Rheinpfalz „Idyllisch und toll für Kinder“

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Albessen ist die kleinste Gemeinde in der Verbandsgemeinde Kusel. Seine Strahlkraft ist groß, obwohl die 140 Bewohner im Dorf selbst wenig Infrastruktur vorfinden. Landwirtschaft prägt den Ort, Geld in die Gemeindekasse fließt auch aus erneuerbaren Energien. Vier große Bauplätze gibt es noch. Bauherren zögern, weil der Kanalausbau auf sich warten lässt.

„Ich habe absolut nie den Wunsch gehabt, hier wegzuziehen“, sagt Bürgermeisterin Traute Bortscher während der Mittagspause auf dem Hof am Weiher, Albessens weit über die Dorfgrenzen bekanntem Bio-Hof. Das Anwesen war das erste seiner Art in Deutschland, das sich als Aktiengesellschaft strukturierte. 30 Mitarbeiter hat der Hof, man setzt auf viel Handarbeit. Die restlichen Höfe, ein großer Milchbetrieb, eine ebenso weithin bekannte Ziegenkäserei und ein Ackerbauer, sind moderner bestückt. Traute Bortscher gehört zu den 30 Arbeitnehmern – und ihr Arbeitsplatz liegt nur wenige Schritte von ihrem Haus entfernt. Überschaubar sind die Entfernungen im Dorf eigentlich immer. Zwei Straßen führen zu den Nachbardörfern. Es gibt eine größere Kreuzung, aber keinen Durchgangsverkehr. Mittendrin liegt das Mehrzweckgebäude, Sitz der Feuerwehr, Ort der Gottesdienste und Schauplatz von privaten wie öffentlichen Feiern. Die Landfrauen etwa laden zu Nikolaus- und Maifest und veranstalten alle zwei Jahre ein Oktoberfest. Gleich hinter dem Gemeinschaftshaus liegt die Grünanlage mit Bänken, Spiel- und Bolzplatz und Boulebahn, und über die Straße der frühere Löschweiher, der heute von Bürgern gepflegt wird. „Da kann man richtig relaxen“, sagt Bortscher. „Ein Treffpunkt ist das.“ Schade nur, dass die Traditionswirtschaft – auch sie war weithin unter dem Namen „Stickser“ bekannt – geschlossen hat. Die Wirtsleute sind alt geworden, Nachfolger gab es nicht. „Der Stickser wird sehr vermisst“, betont Bortscher. Dennoch: „Wir sind ein idyllisches, kleines Dorf und toll für Kinder. Immer wieder sagen mir Leute: ,Wenn bei Euch was frei wird, dann gib mir Bescheid.‘“ Frei ist aber so gut wie nichts, auch wenn einige Häuser nur noch von alleinstehenden Senioren bewohnt werden. Das mag daran liegen, dass das Dorfidyll zumindest für Menschen mit Führerschein nicht wirklich aus der Welt ist. Die Datenautobahn ist schnell, die Auffahrt zur realen liegt fünf Kilometer weg, Arzt, Kindertagesstätte und Grundschule gibt es im Nachbardorf, Sportangebote in der Umgebung und die Kreisstadt Kusel ist zehn Fahrminuten entfernt. Sie bietet Arbeitsplätze und Einkaufsmöglichkeiten, ebenso wie das nahe Saarland und die Region um Kaiserslautern. Frei sind in Albessen immerhin noch vier erschlossene Bauplätze. Jeder ist um die 1100 Quadratmeter groß, von denen wegen der Nähe zu dem dem Dorf den Namen gebenden Albessbach aber nur die vorderen 700 bebaut werden dürfen. Zurzeit stockt der Verkauf, denn Albessen wartet auf den Anschluss an die Kanalisation. Noch hat jedes Haus eine Grube wie anno dazumal, die von Unternehmern geleert wird. Auch Bauherren müssen noch eine Klärgrube anlegen – doch weil der Kanal 2017 kommen soll, warten die lieber ab. Es sei gut, dass es endlich voran gehe mit dem Kanal, sagt Bortscher. Obwohl dann die Baulandpreise durch die Umlagekosten neu kalkuliert werden müssen. Ärgerlich sei nur, dass die aus den 1960er-Jahren stammenden Dorfstraßen jetzt nicht auch saniert würden. Die Planungen sollen in fünf Jahren beginnen. „Doppelte Kosten“, schimpft die Bürgermeisterin. Man rechnet mit spitzer Feder in Albessen: Die Raten zum Entschuldungsfonds kommen durch eine von einem Investor gestellte Fotovoltaikanlage am Ortsrand in die Kasse. Ein Windrad gibt es noch nicht. „Aber wir hoffen auch hier auf weitere Einnahmen“, sagt Bortscher. Die Serie Im Pfalz-Plan stellen wir wöchentlich in loser Reihenfolge Städte und Gemeinden in der Pfalz vor.

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