Speyer „Hinterhältig und feige“

Limburgerhof. Das rot-weiße Absperrband, das die Polizei rund um die Container gespannt hat, flattert im Wind. Dieser trägt den beißenden Geruch des Dämmmaterials durch die Luft, das vor wenigen Stunden gebrannt hat. Was da alles angezündet wurde, liegt jetzt vor dem Eingang zu der Unterkunft, in die in ein paar Wochen Asylsuchende einziehen sollten. Etliche Autos parken morgens um 9 Uhr im Burgweg. Im Limburgerhofer Norden sind die Container Anfang der Woche angeliefert und abgestellt worden (wir berichteten). Auch an diesem Mittwochmorgen sind Bauarbeiter da. Doch weitergearbeitet wird jetzt erst mal nicht. So lange nicht, bis die Behörden den Tatort freigeben. Rosemarie Patzelt (FWG), Erste Beigeordnete der Gemeinde, ist der Schock anzumerken. Mit viel Engagement hat sie sich dafür eingesetzt, dass die Container in Limburgerhof aufgestellt werden. Entsprechend fällt auch ihre Reaktion aus: „Das trifft mich persönlich. Das geht mir zu Herzen.“ Am Tag vorher habe die Verwaltung noch mit den Sportvereinen diskutiert. Diese hätten Fußballtraining für die Asylsuchenden angeboten. „Hinterhältig und feige“ nennt die Beigeordnete, was in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch passiert ist. Der Innenausbau der Einrichtung hätte laut Patzelt in acht bis zehn Wochen fertig sein sollen. Daraus wird nichts. „Die Fertigstellung verschiebt sich um etwa vier bis sechs Wochen“, meint Projektleiter Ludwig Becher von der Firma Kleusberg. In den Containern selbst sieht noch alles nach Rohbau aus. Ein Gang läuft zwischen den einzelnen Räumen durch und verbindet diese. Auf dem Boden ist es in einem Bereich nass. Die Löscharbeiten der Freiwilligen Feuerwehr Limburgerhof haben Spuren hinterlassen. Den Löschwasserschaden bezeichnet Projektleier Becher als „minimal“. In der Decke klafft ein Loch. Auf dem Dach ist gezündelt worden. Die Öffnung wurde notdürftig mit Plastikfolie abgedichtet. Die Limburgerhofer Wehr war laut ihrem Leiter Thomas Streun mit rund 20 Mann im Einsatz. Gegen 2 Uhr sei der Alarm eingegangen. Der Brand selbst sei dann innerhalb von zehn Minuten unter Kontrolle gewesen. Gegen 4 Uhr sei die Wehr wieder abgerückt. Den Sachschaden schätzen die Ermittlungsbehörden auf rund 50.000 Euro. Doch um den materiellen Schaden geht es nicht allein. „Solch ein Ereignis hat immer zwei Dimensionen. Da ist zum einen der materielle Schaden. Auf der anderen Seite ist der politische Schaden. Und der ist größer“, sagt Landrat Clemens Körner (CDU). Um 11 Uhr hat die Polizei den Burgweg abgesperrt. Zwei Beamte passen auf, dass nur Leute durchkommen, die in der Straße etwas zu suchen haben. Die weiß-roten Pylone räumen sie natürlich für Malu Dreyer (SPD) aus dem Weg. Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin will sich vor Ort ein Bild machen. Entsprechend hat sich auch mittlerweile das Medienaufkommen erhöht. Ein vergleichbares Aufgebot an Mikrofonen, Foto- und Fernsehkameras sowie Journalisten hat die Gemeinde wohl noch nicht erlebt. Dreyer schaut sich alles ganz genau an. Für sie wird sogar das Polizeisiegel, das an der Eingangstür angebracht worden ist, aufgebrochen. Die Journalistenschar muss aber draußen bleiben. Und wird hinter das rot-weiße Absperrband geschickt. Was die Ministerpräsidentin über den Vorfall denkt, diktiert sie den Medienvertretern, die brav und geduldig hinter dem rot-weißen Absperrband warten, in Mikrofone, Aufnahmegeräte und Blöcke. „Das ist kein guter Tag für Rheinland-Pfalz. Wir verurteilen den Brandanschlag aufs Schärfste. Ich bin erschüttert.“ Leider könne man einen fremdenfeindlichen Hintergrund nicht ausschließen. Bestätigen könne man ihn aber auch nicht, sagt der Frankenthaler Leitende Oberstaatsanwalt Hubert Ströber, nachdem die Journalistentraube ein paar Meter nach links gewandert ist. „Wir ermitteln in alle Richtungen und ergebnisoffen“, erklärt der Chefermittler der Frankenthaler Behörde. Allerdings sprächen die Indizien schon dafür, dass hinter der Tat fremdenfeindliche Absichten stehen. Schließlich hätten in die Container bald Asylsuchende einziehen sollen. Am Nachmittag vermelden die Behörden: Es war Brandstiftung. Von dem Brand will sich die Gemeinde indes nicht unterkriegen lassen. „Es geht weiter“, betont Rosemarie Patzelt. Das heißt: Die Asylsuchenden werden nach Limburgerhof kommen. Nur eben jetzt etwas später Vor allem Paare und alleinstehende Männer, zum Beispiel aus Somalia oder Eritrea, seien für die Unterkunft im Limburgerhofer Burgweg vorgesehen. „Deren Unterbringung bekommen wir durch die Hilfsbereitschaft der Leute nicht abgedeckt“, erläutert Heribert Werner, Leiter des Fachbereichs Soziales bei der Kreisverwaltung. Insofern macht die Verzögerung der Fertigstellung der Wohnanlage die Situation für die Kreisverwaltung noch etwas problematischer. Einen unmittelbaren Einfluss habe dies aber nicht. „Die Leute, die in den nächsten ein, zwei Wochen kommen, müssen wir sowieso woanders unterbringen“, sagt Werner. Zeugen gesucht Hinweise unter Telefon 0621/9631163, per E-Mail an kiludwigshafen@polizei.rlp.de.

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