Kreis Germersheim Hürdenlauf zum Kita-Platz

Kreis Germersheim: Eine Mutter über Fallstricke beim Versuch, einen Betreuungsplatz zu finden.

Eigentlich hat Susanne Müller* alles richtig gemacht: Schon vor der Geburt ihres Sohnes kümmert sie sich um einen Betreuungsplatz für ihren Sohn in einer kleinen Gemeinde im südlichen Landkreis Germersheim. Sobald er 18 Monate alt ist, will die Personalchefin eines Karlsruher Unternehmens wieder arbeiten. Zusammen mit ihrem Arbeitgeber tüftelt sie eine Teilzeitlösung aus, die sich an den Öffnungszeiten der Kindertagesstätte orientiert. Alles scheint geklärt - dann kommt Post vom Kreisjugendamt: Ihr Sohn Emil* hat keinen Anspruch mehr auf seinen Krippenplatz. Diese sind im Landkreis Germersheim für die Über-2-Jährigen reserviert. Die jüngeren Kinder bekommen nur einen Platz, wenn dieser nicht von einem älteren Kind benötigt wird. Da dieser Fall in der betreffenden Kita eingetreten ist, muss sich Susanne Müller – trotz Vereinbarungen mit Kita und Verbandsgemeinde – nach einem neuen Platz umsehen. Nach langer Suche zeichnet sich derzeit eine Lösung ab. Doch um den Platz für den kleinen Emil nicht erneut zu gefährden, will Susanne Müller lieber anonym bleiben, bis der Vertrag unterschrieben ist. Gegenüber der RHEINPFALZ spricht sie offen über die Hürden bei der Suche nach einem Betreuungsplatz: Die zuständige Verbandsgemeindeverwaltung hatte ihr dann eine Liste mit Tagesmüttern zugeschickt. Das entspricht dem Konzept des Landkreises, da die Kleinsten bei Tagesmüttern besser untergebracht sein sollen, als in großen Einrichtungen. So viel zur Theorie. Die Praxis sei ernüchternd gewesen, berichtet Susanne Müller. 14 Tagesmütter hatte sie sich angesehen, die meisten seien schon ausgebucht gewesen. Bei denen, die Zeit gehabt hätten, wollte sie ihren Sohn aber ganz sicher nicht unterbringen. Wenig sensibel und wenig hilfreich war der Hinweis einer Sachbearbeiterin: Diese habe ihr gesagt, dass man dann halt auch mal die Familie einspannen müsse, berichtet Susanne Müller. Doch sowohl sie, als auch ihr Mann haben ihre Mütter früh verloren. Es gibt einen Großvater, doch der ist betagt und lebt weit weg. „Unsere Familie - das sind wir drei und unsere zwei Hunde“, sagt Müller. Sie hat sich im gesamten Landkreis nach Lösungen umgesehen und sie gefunden: Emil ist jetzt sechs Monate alt und wird in einem Jahr zunächst die privaten „Sternenfänger“ in Rülzheim besuchen. Mit dem zweiten Geburtstag wird er dann voraussichtlich in einer Nachbargemeinde zum Wohnort der Müllers einen Kita-Platz bekommen. Weil dort eine Freundin von Sabine Müller wohnt, die ihn im Notfall auch mal früher abholen könnte. Vorher müsse sie aber einen Brief an den Bürgermeister schreiben und ihren Wunsch gut begründen, sagt Müller. Bei der Kreisverwaltung sind derzeit keine unversorgten Anfragen bekannt, heißt es auf Nachfrage der RHEINPFALZ. Im gesamten Landkreis seien derzeit 54 Kindertagespflegepersonen im Einsatz. 2016 wurden 373 Kinder von einer Tagesmutter betreut, davon waren 255 Kinder zwischen 0 bis 2 Jahre alt. „Wo eine Betreuung in einer Kita nicht möglich ist, verweisen wir auf Tagespflegepersonen. Bisher konnten darüber alle Anfragen bedient werden“, heißt es von der Kreisverwaltung. Im südlichen Landkreis gebe es zwar etwas weniger Plätze als im Nordkreis, doch auch dort gebe es derzeit Kapazitäten. Allerdings wollte man die Konditionen für Tagesmütter attraktiver gestalten, das sei Thema des nächsten Jugendhilfeausschusses, teilte das Kreisjugendamt mit. So lange wollte man in der Stadt Wörth nicht warten: Der Louise-Scheppler-Kindergarten im Altort sollte zunächst dreigruppig gebaut werden. Doch beim Spatenstich Mitte März waren die Pläne erweitert worden, auf sechs Gruppen. Bei ihm sei schon ein halbes Dutzend Eltern auf der verzweifelten Suche nach einem Betreuungsplatz im Büro gestanden, sagt Stadtbürgermeister Dennis Nitsche (SPD). Darunter seien viele hoch qualifizierte Mütter gewesen, die schon die Rückkehr ins Berufsleben geplant hätten. „Sie waren davon ausgegangen, dass es funktioniert“. 50 Familien mit einjährigen Kindern stünden schon auf einer Warteliste der Stadt Wörth. Dazu kommt ein Baugebiet mit 300 Wohneinheiten. „Die bringen Kinder mit und brauchen dann ab morgen einen Platz“. Die nächsten Pläne für eine Kleinstkindbetreuung im Friedenskindergarten liegen deshalb im Rathaus schon in der Schublade. *Namen von der Redaktion geändert Kontakt Eltern mit Betreuungsbedarf können sich bei der Kreisverwaltung bei Manuela Knäb, m.knaeb@kreis-germersheim.de, 07274 53-491, melden. Termin Der nächste Jugendhilfeausschuss ist am Dienstag, 25. April.

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