Zweibrücken In Pirmasens ist noch Platz für Schwangere

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Am 15. Juli schloss die Entbindungsstation am Evangelischen Krankenhaus ihre Türen (wir berichteten zuletzt am 16. Juli). Seitdem müssen Frauen zur Entbindung auf andere Kliniken in der Region ausweichen. Die verzeichnen auch ohne Schwangere aus Zweibrücken seit Jahren steigende Geburtenraten. Während jedoch das Städtische Krankenhaus in Pirmasens fast doppelt so viele Kinder entbinden könnte wie dort bisher im Jahr zur Welt kommen, stößt die Klinik im Neunkircher Stadtteil Kohlhof an ihre Kapazitätsgrenzen.

„Wir könnten locker 1000 Geburten im Jahr betreuen“, sagt Geschäftsführer Martin Forster über die vorhandenen Kapazitäten am Städtischen Krankenhaus in Pirmasens. Diese sind bislang bei Weitem nicht ausgeschöpft: Zwar verzeichnet das Städtische, wie andere Krankenhäuser der Region auch, einen kontinuierlichen Anstieg an Geburten. 2014 kamen dort 587 Kinder zur Welt, im vergangenen Jahr waren es 675. Für das laufende Jahr zeigt sich Forster zuversichtlich: „In der ersten Jahreshälfte hatten wir weitere leichte Steigerungen, in der zweiten Jahreshälfte dürfte der Zuwachs aus Zweibrücken noch hinzuzuzählen sein.“ Für die Enttäuschung der Zweibrücker über die Schließung der Geburtenstation am Evangelischen zeigt der Geschäftsführer der Pirmasenser Klinik Verständnis: „Es ist schlimm, wenn ein Krankenhaus schließen muss, schlimm für die Bewohner, wenn sie ihre Kinder nicht mehr in ihrer Stadt zur Welt bringen können.“ Die Versorgung in der Region sieht Forster jedoch nicht gefährdet. Über mehr schwangere Patientinnen aus dem Zweibrücker Raum, die sich für das Pirmasenser Krankenhaus entscheiden, würde er sich jedoch freuen. In personeller Hinsicht konnte das Städtische bereits Zuwachs aus Zweibrücken verzeichnen. Sigrid Bäcker aus Zweibrücken verstärkt nun das 19-köpfige Team von Beleg-Hebammen. Fast 27 Jahre lang hat Bäcker als Hebamme am Evangelischen gearbeitet, erst fest angestellt, ab 2002 dann als Beleg-Hebamme. Seit der Schließung der Geburtenabteilung in Zweibrücken entbindet Bäcker Kinder am Pirmasenser Krankenhaus. Einige der schwangeren Frauen, die sie am Evangelischen betreut hatte, sind ihr nach Pirmasens gefolgt: Sieben Kinder von Zweibrücker Frauen hat Bäcker in den vergangenen drei Wochen entbunden, sagt sie. „Nicht alle Frauen sind mit mir gegangen. Das hatte unterschiedliche Gründe, manchen passten zum Beispiel die räumlichen Gegebenheiten nicht“, sagt Bäcker. „Und in Zweibrücken hatten wir auch ein etwas anderes Einzugsgebiet als in Pirmasens.“ Beleg-Hebammen, die bisher am Evangelischen tätig waren, haben sich auch an der Marienhausklinik St. Josef im Neunkircher Stadtteil Kohlhof beworben, teilt man dort auf RHEINPFALZ-Anfrage mit. Ob und wie viele Zweibrücker Hebammen am Kohlhof arbeiten, teilte die Klinik aber nicht mit. Auch nicht, wie viele Frauen, die eigentlich am Evangelischen entbinden wollten, sich für die Marienhausklinik entschieden haben. Darüber führe man keine Statistik, hieß es bloß. Statistisch erfasst werden aber die Geburten in der Marienhausklinik: In diesem Jahr hat dort bereits das 1000. Baby das Licht der Welt erblickt. In den vier Kreißsälen werden jährlich zwischen 1700 und 1800 Kinder entbunden. Damit sei das Haus aber an seiner räumlichen und personellen Kapazitätsgrenze. Trotzdem weise die Klinik keine Schwangere ab, „schon gar nicht, wenn es sich um einen Notfall handelt“, so das Krankenhaus. Mehr Geburten verzeichnet auch die Geburtenabteilung am Homburger Universitätsklinikum seit Jahren. „Natürlich führt auch die Schließung kleinerer geburtshilflicher Abteilungen dazu, dass Schwangere aus dem Umland sich für unsere Entbindungsklinik entscheiden. So auch im Fall Zweibrücken“, teilte der stellvertretende Klinikdirektor Ingolf Juhasz-Böss mit. Genaue Zahlen darüber, wie viele Frauen aus Zweibrücken in Homburg entbinden, nannte die Klinik allerdings nicht. Im vergangenen Jahr kamen an der Uniklinik insgesamt 1575 Kinder zur Welt. Der Stellenplan in Homburg wird an den steigenden Bedarf angepasst, so Juhasz-Böss. „Aktuell haben wir auch unser Hebammen-Team mit Hebammen aus Zweibrücken aufgestockt beziehungsweise ergänzt.“ Um wie viele Hebammen aus Zweibrücken es sich dabei handelt, konnte die Klinik bisher nicht beantworten. Keine Bewerbungen von Zweibrücker Hebammen hat das Nardini-Klinikum St. Johannis in Landstuhl bisher erhalten, sagte Pressesprecher Franz-Josef Germann. Er wies jedoch darauf hin, dass am Klinikum – im Gegensatz zu den meisten anderen Häusern der Region – nur fest angestellte Hebammen arbeiten. Auch am Nardini-Klinikum in Landstuhl werden seit Monaten mehr Kinder entbunden als durchschnittlich üblich. Eine steigende Anzahl an Schwangeren komme aus Zweibrücken. Ob und inwiefern das allerdings mit der Schließung der Geburtenstation am Evangelischen zusammenhängt, lässt sich laut Germann nicht sagen. |awac

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