Rheinpfalz Gemeinschaft ist Trumpf

Arbeitsplätze gibt es nur in Heimarbeit, Geschäfte gar keine. Wer in Welchweiler wohnt, muss mobil sein: Das Dorf liegt ruhig abseits der Hauptverkehrsadern. Umso lebendiger sei die Gemeinschaft, sagt Bürgermeister Horst Christoffel. Altbauten und Mietwohnungen sind kaum noch zu haben, aber sieben Bauplätze.

„Wir sind ein ruhiges Dorf. Am Samstagabend sogar ein sehr ruhiges.“ Bürgermeister Horst Christoffel macht keinen Hehl daraus, dass der Bär in Welchweiler an einem normalen Wochenende nicht wirklich steppt. Die letzte Wirtschaft des 200-Seelen-Dorfs öffnet nur noch sporadisch und einen Jugendraum gibt es aus finanziellen Gründen nicht. Doch das weiß, wer nach Welchweiler zieht. „Wer kommt, will ganz bewusst aufs Dorf. Man muss hier mobil sein“, sagt Christoffel. „Die Erwerbstätigen pendeln. Altenglan mit seinen Geschäften ist fünf Kilometer entfernt, der nächste Autobahnanschluss 15. Die Nachbarschaftshilfe klappt aber gut. Man bringt sich Dinge mit oder nimmt den Nachbarn mit zum Einkaufen.“ Diese solidarische Seite des dörflichen Lebens sei ein Trumpf Welchweilers, sagt der 64-Jährige. „Natürlich ist es nicht mehr wie vor 50 Jahren, wir sind ja kein Museum. Aber hier gibt es noch eine gute Dorfgemeinschaft.“ Beispiel Spielplatz: Die Straußjugend hilft beim Renovieren. Oder der neue Dorfplatz: „Da packen viele freiwillig mit an“, sagt Christoffel. Schließlich der Rasenplatz des Sportvereins: „Das geht nur, weil sich viele damit identifizieren.“ „Viele“ sind in diesem Fall nicht nur die Welchweilerer. Die Fußballer bilden eine Gemeinschaft mit den Nachbarn aus Horschbach, der Obst- und Gartenbauverein kooperiert mit Elzweiler, dem dritten Dorf an den Flanken des 536 Meter hohen Hermannsbergs im Nordpfälzer Bergland. Die „Hermannsberggemeinden“ und ihre Vereine (in Welchweiler tragen noch die Landfrauen zum Gelingen des Dorflebens bei) ergänzen sich und sprechen sich ab: Es gibt ein gemeinsames Rundwanderwegenetz entlang des Hausbergs und koordinierte Termine für Veranstaltungen. „Viele sind in jedem Verein im Dorf. Das ist ein Zusammenhalt, der ein gutes Heimatgefühl schafft“, glaubt Christoffel. Viele der Feste finden in der Weihnachtszeit statt. Dann kommt der Nikolaus vorbei und die Weihnachtsbläser ziehen durchs Dorf. Auch der „Wandertag“ am 27. Dezember wird gehalten – mit allen Gaststätten und Brennereien rund um den Hermannsberg. Höhepunkt ist aber die Kerwe im August. Ausgerichtet wird sie ehrenamtlich vom Sportverein, allerdings nicht im Sportheim, sondern in der Wirtschaft, die dafür eigens öffnet. „Die Kerb gehört eben in die Dorfmitte“, sagt Christoffel. Welchweiler wurde 1320 erstmals erwähnt. Umgebaute Höfe und Arbeiterhäuser zeugen von der Tradition als Bauern- und Steinbrucharbeiterdorf. Die Bevölkerung schrumpfte von 350 im Jahr 1961 auf aktuell 211. Doch nur ein Haus im Dorf stehe leer, auch die Wohnungen seien vermietet, sagt Christoffel. „Wir haben Zuzüge. Die Preise sind gut, das Internet läuft mit 100 Mbit, nicht zuletzt kann man hier Tiere halten. So viele Hühner wie heute habe ich lange nicht im Dorf gesehen.“ Die wenigen Baulücken im Kern sollen mithilfe der bevorstehenden Flurbereinigung geschlossen werden. Wer vorher seinen Traum vom Dorfleben verwirklichen will, kann im nach Südosten liegenden Neubaugebiet aus sieben Grundstücken wählen. Die Gemeinde hat in leichter Hanglage ein Dutzend Grundstücke erschlossen. Das kleinste misst 700 Quadratmeter, das größte fast 860. Der Straßenendausbau steht noch aus. Gestalterisch seien Bauherren weitgehend frei, sagt der Bürgermeister. Fünf Häuser stehen bereits. (kgi)

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