Neustadt „Ich freue mich aufs Arbeiten, wirklich“

BASF-Ausbildungsleiter Richard Hartmann steht im Flur eines Gebäudes hinter Werkstor 11 und strahlt. Fast so, wie der Smiley, zu dem sich die Azubis beim Fototermin aufstellen. Zum Ausbildungsstart kann Hartmann gewissermaßen einen Teil der Zukunft des Unternehmens begutachten – seine Schäfchen sozusagen, für deren Ausbildung in rund 40 Berufen er in den nächsten Jahren verantwortlich ist. Etwa 10.000 Bewerbungen für einen Ausbildungsplatz bei der BASF gab es, 940 junge Leute haben die begehrten Lehrstellen ergattert. 710 sind direkt bei der BASF angestellt. 230 – oft schwächere Schüler – bereiten sich mit Hilfe der BASF, einem Partnerbetrieb und der Berufsschule ein Jahr lang intensiv auf eine Ausbildung vor. Die jungen Menschen, die in Reih und Glied am Ausbildungsleiter vorbeimarschieren, holen zu Beginn ihres ersten Tages in der Anilin ihre Arbeitskleidung ab. „Heute werdet ihr eingekleidet“, sagt Lothar Pretz, einer der Ausstatter, als sei es der erste Tag in der Bundeswehrkaserne. Es sind drei Gänge, die die Azubis durchlaufen müssen. Blaue Jacke, blaue Hose, Sicherheitsschuhe, Schutzbrille und zwei Laborkittel – die Komplettausstattung für angehende BASF-Chemikanten. Dieses Berufsbild ist noch immer der Renner, über 200 junge Menschen haben sich allein für diesen Weg entschieden. Zehn Prozent der Chemikanten strebten bald nach Ausbildungsende eine Weiterbildung an, sagt Hartmann. Bestenfalls ein duales Studium in Zusammenarbeit mit der Fachhochschule in Bingen. „Das ist eine BASF-Karriere“, so Hartmann. Bis dahin ist noch Zeit. „Am Ende bitte die Größen angeben“, gibt Ausstatter Pretz derweil den neuen Azubis mit auf den Weg und zeigt durch den Raum, in dem Einkleide-Frauen mit einem Maßband um den Hals stehen. Die Jugendlichen, denen das Kind-Sein noch anzumerken ist, scheinen kaum zu wissen, wie ihnen geschieht. Nach dem Einkleiden werden sie zum Optiker geschleust, dann gibt es den Werksausweis. „Ich freue mich auf das Arbeiten, wirklich“, sagen die Azubis. „Es ist eine lange Reise, voller Herausforderungen.“ Oder: „Die BASF ist einfach ein sicherer Arbeitgeber. Das ist mir wichtig“. Worte, die vernünftig klingen und die ihnen ihre Eltern vermutlich am Frühstückstisch mit auf den Weg in den neuen Lebensabschnitt gegeben haben – womöglich auch, weil der Vater zum Beispiel selbst schon Aniliner ist. Als die Teenager am Morgen das Werkstor durchschritten haben, sind sie auch Teil des BASF-Kosmos geworden. Der Blaumann mit dem Firmenlogo ist das nach außen gerichtete Zeichen. In den kommenden Wochen absolvieren die Auszubildenden verschiedene Integrations-Workshops, um sich gegenseitig, aber auch das Unternehmen und seine Philosophie kennenzulernen. Zu Philosophie zählt auch, dass Sicherheit großgeschrieben wird. „Wer lernt, macht Fehler“, sagt Ausbildungsleiter Hartmann, „in einem Chemieunternehmen sind Fehler aber schlecht.“ Und gefährlich. Deshalb investiert die BASF im Projekt „Ausbildung 2020“ fünf Millionen Euro in die Modernisierung und Erweiterung der zentralen Ausbildungsstätten in den Bereichen Produktion und Technik. „Wir schaffen eine Umgebung, in der man Fehler machen darf und soll“, sagt Hartmann. Einen Fachkräftemangel sieht Hartmann übrigens bei der BASF nicht. Das Unternehmen hatte bisher keine Probleme, seine Ausbildungsplätze zu besetzen. Die Nachfrage übersteigt die Anzahl der Plätze. „Wir bilden nach Bedarf aus“, sagt der Ausbildungsleiter. Will heißen: Die Übernahmechancen für die Azubis nach Ausbildungsende stehen gut. In diesem Jahr lag die Übernahmequote laut Hartmann bei über 95 Prozent – meist mit unbefristeten Verträgen. Es gibt eine Übernahmevereinbarung mit dem Betriebsrat, „und zu der stehen wir“, sagt Hartmann, „wenn die Leistungen stimmen.“ Das zeigt sich bei den Zwischen- und Abschlussprüfungen im Frühjahr und Herbst. Aber die sind am ersten Tag für die Azubis noch kein Thema.

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