Sport Hoffen auf schnelle Ewerton-Rückkehr
Der 1. FC Kaiserslautern holt im Mittelfeld-Duell der Zweiten Liga in Düsseldorf mit dem 1:1 glücklich einen Zähler. Leichte Entwarnung bei Ewerton.
Plötzlich war die Chance da. Robert Glatzel stand erneut richtig, täuschte an, zögerte den Abschluss so lange hinaus, bis sich Düsseldorfs Torwartroutinier Michael Rensing (32) für die kurze Ecke entschied. Dann lupfte der Angreifer den Ball in die lange. Glatzel hat alles richtig gemacht in dieser Szene aus dem Fußball-Lehrbuch-Kapitel „Eins gegen eins: Stürmer gegen Torwart“. Unterm Strich aber hat der 23 Jahre alte Angreifer eben nur fast alles richtig gemacht. „Leider hat er nicht hart genug geschossen“, sagte FCK-Trainer Norbert Meier später. Denn im nächsten Kapitel des Standardwerks für Fußballer kommt zum Torwart noch der Abwehrspieler als zusätzlicher Störfaktor dazu. Im anschaulichen Praxisbeispiel am Freitagabend vor 21.867 Zuschauern in der 54.600 Fans fassenden Düsseldorfer Arena hieß dieser Spielverderber aus Sicht des 1. FC Kaiserslautern Kaan Ayhan. Der gut aufgelegte 22 Jahre alte Fortuna-Verteidiger hat sich die Lehrbuchseiten „Retten in letzter Sekunde“ nächtelang zu Gemüte geführt. In der 86. Minute des Mittelfeld-Duells der Zweiten Liga zwischen den zuvor kriselnden Düsseldorfern und den ebenso offensivschwachen Lauterern kratzte Ayhan den Ball akrobatisch gerade noch von der Linie und vermasselte dem eingewechselten Glatzel dessen zweites Tor. Der Stürmer, der eine Woche zuvor schon als Joker den 1:0-Siegtreffer des FCK gegen Würzburg erzielt hatte und davor meistens in der U23 der Lauterer in der Regionalliga eingesetzt worden war, hatte mit seinem eigentlich gut gemachten Lupfer erst die zweite FCK-Chance der Partie. Die Tor-Minimalisten aus Kaiserslautern waren im Spiel nach vorne einmal mehr zu harmlos bei den schwungvolleren Fortunen. So blieb es bei Glatzels einem Treffer in einer am Ende spannenden, spielerisch mäßigen, aber vor allem in der zweiten Halbzeit leidenschaftlich geführten Begegnung: Mit einem von Außenbahnspieler Sebastian Kerk scharf auf den kurzen Pfosten gezogenen Eckball kam die Düsseldorfer Abwehr gar nicht klar; Glatzel bewies seinen Torinstinkt und bugsierte den Ball zur Lauterer 1:0-Führung über die Linie (54.). „Robert hat seine Qualitäten im Sechzehnmeterraum“, betonte FCK-Sportdirektor Uwe Stöver. Der Stürmer indes war nach der Partie selbstkritisch ob seiner vergebenen Möglichkeit. „Eigentlich hätten es zwei Tore sein sollen und drei Punkte, von daher kann ich mich nicht ganz so freuen“, sagte Glatzel. Doch das wäre angesichts des klaren Chancenplus und der zwei Pfostentreffer der Düsseldorfer wahrlich ein extrem glücklicher Auswärtssieg gewesen. Dafür ging nach vorne zu wenig beim FCK – nur 13 Tore nach 20 Spielen sprechen für sich. Den hochverdienten 1:1-Ausgleich für die zuvor 531 Minuten torlosen und seit nunmehr sieben Spielen sieglosen Fortunen erzielte Marcel Sobottka (59.). Der 22-Jährige setzte im Anschluss an einen abgefälschten Distanzschuss von Adam Bodzek energisch nach. Er legte den ganzen Fortunen-Frust der vergangenen Wochen in seinen Versuch und beendete die torlose Zeit des Teams von Trainer Friedhelm Funkel. Mittelfeldspieler Patrick Ziegler hatte den Ball zuvor nicht weit genug wegbekommen. FCK-Trainer Norbert Meier, von Januar 2008 bis Mai 2013 mehr als fünf Jahre Fortunen-Coach, wusste, dass der Punkt für sein Team unterm Strich mehr als in Ordnung war angesichts der 90 Minuten. „Beim Ausgleich können wir zweimal klären und schaffen es nicht. Da müssen wir abgeklärter sein. Aber wir haben die jüngste Mannschaft der Liga“, meinte Meier. Der Trainer musste seinen besten Abwehrspieler auswechseln (81.): Ewerton hatte starke Rückenschmerzen. Die Diagnose von gestern Mittag: muskuläre Probleme im Lendenwirbelbereich. Ein Einsatz des Innenverteidigers am Freitag (18.30 Uhr) gegen den SV Sandhausen ist fraglich, aber nicht ausgeschlossen.
