Speyer Jungs-Club in der Schule

Die Schulsozialarbeit ist an Speyerer Schulen sowie bei Familien gut etabliert und lokal vernetzt. Zwölf Schulsozialarbeiterinnen kümmern sich um Schüler, Eltern, Umfeld. Nur die Gymnasien bleiben außen vor. Doch der Bedarf wächst auch dort, sagen Schulleiter. Zwei Praxis-Beispiele.

Auf dem Flur der Woogbachschule wird Dorothee Rennwanz-Etzel morgens schon freudig begrüßt: „Wir sehen uns nachher zum Jungs-Club“, rufen ihr die Schüler entgegen. Um die Mittagszeit sitzen acht junge Burschen zwischen acht und zehn Jahren bei der Schulsozialarbeiterin im Büro und nehmen an der Jungs-AG teil. Der Anfang in der Gruppe war holprig: Zu viele verschiedene Interessen. Die Jungs spielten dann Spiele, um zueinanderzufinden. „Jetzt können sie ihre Wünsche verbalisieren und einigen sich auf ein soziales Thema, das wir bearbeiten“, sagt Rennwanz-Etzel und verzeichnet einen Erfolg. Die AG ist eines ihrer präventiven Angebote, die in Unterricht und Schulalltag integriert sind. Im vergangenen Halbjahr beriet Rennwanz-Etzel 23 Schüler einzeln. In AGs und Gruppenangeboten hatte sie zu 109 Kindern der Schule Kontakt. „Meine Arbeit ist ein bunt gemischter Strauß. Die Schüler kennen mich von Anfang an“, sagt die junge Kollegin. In den ersten Schulwochen führt sie mit den Klassenlehrerinnen der ersten und zweiten Klassen Projekte zur Persönlichkeitsentwicklung und zum sozialen Lernen durch. Das können Themen sein wie „Nein-Sagen“, aber auch Spielangebote in den Pausen. „Die Schüler lernen mich so in einer entspannten Atmosphäre kennen, fassen Vertrauen und haben einen anderen Zugang zu mir, wenn es Probleme gibt“, erklärt Rennwanz-Etzel. Zudem stellt sich die Schulsozialarbeiterin bei Elternabenden der jüngeren Klassen vor und macht Hausbesuche, „wo ich herzlich aufgenommen werde“. Pragmatisch unterstützen zwölf Schulsozialarbeiterinnen in Speyer Schüler und ihre Familien in sozialen Belangen: seit 1996 an den Hauptschulen (jetzt Realschulen plus), seit 2004 allmählich an den Grundschulen, IGS, Förder- und Berufsbildenden Schulen. „Kann man von klein auf vorsorgend eingreifen, braucht man später keine großen Probleme zu lösen, ist das Credo und gleichzeitig eine positive soziale Investition.“ Davon ist auch Monika Kabs, Bürgermeisterin (CDU) und selbst Lehrerin, überzeugt. Seit 2008 ist Veronika Geib an der Burgfeldschule Realschule plus ebenfalls jeden Tag und zu festen Zeiten für die Schüler präsent. „Die Schüler verbringen die meiste Zeit hier. Bei schulischen oder familiären Problemen suchen sie dann freiwillig Unterstützung hier vor Ort“, erklärt Geib. In Konflikten fungiert sie als neutrale Person, stimmt sich stetig eng mit den Lehrern ab. Überhaupt ist Kooperation das A und O in ihrem Job, auch in der Zusammenarbeit mit städtischen Beratungsstellen oder dem sozialen Dienst des Jugendamtes. 50 Familien half Geib beispielsweise im vergangenen Jahr individuell. „Die Probleme sind vielschichtig. Manchmal haben die Kinder nur Schulunlust, andermal stecken Probleme in der Familienstruktur dahinter“, weiß sie. In letzterem Fall versucht sie, „die verschiedenen Unterstützer an einen Tisch zu holen und den Eltern ein enges Hilfsnetzwerk zu stricken,“ ohne dass sie Ängste haben müssten. Alle Beteiligten rund um die Schulsozialarbeit in Speyer, von der Schulleitung bis zum Jugendamt, treffen sich regelmäßig zum Austausch. STICHWORT Schulsozialarbeit In Speyer sind zwölf Schulsozialarbeiterinnen in Teilzeit im Einsatz, davon je zur Hälfte in städtischen und freien Schulen (Trägerschaft Diakonissen Speyer/Mannheim, Förderverein berufsbildende Schule). „Den Ursprung haben die Angebote im Modellprojekt Schulsozialarbeit an Hauptschulen, das 1996 in der damaligen Hauptschule Siedlungsschule startete“, erinnert sich Bettina Baldauf, Koordinatorin der Schulsozialarbeit in der Stadtverwaltung. 2004 wurde die erste Stelle an Grundschulen geschaffen. Heute gibt es an allen Schulen –  bis auf die Gymnasien – Schulsozialangebote. Die Kosten teilen sich die Stadt Speyer und das Land: Im städtischen Haushalt sind 2015 rund 380.000 Euro für Schulsozialarbeit an Grundschulen und der Förderschule im Erlich veranschlagt. Für  Realschulen plus und Integrierte Gesamtschule erhält Speyer 76.500 Euro, für die Berufsbildenden Schulen 70.600 Euro Landeszuschuss. „Schulsozialarbeit vermeidet und reduziert Ausgrenzung und Benachteiligung. Die Kinder lernen frühzeitig, Hilfe anzunehmen und ihr Handeln zu reflektieren“, unterstreicht Baldauf. (edj) MEHR ZUM THEMA

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