Sport Früchte der Geduld
Trotz des Fehlstarts in die Zweitliga-Saison ist man beim 1. FC Kaiserslautern ruhig geblieben. Zehn Punkte aus den jüngsten vier Spielen sind der Lohn. Heute kommt der Karlsruher SC zum Derby.
Aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Es hat ja auch nicht viel gefehlt: Fast hätte Osayamen Osawe dem 1. FC Kaiserslautern wieder einen Sieg beschert, doch in der Partie am Montagabend beim TSV 1860 München scheiterte er in der Schlussphase mit seinem Versuch knapp. Osawe konnte seine gute spielerische wie läuferische Leistung nicht mit seinem sechsten Saisontor in der Zweiten Fußball-Bundesliga krönen – so blieb es beim mehr als verdienten 1:1 aus FCK-Sicht. Heute (13.30 Uhr) starten der englisch-nigerianische Stürmer und seine Kollegen einen neuen Versuch, drei Punkte einzufahren: Der angeschlagene Karlsruher SC, der tief im Tabellenkeller steckt und nur drei Zähler aus den letzten vier Spielen geholt hat – für den FCK waren es zehn Zähler im gleichen Zeitraum –, kommt zum Südwest-Derby ins Lauterer Fritz-Walter-Stadion. Der Stuhl von KSC-Trainer Tomas Oral wackelt bedenklich, der am Donnerstag entlassene Sportdirektor Jens Todt wird zum 1. Dezember durch Rückkehrer Oliver Kreuzer ersetzt. In Kaiserslautern haben die Verantwortlichen Ruhe bewahrt, als es zu Saisonbeginn beim komplett neu aufgestellten Verein nicht lief. Diese im Fußballgeschäft immer mehr abhandenkommende Geduld scheint sich auszuzahlen. Das Remis bei den Münchner „Löwen“, bei denen Trainer Kosta Runjaic nach dem Spiel entlassen wurde, schloss sich an drei FCK-Siege in Folge an. Die Serie hilft, die letzten vier Aufgaben im Jahr 2016 – KSC, St. Pauli, Aue und Nürnberg – befreiter anzugehen. „Wir sind selbstbewusster als noch vor ein paar Wochen“, sagt Trainer Tayfun Korkut, „wir werden die maximale Punktzahl, die erreichbar ist, jagen. Dann werden wir sehen, wo wir am Ende der Hinrunde stehen.“ Angesichts des ausgeglichenen Niveaus in der Zweiten Liga betont der FCK-Trainer aber auch: „Ob wir ein oder zwei Punkte mehr oder weniger haben nach der Hinrunde, das wird für die Rückrunde nichts aussagen.“ Dass gerade in dieser Liga keine Partie vorhersagbar ist, wird Korkut nicht müde zu betonen. „Karlsruhe steht in der Tabelle hinter uns, aber ich habe noch kein einfaches Spiel erlebt in dieser Zweitliga-Saison.“ So erwartet Korkut vor rund 30.000 Zuschauern auf dem Betzenberg einen Gegner, der alles probieren wird, um sich aus seiner unangenehmen Lage zu befreien. Die Roten Teufel wollen heute ihrerseits einen weiteren Schritt aus der Abstiegszone tun. Die Personalsituation beim FCK hat sich entspannt, außer den drei Langzeitverletzten Kacper Przybylko, Mensur Mujdza und Sebastian Kerk sowie dem angeschlagenen Nicklas Shipnoski sind alle Spieler einsatzfähig, auch der während der Woche lädierte Linksverteidiger Naser Aliji. Kapitän und Mittelfeldspieler Daniel Halfar sowie Stürmer Jacques Zoua sollen nach ihren langwierigen Verletzungen nach und nach weitere Spielminuten sammeln, um wieder auf 100 Prozent ihrer Leistungsfähigkeit zu kommen. Der pfeilschnelle Angreifer Osawe, vor der Saison ablösefrei vom Drittligisten Hallescher FC gekommen und zwischendurch mit einem nicht genehmigten Paris-Party-Trip auf Krankenschein auffällig geworden, will sein Torkonto aufstocken und zugleich etwas fürs gemeinsame Punktepolster tun. „Ich habe gehört, dass dieses Derby für die Fans was Besonderes ist“, sagt Osawe und bedient sich dabei der englischen Sprache, „ich will meinen Job gut machen, Tore schießen. Die Einsätze bisher haben mir Selbstvertrauen gegeben. Das hat mir geholfen.“ So soll es nicht mehr lange dauern, hofft der 23-Jährige, mit seinem sechsten Zweitligatreffer.