Kaiserslautern Kaiserslautern: Forschungszentrum freut sich über neuen Superrechner

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Am Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) hat sich die Rechenleistung vergangene Woche um ein Vielfaches erhöht.

„Das ist einfach eine super Sache.“ Damian Borth, der Leiter des Kompetenzzentrums Deep Learning, ist begeistert vom neuen Computer, der – nüchtern betrachtet – relativ unspektakulär aussieht. Aber auch bei Computern kommt es weniger auf die Optik an. Es zählt, was drin steckt. Und das ist eine ganze Menge. Die Rechenleistung entspricht laut Borth der „hunderter, wenn nicht tausender PCs“. Aber statt einer oder zwei Lkw-Ladungen mit PCs bekam das DFKI vergangene Woche nur eine Kiste geliefert. Zum Einsatz kommen wird die Rechenmaschine vor allem bei Prozessen rund ums „Deep Learning“. Hinter dem Schlagwort (zu Deutsch: tiefes Lernen) verbirgt sich – grob gesprochen – die Fähigkeit von Computern, sich Denk- und Erinnerungsleistungen anzueignen, die der des menschlichen Gehirns ähnlich sind. Dazu werden Computer genutzt, die nach dem Muster neuronaler Netze im menschlichen Gehirn gebaut sind. Je mehr Schichten diese Netze haben, desto schlauer ist der Rechner. Borth hat durch das neue Gerät bereits einen Schub bei der Motivation registriert. „Die Studenten sind Tag und Nacht dabei, deren Ehrgeiz wurde richtig gepusht.“ Zumal auf dem Forschungsgebiet der Künstlichen Intelligenz in den vergangenen fünf Jahren enorme Fortschritte gemacht wurden. Andreas Dengel, der Leiter des Standorts Kaiserslautern des DFKI, zählt dazu Poker und Go spielende Computer auf, die gegen Menschen gewinnen. Borth und Dengel sind froh, dass Nvidia dem DFKI einen solchen Rechner zur Verfügung stellt. Kostenpunkt: rund 150.000 Euro, sagt Dengel. Allerdings übersteige im Moment die Nachfrage die Produktionskapazitäten bei weitem, so dass das DFKI mit der Lieferung des Rechners sich einen Standortvorteil sichern konnte, erklärt Borth. Im vergangenen September hatte die US-Firma Nvidia den Kaiserslauterer Forschern einen Superrechner versprochen, einen von zweien, die es in Europa gibt. Der zweite steht in der Schweiz. Das DFKI ist damit eine von weltweit acht Institutionen, die im Auftrag von Nvidia in Sachen „Deep Learning“ forschen. „Das macht uns stolz“, unterstreicht Dengel. „So können wir vorne mitspielen.“ Nvidia hat einen Jahresumsatz von rund 4,5 Milliarden Euro und ist vor allem als Grafikkartenhersteller bekannt. Mit der Forschung im Bereich Künstliche Intelligenz (KI) hat sich das Unternehmen mittlerweile einen neuen Markt erschlossen. Im Mai wird es laut Borth ein Treffen mit Verantwortlichen von Nvdia geben, dann sollen bereits erste Forschungsergebnisse vorliegen, die mit DGX-1 erarbeitet worden sind. Angesichts der rasanten Entwicklung bei der Leistungsfähigkeit von Computern: Wie lange wird der Supercomputer tatsächlich super sein und Forschern eine zeitgemäße Forschung ermöglichen? Zwölf bis 18 Monate, schätzt Borth. In dieser Zeit werden die Forscher – und natürlich auch der neue Supercomputer – viel zu tun haben. Forschungsfelder, in denen Deep Learning eine wichtige Rolle spielen wird, gibt es laut Dengel genügend und nennt als ein Stichwort das selbstständige Fahren. „Ein solches Auto hat 500 und mehr Sensoren, die viele Daten liefern.“ Diese müssen ausgewertet und in Beziehungen gesetzt werden. Ein weiterer Schwerpunkt bildet laut Borth die Aus- und die Bewertung von großen Mengen von Bildern. Dabei gehe es beispielsweise nicht nur darum, dass der Computer auf Bildern Autos erkennt. Der Computer erkennt auch, ob es ein altes, neues oder ein schmutziges Auto ist.|bld

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