Rheinpfalz Hürdenlos durch die Stadt

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Landau

. Die 68-jährige Yvonne Wenner sitzt in ihrem Rollstuhl vor dem Landauer Rathaus. Sie weiß, dass sie hier nicht rein kann. Weil sie das Gebäude gut kennt, weil sie die Stufen sieht und weil das im Stadtführer „Landau hürdenlos“ im Internet nachzulesen ist. Rollstuhlfahrer müssen einen der Nebeneingänge benutzen. Die Seitenstraße führt dorthin. 600 Zentimeter ist diese mindestens breit, der Eingang selbst 95 Zentimeter. So steht es im digitalen Stadtführer, der seit dem Sommer online ist. Neben Details zu Tür- und Wegbreite sind dort beispielsweise auch Steigungen von Rollstuhlrampen und Besonderheiten einzelner Räume des Gebäudes vermerkt. Außerdem gibt es generelle Informationen zur Lage der Einrichtung, zu Öffnungszeiten und Kontaktdaten. Zusammengefasst ist alles in anschaulichen Piktogrammen. Das Rollstuhl-Symbol signalisiert beispielsweise sofort: Hier kann ein Rollstuhlfahrer alleine rein. Drei Punkte weisen darauf hin, dass es hier Unterstützung für blinde Besucher gibt, das durchgestrichene Ohr verspricht Hilfestellungen für Gehörlose. Geschäftsinhaber, Dienstleister oder Ärzte mussten sich nur bei den Betreibern der Seite melden, um in den Stadtführer aufgenommen zu werden. Die Daten haben 47 Studententeams erfasst. Sie haben gemessen und notiert. Künftig soll diese Aufgabe einer kleineren festen Gruppe übertragen werden, wie Susanne Brunck vom Stammtisch barrierefreies Landau sagt. Denn auch weiterhin ist es möglich, Geschäfte, Praxen oder Plätze erfassen zu lassen. „Es ist sehr wichtig, dass der Stadtführer so detailliert ist“, sagt Wenner, die wegen einer Spastik Probleme beim Gehen und Sprechen hat. Auf dem Weg ins Rathaus zeigt sich, worauf es für einen Rollstuhlfahrer ankommt: Einen Schalter, um die Tür zu öffnen, gibt es nicht. Außerdem öffnet sich die Tür nach außen. „Wäre da jetzt noch eine Steigung durch eine Rampe, wäre das eine dreifache Belastung“, sagt Wenners Partner Hansi Herrmann. Der 54-Jährige hilft ihr, die Tür zu öffnen und dann auch bei den Knöpfen im Aufzug. Denn die sind nicht auf Sitzhöhe, sondern etwas höher angebracht. Wenner kann sie zwar auch alleine bedienen, aber nur mit Anstrengung. „Andere können das nicht unbedingt“, sagt sie. All diese wichtigen Details sind im Internet vermerkt. Ein Rollstuhlfahrer, der das Gebäude nicht kennt, kann also schon zu Hause wissen, dass er Unterstützung mitbringen oder vor Ort einfordern muss. Dass es beim Rathaus in Sachen Barrierefreiheit noch Handlungsbedarf gibt, weiß Oberbürgermeister Thomas Hirsch (CDU). Noch in diesem Jahr sollen deshalb elektrische Seitentüren für 36.000 Euro eingebaut werden. Falsche Angaben können Nutzer den Betreibern der Seite mit einer Nachrichtenfunktion direkt melden. Anregungen äußern geht auf diesem Weg auch. Davon lebe der Stadtführer, der sich stetig weiterentwickele, sagt Brunck. Bisher sind vor allem öffentliche Gebäude, Parkplätze, Arztpraxen und Apotheken eingetragen. Bei Cafés, Geschäften und Restaurants gibt es noch Bedarf. Yvonne Wenner und Hansi Herrmann sind wieder vor dem Rathaus, auf dem glatt gepflasterten Streifen auf dem Rathausplatz, der von holprigem Kopfsteinpflaster umgeben ist. Hier zeigt sich, dass Barrierefreiheit nicht immer in Daten und Zahlen zu packen ist: „Manchmal stehen Leute auf dem Streifen und unterhalten sich. Und nicht alle gehen weg, wenn man mit Rollstuhl kommt“, so Herrmann. Doch die meisten Landauer seien sehr hilfsbereit. Wenner: „Ich muss sagen, da hat sich schon viel getan.“ |yah

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