen haben, jetzt darf sie nur noch von Fußgängern und Radfahrern genutzt werden. Immerhin konnten die Landwirte, die südlich der Bahnlinie ihre Äcker haben, diese bisher noch mit leeren Fahrzeugen überqueren, sie dann zum Beispiel mit Zuckerrüben beladen, anschließend über die Überquerung an der Tiefenthaler Straße ins Dorf zurück- und weiter in die Zuckerfabrik fahren. Das gehe jetzt nicht mehr, sagt Joachim Schindler, der als Vorsitzender der örtlichen Jagdgenossenschaft quasi der Sprecher der Ebertsheimer und Rodenbacher Bauern ist. „Jetzt quälen sich alle durch die Tiefenthaler Straße.“ Weil der Rundweg durch die Sperrung nicht mehr zur Verfügung steht, müssten er und seine Kollegen, die Äcker am Wirtschaftsweg in der Fortsetzung der Neugasse haben, komplizierte Wendemanöver vollführen – zum Teil mit Rüben-Lkw von 16, 17 Metern Länge – und anschließend erst einen Kilometer bergauf fahren: „Das ist nicht so ohne, vor allem, wenn es geregnet hat.“ Der Umweg sei schwierig zu fahren, eine Umweltbelastung sei das zudem, so Schindler. Zwar gibt es in Ebertsheim auch noch zwei Bahnunterführungen, doch mit Rübenrodern oder Mähdreschern komme man da nicht durch, weil die Brücken zu niedrig seien. Laut Bauamtsleiter Fuchs trifft die Sperrung auch die Verbandsgemeinde-Werke: Ihr Wasserhochbehälter sei jetzt nur noch über unbefestigte Wege zu erreichen. Dies könne mitunter sehr problematisch sein. Vor ungefähr zehn Jahren seien sie mit einem Vertreter der Bahn die Strecke abgefahren, erinnert sich Landwirt Schindler: „Der hat damals gesagt: Das geht ja gar nicht.“ Dennoch habe sich bis heute nichts getan, obwohl alle Jahre wieder die Brückenerneuerung versprochen werde, bekräftigt der Ortsbürgermeister. Auch im Schreiben an die VG-Verwaltung, in dem die Netz AG die Sperrung verkündete, heißt es: „Die Erneuerung der Brücke ist für 2018 geplant.“ Am liebsten wäre es der Bahn, wenn die Gemeinde die Brücke übernehmen würde, glaubt Findt. Das sei ihr auch schon angeboten worden. Doch darauf wolle sich der Gemeinderat nicht einlassen: Die Bahn würde dann zwar die Überquerung sanieren oder neu bauen, die Unterhaltung und vor allem die – regelmäßigen - Sicherheitsüberprüfungen blieben dann aber an den Ebertsheimern hängen. „Das kostet ein paar tausend Euro, und das kann sich unsere Gemeinde nicht leisten“, wendet sich der Bürgermeister gegen dieses vermeintlich „großzügige“ Angebot. Er hält auch nichts von der Bahn-Idee, einen Weg an der Bahnlinie als Ausweichtrasse zu schottern, der auch nach Westen führt. Denn das beträfe großteils den örtlichen Hab-Acht-Wanderweg und würde einen schwerwiegenden Eingriff in das Landschaftsschutzgebiet bedeuten: „Da müssten viele Bäume und Hecken weg, dazu sind wir nicht bereit“, so Findt.

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