Donnersbergkreis Hilfswelle nach der Katastrophe

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Gerbach: Vor knapp einem Jahr hat ein Unwetter in einigen Orten des Appeltals schwerste Schäden verursacht, insbesondere auch auf dem gerade renovierten Campingplatz bei Gerbach. Dort herrschte ein Bild der Verwüstung. Die Betreiber haben den Kopf aber nicht in den Sand gesteckt. Auch, weil sie große Unterstützung bekamen.

Den 28. Juli 2014 werden Mercedes und Marcel Olderaan wohl nie mehr vergessen. Ein Jahr war es her, dass die beiden Holländer den Campingplatz in Gerbach übernommen und umfassend renoviert hatten. Eine viertel Million Euro hatten sie hineingesteckt, unter anderem die Sanitäranlagen renoviert, aus dem Schwimmbecken ein Naturschwimmbad gemacht. Die Bemühungen schienen sich auszuzahlen. Der Platz war voll belegt. In der Gaststätte war am 28. Juli die Stimmung bei einem amerikanischen Abend bestens. Marcel Olderaan wollte ankommende Camper zu ihrem Platz einweisen. Doch ein Blick zu dem eigentlich kleinen Bächlein, das durch den Campingplatz fließt, ließ ihn Schlimmes befürchten. Das Wasser stieg und stieg, mit Sandsäcken versuchten die Olderaans und ihre Helfer noch zu retten, was nicht mehr zu retten war. Der Campingplatz stand kurze Zeit unter Wasser, teilweise bis zu 90 Zentimeter. Auf der einen Seite war eine Gruppe von Menschen in der Gaststätte, auf der anderen Seite saßen 85 Camper abgeschnitten im alten Sanitätsgebäude. Sechs Menschen holte Marcel Olderaan noch aus ihren Wohnwagen. „Sie hatten Angst“, erinnert er sich. Bis die Feuerwehr die Gruppe evakuieren konnte, dauerte es eine Zeit. „Sie hatten keinen Geländewagen, konnten so auch nicht über den Feldweg hinter dem Campingplatz an das Gelände fahren“, schildert der Inhaber. Danach funktionierte aber alles reibungslos. Evakuierung des Platzes, Notunterkunft in der Donnersberghalle oder privat bei Menschen in Gerbach. „Unglaublich, wie gut das DRK in Rockenhausen alles organisiert hatte, wie die Menschen in Gerbach die Leute vom Campingplatz aufgenommen hatten“, sagt Mercedes Olderaan. Das ganze Ausmaß dieser Nacht wurde nicht nur im benachbarten Schwarzengraben oder Gerbach am Tag danach deutlich, sondern auch auf dem Campingplatz. Kein Strom, kein Wasser. Ein Wohnwagen schwamm im Weiher, genauso wie das ganze, nagelneue Mobiliar der Terrasse oder Mikrowellen sowie Kühlschränke der Camper. Ein Bild des Schreckens. „Eine Naturkatastrophe“, erzählt der 53-jährige Inhaber. Nach und nach machten sich die Camper auf den Weg nach Hause. An einen Weiterbetrieb des Platzes war in diesem Moment nicht zu denken. Zum Teil zogen die holländischen Landrover-Freunde die Wohnwagen durch den Schlamm auf die Straße. „Mir standen die Tränen in den Augen“, gesteht Marcel Olderaan. Alles, was seine Frau und er mühevoll aufgebaut hatten, war futsch. Schadenshöhe: 300.000 Euro. Dabei sei das Wasser nicht einmal das Problem, sagt der 53-Jährige. „Wasser sind wir in Holland gewohnt“, schiebt auch seine 43-jährige Frau nach. Das laufe auch wieder ab. Doch in dem Bach hätten sich im Laufe der Zeit Unmengen von Schnittholz angesammelt. Das staute nicht nur das Wasser, sondern wurde auch weitergespült und richtete schlimme Schäden an. „Viele Camper