Speyer Früher Protest soll Folgen mindern

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Die Überlegungen der Bahn, in einigen Jahren deutlich mehr Güterzüge als heute durch Speyer zu leiten, sorgen in der Stadt für Verunsicherung – und Ärger: Es sei „kein guter Stil, die betroffenen Kommunen so spät in diese Planungen einzubeziehen“, so die Stadtverwaltung.


Der Konzernbevollmächtigte der Bahn für Rheinland-Pfalz hat Landtagsmitglied Martin Brandl zufolge (CDU, Germersheim) recht konkrete Planungen erwähnt, bis 2030 bis zu 42 zusätzliche Güterzüge auf der Strecke von Schifferstadt bis Karlsruhe durch Speyer zu leiten. Heute sei es nur ein halbes Dutzend. Ursache für die Pläne sei – wie berichtet – ein Nadelöhr auf der badischen Seite, über das die erwarteten Kapazitätszuwächse im europäischen Güterverkehr zwischen Rotterdam und Genua nicht abgewickelt werden könnten. Aber: „Wir wurden bisher von der Bahn nicht über konkrete Pläne informiert“, so Stadt-Pressesprecher Matthias Nowack. Mit Brandl und dem Bahn-Vertreter im Gespräch war der Speyerer CDU-Parlamentarier Axel Wilke. Er zeigt sich „alarmiert“. Es sei denkbar, dass allein in den Nächten bis zu drei Güterzüge pro Stunde zusätzlich durch das Stadtgebiet rollten. Dicht an den Bahngleisen liegende Wohngebiete von Schifferstadt, Römerberg oder Lingenfeld wären genauso betroffen. Die endgültige Entscheidung sei aber noch nicht getroffen, so Wilke, der sagt, er sei zuletzt auch von vielen besorgten Bürgern angesprochen worden. Derzeit würden Informationen zum Speyer-Plan und zwei anderen möglichen Varianten gesammelt, frühestens ab Jahresende könne zwischen diesen eine Abwägung getroffen werden, so Wilke. „Wir wollen für die Probleme lieber früh sensibilisieren, als wie beim Bundeswehr-Abzug zu spät zu kommen“, sagt der Parlamentarier. Bis die Züge gegebenenfalls tatsächlich rollten, könnten acht bis zehn Jahre ins Land gehen. Die Stadt habe von den Plänen aus Medienberichten erfahren, so Sprecher Nowack auf Anfrage. Oberbürgermeister Hansjörg Eger (CDU) habe angekündigt, umgehend mit den Verantwortlichen bei der Bahn Kontakt aufzunehmen, um Einwände geltend zu machen. Er erwartet Lärmbelastungen sowie Verkehrsbeeinträchtigungen, die inakzeptabel seien: „Man denke an die zusätzlichen Schließzeiten des Bahnübergangs Schützenstraße.“ Germersheims Landrat Fritz Brechtel (CDU) hat angekündigt, Bürgermeister betroffener Städte und Gemeinden zusammenzutrommeln: „Die kommunale Familie muss angesichts dieses Szenarios zusammenstehen.“ Römerbergs Bürgermeister Manfred Scharfenberger (CDU) weiß wie Eger noch nichts Offizielles zu den Plänen, sieht aber eine Vorahnung bestätigt: „Als es bei uns um Baugebiete in Gleisnähe ging, hat die Bahn auffallend penibel auf zusätzlichen Lärmschutz geachtet. Da habe ich mir so etwas schon gedacht.“ Die Bahn hat eine RHEINPFALZ-Anfrage zu ihren Plänen bisher nicht konkret beantwortet. „Dabei geht es um die verkehrspolitische Ausrichtung der Bahn und um die Belange zweier Bundesländer“, erklärt ein Konzernsprecher die Bearbeitungsdauer. Auch die Speyerer Bürgerinitiative „Kein Haltepunkt Süd“ ist hellhörig geworden. Die Gruppe von mehr als einem Dutzend Familien, die im Bereich zwischen Hirsch- und Hasenstraße Zusatzbelastungen beim Bau des geplanten S-Bahn-Halts Süd fürchtet, will bei ihrem nächsten Treffen über die Güterverkehr-Pläne reden. Viel wisse man noch nicht, sagt Mitglied Jürgen Lause, den bislang das S-Bahn-Thema stärker umtreibt: „Durchfahrende Züge hört man nicht so laut wie anhaltende“, sagt er. Er erinnert daran, dass einst die Anzahl der Güterzüge in Speyer höher als heute gewesen sei. Kritik an Schienenlärm allgemein – gerade von Güterzügen ohne „Flüsterbremsen“ – übt unter anderem der Umweltschutzverband BUND. (pse)

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