Kaiserslautern Kaiserslautern: Uneinigkeit über Bewerbung für Fußball-EM

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Diskussion im Stadtrat: Soll sich Kaiserslautern als Austragungsort einer möglichen Fußball-EM 2024 in Deutschland bewerben?

SPD und FDP haben noch Informationsbedarf. Die CDU verlangt Zusagen des Landes. Grüne, Linke und FWG haben eine Bewerbung der Stadt als Austragungsort einer möglichen Fußball-EM 2024 in Deutschland bereits abgeschrieben. Das ist das Ergebnis einer RHEINPFALZ-Umfrage unter den Fraktionen des Stadtrats. Die SPD-Fraktion kann die Frage, ob sich die Stadt als Austragungsort einer möglichen Fußball-Europameisterschaft 2024 in Deutschland beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) bewerben sollte, noch nicht abschließend entscheiden. Der SPD-Fraktionsvorsitzende Andreas Rahm erklärte, jeder habe noch das „Sommermärchen“ der Fußball-WM von 2006 vor Augen, als Kaiserslautern einer der Austragungsorte war, aber vor einer Entscheidung über eine Bewerbung für die Europameisterschaft 2024 müssten erst einmal die möglichen Kosten auf den Tisch. „Ohne diese Zahlen und auch mögliche Finanzierungsmodelle ist keine verantwortungsvolle Entscheidung möglich“, sagte Rahm. Der SPD-Fraktionsvorsitzende forderte die Fritz-Walter-Stadiongesellschaft, die Eigentümerin des Stadions auf dem Betzenberg, auf, die Fakten bei der UEFA als Veranstalterin der europäischen Titelkämpfe zu besorgen und den Stadtrat zu informieren. Rahm gab zu bedenken, dass auch Sanierungen am Fritz-Walter-Stadion notwendig sein würden. In eine Entscheidung sei somit auch der Mieter, der 1. FC Kaiserslautern, einzubinden. Informationen wünscht sich auch die FDP-Fraktion, was die Kosten anbetrifft, die mit Kaiserslautern als Austragungsort einer Fußball-EM in Verbindung stehen würden. „Bevor wir uns entscheiden, fordern wir von der Verwaltung eine detaillierte Kostenaufstellung“, erklärte FDP-Fraktionsvorsitzender Werner Kuhn. Sollten sich tatsächlich Kosten in Millionenhöhe ergäben, lehne die FDP-Fraktion eine Bewerbung ab. Kuhn befürchtete vor allem Sanierungskosten für das Fritz-Walter-Stadion, die von der Stadiongesellschaft in der zudem prekären Situation des 1. FC Kaiserslautern niemals aufgebracht werden könnten. Dass das Land für die Kosten aufkommen würde, schätzte er als eine Illusion ein. Die CDU-Fraktion würde eine Bewerbung der Stadt als Austragungsort einer Fußball-Europameisterschaft 2024 befürworten, macht dies gleichwohl von Bedingungen abhängig. Der CDU-Fraktionsvorsitzende Walfried Weber nannte als Voraussetzung für eine Bewerbung der Stadt, dass dies im Einvernehmen mit dem Land erfolge und die Austragung der EM in Rheinland-Pfalz auch politisch von Seiten des Landes gewünscht sei. Er äußerte die Erwartung, dass sich das Land verbindlich bereit erkläre, die Hauptlast anfallender Kosten insbesondere zur Ertüchtigung des Fritz-Walter-Stadions zu tragen und der Stadt die Zusage gebe, die Bereitstellung gegebenenfalls erforderlich werdender städtischen Haushaltsmittel zu genehmigen, ohne dies mit der Forderung zu verknüpfen, hierfür im Gegenzug Kürzungen im freiwilligen Leistungsbereich oder Steuererhöhungen zu verlangen. Die CDU-Fraktion erhofft sich von der Austragung einer Fußball-EM in Kaiserslautern eine weitere Verbesserung der Infrastruktur der Stadt. Weber erinnerte in diesem Zusammenhang an die positiven Erfahrungen mit der Fußball-WM 2006 in Kaiserslautern, die zu nachhaltigen Verbesserungen der Infrastruktur geführt habe. Die Fraktionen der Grünen, der Linken und der FWG im Stadtrat haben sich bereits gegen eine Bewerbung der Stadt als Austragungsort einer Fußball-Europameisterschaft 2024 positioniert. Die Fraktion der Grünen hält eine Bewerbung der Stadt als Austragungsort der EM für politisch nicht verantwortbar. Der Fraktionssprecher der Grünen, Tobias Wiesemann, erklärte, die Verwaltung müsste in erhebliche personelle Vorleistung treten, um eine den Anforderungen entsprechende Bewerbung auszuarbeiten und dies mit ungewissem Ausgang. „Die UEFA formuliert einen Durchführungskatalog, der abgearbeitet werden muss. Aus der Erfahrung bei der WM wissen wir: Dieser Katalog wird ständig erweitert. Es ist deswegen nicht möglich, die Kosten im Vorfeld abzuschätzen. Sicher ist nur, dass diese sehr hoch sein werden“, betonte Wiesemann. Vorsichtige Anfragen der Grünen bei der Landesregierung haben nach den Worten des Fraktionssprechers gezeigt, dass Fördermittel, anders als bei der Fußball-WM 2006, nicht in nennenswertem Umfang zu erwarten seien. „Wir laufen mit einer Weiterführung der Bewerbung Gefahr, unsere Argumentationslinie gegenüber Bund und Land mit der Forderung nach einer besseren Finanzausstattung zu konterkarieren“, skizzierte er Konsequenzen einer möglichen Bewerbung der Stadt als Austragungsort. Kosten und vorhandene andere Probleme der Stadt führt die Fraktion der Linken gegen eine Bewerbung von Kaiserslautern als Austragungsort der Europameisterschaft an. Die Fraktionsvorsitzende der Linken, Elke Theisinger-Hinkel, erklärte, alleine die Kosten, die für die Erstellung einer Bewerbung entstünden, würden nicht ohne eine erneute Diskussion über andere freiwillige Leistungen bleiben. „Kaiserslautern hat andere Probleme und Interessen. Und sich darum zu kümmern, ist für die Bürger wichtiger, als wieder Austragungsort für Fußball zu sein“, meinte Theisinger-Hinkel. Schon bei der Fußball-WM 2006 seien die großen Visionen, was positive nachhaltige Auswirkungen für die Stadt Kaiserslautern anbetrifft, nicht aufgegangen. Die FWG-Fraktion sieht hohe Kosten auf die Fritz-Walter-Stadiongesellschaft und die Stadt zukommen, sollte sie Austragungsort der Fußball-EM werden. Die FWG-Fraktionsvorsitzende Gabriele Wollenweber erklärte, das Fritz-Walter-Stadion sei in die Jahre gekommen. Um den Anforderungen der Veranstalter der EM an die Spielstätte gerecht zu werden, könnte es zu enormen Kosten kommen. Die Stadiongesellschaft und noch viel mehr die Stadt Kaiserslautern seien absolut nicht in der Lage, in das Stadion zu investieren.  Schreiben Sie uns Sollte sich die Stadt trotz angespannter finanzieller Verhältnisse als Austragungsort einer möglichen Fußball-Europameisterschaft 2024 bewerben? Schreiben Sie uns eine kurze E-Mail an redkai@rheinpfalz.de .

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