Zweibrücken Im Nardini-Klinikum gibt es nur noch gewärmtes Essen

91-86681299.jpg

Seit einem Jahr wird im Nardini-Klinikum nicht mehr gekocht, sondern aufgewärmt. Das Essen wird tiefgefroren von der Firma Apetito geliefert. Das Krankenhaus begründet diesen Schritt so: Die Qualität des Essens sei nun höher. Patienten und die Gäste der Cafeteria seien mit den Mahlzeiten zufrieden, sagt Pflegedirektor Thomas Frank. Doch Mitarbeiter und ehemalige Stammgäste des Cafés berichten unter anderem von Mini-Portionen und Essen, das nicht mehr schmecke.

Das Café war bei Mitarbeitern und auswärtigen Gästen zur Mittagszeit stets sehr beliebt. Das Essen war günstig, es schmeckte oft wie zu Hause, und von den Portionen wurden auch Ärzte und Krankenschwestern satt, die den ganzen Tag durch die Stationen marschierten. Laut Thomas Frank hat sich daran nichts geändert, seit – genau wie im Evangelischen – die Firma Apetito das Essen liefert, das im Krankenhaus nur noch aufgetaut und erwärmt wird. Frank spricht sogar von einer steigenden Nachfrage. Andere gehen hingegen nicht mehr zum Mittagessen ins Katholische. Wie etwa drei der RHEINPFALZ bekannte Stammgäste, denen irgendwann das Essen einfach nicht mehr schmeckte. Und zwar just seit dem Zeitpunkt der Umstellung. Mitarbeitern des Hauses fielen plötzlich die nach ihrer Meinung sehr kleinen Portionen beim Mittagessen auf. Sie berichten von Gulasch, das aus korrekt gleichgroßen Fleischwürfeln bestanden habe, die bei der Ausgabe abgezählt worden seien. Oder von Pfannkuchen, die fast durchsichtig gewesen seien, die groß angepriesene Füllung sei hauchdünn aufgetragen gewesen. Veräppelt seien sich einige Mitarbeiter bei den Fisch-Nuggets vorgekommen. Der Name suggeriert große, panierte und frittierte Fischstückchen. Auf dem Teller seien aber „kleine, unappetitliche Fischfetzen gelandet, die aussahen wie Reste, übergossen mit einer wässrigen, weißen Soße“, so eine Mitarbeiterin. Frank räumt ein, dass es Hinweise von Gästen gegeben habe. Daraufhin seien die Portionen um 50 Prozent vergrößert worden. „Vereinzelt an uns herangetragene Unzufriedenheiten waren auch auf erforderliche Nachschulungen des Personals zurückzuführen, die zwischenzeitlich abgeschlossen sind“, schreibt Frank auf Nachfrage der RHEINPFALZ. Weiter wirbt der Pflegedirektor, dass die Küche nun „flexibel auf individuelle Wünsche reagieren“ könne. Aus Mitarbeiterkreisen wird dem widersprochen. Vor dem Tiefkühlessen sei es möglich gewesen, sein Mittagessen aus verschiedenen Angeboten zusammenzustellen, etwa die Beilage von Gericht A plus die Beilage von Gericht B und kein Hauptgericht. Das sei nach der Umstellung nicht mehr möglich. Auch von einer Vergrößerung der Portionen um die Hälfte sei nichts zu bemerken gewesen. Ein Mittagessen kostet nach Angaben des Krankenhauses 2,20 Euro für Angestellte und 2,90 Euro für Gäste. Eine Suppe gibt’s für 60 Cent dazu, der Nachtisch kostet 80 Cent. Aus Mitarbeiterkreisen war zu erfahren, dass sie für größere Portionen durchaus mehr zahlen würden – sofern die Qualität stimmt. Doch diese sei, wie eine Angestellte berichtet, schlechter geworden. Frank begründet die Umstellung auf Tiefgefrorenes gerade mit der aus Sicht des Hauses besseren Qualität des Essens: „In großen Verpflegungssystemen besteht mit tiefkühlfrischen Produkten am ehesten die Möglichkeit, dass Vitamine und Nährstoffe erhalten bleiben. Da im Gegensatz zu frisch gekochten Speisen lange Warmhaltephasen vermieden werden, hat diese moderne Form der Speisenzubereitung auch klare Vorteile in geschmacklicher Hinsicht.“ Die Speisen würden von Apetito frisch zubereitet und schockgefrostet, berichtet Frank. Im Haus würden sie vor dem Servieren auf 65 Grad erwärmt. „Diese Abläufe gewährleisten (…) eine hohe hygienische Sicherheit“, so der Pflegedirektor und Pressesprecher. Das Haus befrage jährlich etwa 500 Patienten, Angehörige und Besucher zum Essen. Eine generelle Unzufriedenheit kann Frank nach dem Wechsel von Selbstgekochtem zu Erwärmtem nicht ausmachen. Dagegen spreche die steigende Nachfrage. Zahlen nennt er nicht – auch nicht auf Nachfrage. Die Umstellung auf Apetito hat laut Frank nicht dazu geführt, dass Mitarbeitern der Küche gekündigt wurde. „Die Mitarbeiter haben eine Vielzahl von Tätigkeiten in den Bereichen Zubereitung, Verteilung, Logistik, Organisation, und Hygiene“, teilt der Pflegedirektor mit. Das Nardini-Klinikum stellte im vergangenen Sommer auf Apetito um, das Evangelische Krankenhaus bereits im Frühjahr 2014 (wir berichteten am 4. April 2014). Auch dort beklagen Mitarbeiter, dass es nicht mehr so gut schmecke wie früher. Wobei, wie ein Mitarbeiter des Evangelischen berichtet, nicht alle unzufrieden seien mit Apetito. In den Fragebögen, die Patienten ausfüllen können, sei das Essen auch schon gelobt worden. Einen gravierenden Unterschied gibt es jedoch zwischen den beiden Häusern: Während Patienten, Personal und Gästen im katholischen Krankenhaus dasselbe Essen vorgesetzt wird, stehen bei den Patienten des Evangelischen andere Gerichte auf dem Speiseplan als es in der Cafeteria gibt. |wd/sbn

91-86681298.jpg
x