Frankenthal Frankenthal: Chemieabfall bekommt Plastikhaube

Für den nicht unbedenklichen Kalkschlamm im Rhein wurde dem Planungs- und Umweltausschuss am Dienstag ein Sanierungskonzept präsentiert.

Die Ablagerungen befinden sich in der Nähe des Ufers nördlich der Theodor-Heuss-Brücke, über die der Verkehr der Autobahn 6 rollt. Sichtbar werden sie nur, wenn der Rhein extremes Niedrigwasser führt. Der bei chemischen Produktionsprozessen in den 1950er-Jahren bei der BASF als Abfallprodukt angefallene Kalkschlamm wurde damals im Rhein entsorgt und in sogenannten Kalkbecken gesammelt. Wie Helmut Schwarzmüller (Annweiler) als Vertreter des vom Ludwigshafener Chemiekonzern beauftragten Ingenieurbüros Roth & Partner im Ausschuss informierte, sei die Genehmigung zur Einleitung dieses Stoffes allerdings bereits im Jahre 1959 erloschen. Zur Dimension der bislang unbekannten Altlast: Sie bedeckt im Rhein eine Fläche von knapp 3000 Quadratmetern und hat ein Volumen von 2500 Kubikmetern. Die Verbreitung der Substanz gleicht – wie Schwarzmüller mit Bildern demonstrierte – einer Art Hügellandschaft. Seit 2014 habe die BASF diesen Abschnitt des Rheins bei Niedrigwasser durch ihren Sicherheitsdienst überwachen lassen. Der Kalkschlamm sei für Fische giftig, Menschen könnten sich daran verätzen. Mehrere Varianten einer Sanierung seien überprüft worden, führte der Diplom-Ingenieur aus. Einen Aushub der Altlasten habe man verworfen, weil darunter die Fische leiden könnten. Schließlich habe sich die BASF für eine „wasserseitige Absicherung“ entschieden. Die Arbeiten, für die ein bestimmter Pegelstand im Rhein erforderlich sei, würden von einem Bauschiff aus erledigt, erläuterte Schwarzmüller. Der Kalkschlamm werde mit einer etwa 80 Zentimeter dicken Schicht aus Spezialkunststoff abgedeckt und versiegelt. Derzeit werde die Genehmigungsplanung für die Sanierung vorbereitet. Mit einem Baubeginn sei noch 2017 zu rechnen. Angesichts des Umstands, dass die Altlasten normalerweise unter Wasser lagerten, stufte Oberbürgermeister Martin Hebich (CDU) den Aufwand als relativ hoch ein. Und Gerhard Bruder (Grüne/Offene Liste) konnte nicht verstehen, warum mit der Sanierung nicht schon wesentlich früher begonnen worden sei. Ein Vertreter der Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd in Neustadt begründete dies in der Ausschusssitzung damit, dass sich der Handlungsbedarf durch die häufigeren Niedrigwasserphasen des Rheins in letzter Zeit ergeben habe. Die Kalkschlammschicht könne einbrechen, wenn Menschen oder Tiere darauf liefen. Dann bestehe die Gefahr von Verätzungen. „Der Fluch der bösen Tat rächt sich spät“, kommentierte Bruder.

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