Rheinpfalz „Kein Anlass zu Bedenken“

Speyer. Die Kritik am Bahnhaltepunkt Süd in Speyer reißt nicht ab. Werner Schreiner, früherer Geschäftsführer des Verkehrsverbunds Rhein-Neckar (VRN) und heute bei diesem als Projektmanager mit der S-Bahn betraut, fehlt das Verständnis für viele der Einwände. Der 68-Jährige, in Neustadt SPD-Politiker, wirbt im Gespräch mit Patrick Seiler für die Station.

Herr Schreiner, ein neuer Bahnhaltepunkt gut einen Kilometer vom Hauptbahnhof entfernt und mitten im Wohngebiet – ist das aus Sicht eines Bahnexperten sinnvoll?

Natürlich. In Neustadt ist der Bahnhaltepunkt Böbig nur ungefähr 900 Meter vom Hauptbahnhof entfernt und seit Jahren erfolgreich. Dass der Speyerer Bahnhaltepunkt in einem Wohngebiet entstehen soll, könnte im Hinblick auf das Kundenaufkommen gar nicht besser sein. Bringt ein Bahnhaltepunkt Lärm, Müll und Unsicherheit in ein Wohngebiet, wie Kritiker anführen? Das ist doch dummes Zeug. Keiner kommt mit der S-Bahn nach Speyer, um dort seinen Müll wegzuwerfen. Auch beim Lärmschutz gibt es aus meiner Sicht keinen Anlass zu Bedenken: Schon heute fahren die Züge dort vorbei, und die neuen S-Bahn-Fahrzeuge sind so gut, dass auch das Abbremsen und Abfahren zu keinen Mehrbelastungen führt. Ein Lärmschutzgutachten ist eine Voraussetzung für ein solches Bauprojekt, da wird nach bundesweit einheitlichen Vorgaben vorgegangen. Es gibt nichts so Transparentes wie die S-Bahn Rhein-Neckar. Sie waren am Bau vieler Stationen beteiligt. Mehr als 1100 Unterschriften gegen ein solches Projekt – kennen Sie das von anderswo? Ich weiß, dass es Gemeinderäte gab, die Bahnhaltepunkte abgelehnt und das später bedauert haben. Ich erschrecke auch vor 1100 Unterschriften nicht, weil ich weiß, dass mit einem neuen Haltepunkt immer eine große Zukunftschance verbunden ist. Grundsätzlich gilt, dass Einwände in einem Planfeststellungsverfahren eingereicht werden müssen. Diese werden dann abgewogen und es stellt sich heraus, was rechtlich haltbar ist und was nicht. Wir versuchen aber, die Leute mitzunehmen und haben beim Ausbau der Strecke von Ludwigshafen bis Mainz überall eine hohe Akzeptanz gehabt. Bezweifelt wird von Anwohnern, dass es ausreichend Nutzer der neuen Station gäbe. Wie ermittelt man die Nutzung methodisch richtig? Da gibt es schon vor der Planung Untersuchungen, die ebenfalls nach bundesweit einheitlichen Vorgaben ablaufen. Der Bund stimmt solchen Projekten nur zu, wenn es eine gewisse Anzahl von Reisenden gibt. Die Gegner verweisen darauf, dass diese Zahlen in Speyerer Fall schon rund 15 Jahre alt seien. Dann werden sie heute besser aussehen als damals. Wir haben Zuwächse in allen Bereichen der S-Bahn. Wie sehen Sie die Kosten-Nutzen-Relation für das Projekt? Wenn es keinen volkswirtschaftlichen Nutzen geben würde, hätte der Bund das Projekt nicht befürwortet. Es gibt einen Rechtsanspruch der Allgemeinheit auf Haltestellen, und ich kann nur betonen, wie zukunftsfähig ein elektrifizierter Bahnverkehr in Zeiten steigender Energiekosten und auslaufender fossiler Brennstoffe ist. Ein zusätzlicher Haltepunkt ist eine Investition in die Zukunft eines Ortes. Junge Leute nutzen die Bahn heute viel selbstverständlicher als früher, brauchen viel seltener das Auto. Aber auch ältere Leute können auf diese Weise länger mobil bleiben. Sie kennen den Stand: Kommt die Station und wenn ja, wann? Das hängt vom Planfeststellungsverfahren ab, also von dem, was genehmigt wird, und ob die Stadt den Haltepunkt will. Wenn die Planfeststellung fertig ist, wissen wir, ob es noch Auflagen gibt, die in die Pläne und Förderanträge eingearbeitet werden müssen. Dann braucht man ein Baufenster, das geht im hochbelasteten Verkehrsraum Rhein-Neckar nicht von heute auf morgen. (Archivfoto: LM)

Ihre News direkt zur Hand
Greifen Sie auf all unsere Artikel direkt über unsere neue App zu.
Via WhatsApp aktuell bleiben
x