hatten Angst, das wir aufhören“, sagt Mercedes Olderaan. Ans Weitermachen dachten die beiden Betreiber in diesem Moment auch nicht. Bis etwas geschah, mit was das Ehepaar niemals gerechnet hätte. Nach der Flutwelle brach eine Welle der Hilfsbereitschaft über die beiden Holländer herein. Da waren die Feuerwehr aus Wöllstein, deren Leiter selbst ein leidenschaftlicher Camper ist, die Floriansjünger aus Gerbach, Mitglieder des Turnvereins Monsheim, die immer wieder mit Gruppen auf dem Campingplatz Donnersberg zu Gast sind. „Sie wollten ihre Zeltwiese wieder herrichten“, erzählt Marcel Olderaan. Alle aufzählen kann er gar nicht. „Da waren Leute unter den Helfern, die habe ich in meinem Leben noch nicht gesehen“, sagt Olderaan. Aus Holland kamen seine Freunde eines Landrover-Clubs, und auch auf Ortsbürgermeister Klaus Hofmann konnte er bauen. Für ihn selbstverständlich: „So jemand wie die Olderaans sind wie ein Sechser im Lotto für die Region.“ Nach all dieser Unterstützung kam für die Familie Aufgeben nicht in Frage. Sie packte an, nahm noch einmal Geld in die Hand. Wieder knapp eine viertel Million Euro. Fieberhaft wird derzeit noch gearbeitet, damit bald der Campingbetrieb wieder normal laufen kann. Dieser Tage werden die Stellplätze mit Rollrasen bedeckt. Wege sind neu gestaltet, drei Kilometer Strom- und zwei Kilometer Wasserleitungen verlegt worden, der Bachlauf wurde verändert. Und dann ist da noch ein Höhepunkt: zwei finnische Holzhäuser. Marcel Olderaan nennt sie liebevoll seine „Micky-Maus-Häuser“. Holzhütten mit einem Grill in der Mitte, zwei Schlafräumen – einer für Kinder, einer für Erwachsene – und einer Toilette. Im Außenbereich gibt es entweder eine Sauna oder ein „Hottub“ – eine Holzwanne, die auch mit Holz beheizt wird. Demnächst sollen noch eine Hundesport-Bahn und ein Boccia-Feld entstehen, das Outdoor-Programm für die Gäste mit Bogenschießen, Wanderungen oder auch Floßbauen läuft schon. Auch das Restaurant ist wieder geöffnet. „Wir sind derzeit sieben Tage die Woche zwölf bis 14 Stunden im Einsatz“, sagt Marcel Olderaan. Er ist froh, dass er ein so gut funktionierendes Team hat. Er ist froh, dass er von Verbandsbürgermeister Michael Cullmann und Landrat Winfried Werner unterstützt wurde. „Die Gerbacher, die Donnersberger können stolz auf sich sein, dass sie so zusammengehalten haben“, sagt er – und schiebt nach: „Von oben kam nichts.“ Damit meint er die fehlende Unterstützung von Landesseite. Dass sie auch von den bei Spendenveranstaltungen für die Flutopfer eingegangenen Geldern für den Campingplatz nichts sahen – 2000 Euro gab es zumindest für sie für den Ausgleich von Privatschäden –, finden Olderaans schade. „Die Campingplatz GmbH hängt am Tropf von uns privat. Eigentlich ist sie klinisch tot“, sagt Marcel Olderaan. Er und seine Frau hoffen, dass sich die Investitionen zumindest einmal für ihre vier Söhne auszahlen. Der Campingplatz Donnersberg ist für beide eine Leidenschaft. „Es ist traumhaft hier“, sagen sie. Die Natur, das Umfeld, die Menschen in der Pfalz – all das hat es ihnen angetan. Dass sie nach der Katastrophe so viel Unterstützung bekamen, dafür sind sie dankbar. „Das hat uns viel Kraft gegeben“, sagt Mercedes Olderaan.

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